Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
Vom Netzwerk:
Vater werden, wirst du das verstehen.”
    Sie war nicht mehr in Sams Arbeitszimmer gewesen, seit er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Als sie die Tür öffnete, fluteten all die Bilder wieder auf sie ein. War das wirklich erst eine Woche her? Verträumt strich sie leicht über das dunkelgrüne Leder des antiken Schreibtischsessels. Generationen von Wintons hatten in diesem Stuhl gesessen. Die Vorstellung gab ihr ein gutes Gefühl.
    Das Babyfon lag auf Sams Schreibtisch, versteckt unter durcheinander herumliegenden Papieren. Sie seufzte. Da hatte sie tagelang sein Büro organisiert, und er hatte sofort einen anderen Platz gefunden, um ein neues Chaos zu kreieren. Aber sie wagte es nicht, an seine persönlichen Dinge zu gehen, deshalb wandte sie nur resigniert den Blick ab und bückte sich, um das Kabel des Empfängers aus der Steckdose unter dem Schreibtisch zu ziehen.
    Das Kabel war unter einen Stapel Ordner eingeklemmt, und als sie daran zog, purzelten die Ordner auseinander. Rasch wollte sie sie wieder aufstapeln, als ihr Blick auf einen der Ordner fiel. Sie kannte diese Handschrift. Es war Ellens.
    Mit zitternder Hand griff sie danach. Das musste das Projekt sein, an dem Sam und Ellen gemeinsam gearbeitet hatten. Sie wollte nur einmal kurz durch die Seiten blättern, nur für eine Minute ihrer Schwester wieder nahe sein. Haley setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Schreibtisch.
    Ja, das war Ellens typischer Stil. Mit nur wenigen Strichen konnte sie einer gezeichneten Figur Leben einhauchen, sie traurig, glücklich, erstaunt, ängstlich aussehen lassen. Mit einem melancholischen Lächeln betrachtete Haley die Zeichnungen, bis sie auf ein einzelnes Blatt stieß, unansehnlich mit Kaffeerändern verschmiert. Als sie es umdrehte, stockte ihr der Atem.
    Es war die Menüfolge eines Empfangs vor drei Jahren, und auf der Rückseite dieser Speisekarte waren Entwürfe des
Cosmic Panda
zu sehen, gezeichnet mit Ellens unverkennbaren Federstrichen. Entwürfe zwar nur, aber es war eindeutig zu erkennen, dass die heutige Figur die gleichen Züge trug.
    Dies musste die Geburtsstunde von Sams so erfolgreicher Buchfigur sein, jener Empfang, bei dem sich Ellen und Sam zum ersten Mal getroffen hatten. Anmerkungen in Ellens Handschrift waren überall, wo es auch nur einen Millimeter Platz gab, hingekritzelt, sogar einige Textstellen und Ideen – alles, was nötig war, um eine erste Geschichte zu schreiben und sie entsprechend zu illustrieren.
    Es war also doch wahr. Ellen war die Urheberin, und Sam hatte die Geschichte übernommen, ohne ihr je das Urheberrecht einzuräumen. Eine eiskalte Hand griff nach Haley. Wenn Sam dies verheimlichen konnte, wäre es dann auch möglich, dass er über seine angebliche Zeugungsunfähigkeit log? Sicher, sie hatte den Bericht mit den Testergebnissen gesehen, aber als Computerexpertin wusste sie, wie leicht sich so etwas mit einem Computer nachmachen ließ.
    Dann erinnerte sie sich wieder an den unsagbar traurigen Ausdruck in seinen Augen. Nein, niemand konnte solche Gefühle vortäuschen. Aber selbst wenn er in Bezug auf Joel nicht gelogen hatte, über die Schaffung des
Panda
-Charakters hatte er gelogen. Haley hielt den Beweis dafür in Händen.
    Und wünschte sich aus ganzem Herzen, sie hätte diesen Beweis nie gefunden. Wünschte sich, sie hätte diesen Ordner nie gesehen. Aber sie hatte ihn gesehen, hatte dieses verschmutzte Blatt Papier gesehen. Es würde immer da sein, wie eine Zeitbombe, die losgehen würde, sobald in ihrer Ehe die ersten Probleme auftauchten.
    “Was treibst du da?”
    Sie zuckte zusammen und sah auf. Sam stand über ihr, sein Gesicht düster wie Sturmwolken. Dougal stand neben ihm und wedelte freudig mit dem Schwanz. “Ach, du. Ich habe dich gar nicht kommen hören.”
    “Ja, scheint so. Ich habe nach Joel geschaut. Er schläft noch.”
    “Ja, ich weiß. Der Empfänger ist hier.”
    “Aha. Und du? Schnüffelst also in aller Seelenruhe in meinem Arbeitszimmer herum, was?”
    Man konnte seiner Stimme anhören, dass er seine Wut nur mühsam zügelte. Ihr Mut sank. “Ich habe nicht herumgeschnüffelt. Ich habe den Empfänger gesucht.”
    “Er liegt
auf
dem Tisch, nicht
unter
dem Tisch.”
    “Ich weiß, aber das Kabel hatte sich verheddert.” Es hörte sich wie eine Ausrede an, aber es war die Wahrheit. Und das hob ihren Mut wieder ein bisschen. “Dabei habe ich das hier gefunden.”
    Er schaute nur kurz auf den Ordner, den sie ihm

Weitere Kostenlose Bücher