Julia Extra Band 0193
über den Teppich gestolpert”, versuchte Haley sich herauszureden.
“Klar, vielleicht hat dich aber auch Sam Winton umgeworfen, was?”, meinte Miranda gut gelaunt. “Und er? Fühlt er genauso?”
“Miranda, wir heiraten, weil es für uns beide eine sehr gute und praktische Lösung ist. Er wird ein wunderbarer Vater und Ehemann sein, ich weiß es.” Sie hatte nicht vor, Sams Gründe anzugeben, auch nicht gegenüber ihrer besten Freundin. Auch wenn Miranda bereits von ihr erfahren hatte, dass Sam nicht Joels leiblicher Vater war.
“Na ja, ich bin sicher, du weißt, was das Richtige für dich ist. Und ich freue mich, deine Trauzeugin sein zu dürfen.”
“Ja, ich bin sicher, das Richtige zu tun”, bestätigte Haley. Doch als sie sich einige Minuten später von Miranda verabschiedete, stellte sie sich die Frage aller Fragen: Tat sie wirklich das Richtige? Sie hatte Miranda nichts davon gesagt, doch seit Sam ihr vor einer guten Woche den Antrag gemacht hatte, hatte Haley sich der Wahrheit gestellt: Sie liebte ihn, aber sie zweifelte daran, dass er das Gleiche für sie empfand.
Sie hatte immer geglaubt, dass, wenn sie sich einmal verlieben sollte, es sie wie ein Blitz treffen würde. Doch bei Sam war es anders. Langsam, aber stetig hatte sie ihn lieben gelernt, mit jeder kleinen Aufmerksamkeit, die er ihr erwies, durch seine Rücksichtnahme und sein verständnisvolles Mitgefühl. Er hatte nicht wieder versucht, mit ihr zu schlafen, sondern ihr versichert, dass er bis zur Hochzeitsnacht warten wollte. Woher nur hatte er gewusst, dass dies genau das war, was sie sich immer gewünscht hatte? Dass sie immer auf den Einen, den Richtigen gewartet hatte. War Sam wirklich dieser Richtige, den sie sich schon so lange herbeigesehnt hatte? Aber das war der einzige Grund, warum sie ihn damals in dem Pavillon so weit hatte gehen lassen. Anders war es nicht zu erklären.
Es war schon erstaunlich: Sie kannte ihn gerade einen Monat, und schon kam es ihr vor, als wäre er immer ein Teil ihres Lebens gewesen. Vielleicht liebte er sie im Moment nicht, aber er würde sie lieben lernen, da war sie ganz sicher. Er musste doch auch spüren, dass es etwas Besonderes zwischen ihnen gab!
War aus “dem Biest” nun doch ein Prinz geworden? Jetzt, da sie wusste, dass Sam unmöglich Joels Vater sein konnte, erschien Haley Ellens Spitzname für Sam völlig unangebracht. Und da sie ihn auch besser kannte, schien es ihr immer unwahrscheinlicher, dass er Ellens Idee gestohlen hatte. Haley hatte beschlossen, ihre Nachforschungen nicht mehr weiterzuführen. Ellen wäre damit einverstanden gewesen, das wusste sie. Ihre Schwester hatte Intrigen und Misstrauen gehasst, und wahrscheinlich hätte sie ihr sogar begeistert bei den Hochzeitsvorbereitungen geholfen.
Haley traten Tränen in die Augen. Wie sehr Ellen ihr fehlte! Aber Ellen lebt in Joel weiter, dachte sie und ging zu dem Baby, um es auf den Arm zu nehmen.
“Du hast genau die gleichen großen blauen Augen wie deine Mutter, weißt du das?”
Joel sah sie groß an, und so viel Weisheit und Unschuld lag in seinem Blick. “Da-ba-ba”, meinte er ernst.
“Genau das, was ich auch immer sage.” Haley kitzelte ihn und erntete dafür ein glückliches Lachen. “Sieh nur, dein erster Zahn zeigt sich!”, rief sie begeistert. “Das müssen wir gleich deinem neuen Daddy zeigen, wenn er nach Hause kommt.”
Ein warmes Glücksgefühl durchströmte sie. Von jetzt an würde sie immer jemanden haben, mit dem sie die großen Meilensteine in Joels Leben teilen konnte. Und die ihres eigenen Lebens. Joel zappelte fröhlich auf ihrem Arm. “Ja, ich weiß, du kannst es kaum erwarten. Ich auch nicht. Aber jetzt”, sie legte das Baby in die Krippe und deckte es zärtlich zu, “ist es Zeit, ein Nickerchen zu machen. Du brauchst doch Kraft, damit all diese wunderschönen weißen Zähnchen wachsen können.”
Joel gähnte prompt und protestierte auch nicht. Dougal kam herangetrottet und legte sich auf die Türschwelle. Er hatte ganz automatisch die Rolle als Joels Beschützer übernommen. Sollte Joel sich rühren, würde er Haley sofort holen. Überhaupt hielt Dougal sich in letzter Zeit immer in Joels Nähe auf und wich nur von dessen Seite, wenn Sam nach Hause kam.
Haley kraulte Dougal liebevoll hinter den Ohren. “Es ist nicht so, dass ich dir nicht traue. Aber ich werde noch ein bisschen im Büro arbeiten, deshalb ist es besser, wenn ich das Babyfon hole. Glaub mir, solltest du selbst mal
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