Julia Extra Band 0193
Zweifel an deiner irrsinnigen Theorie hast? Ich werde überleben, auch ohne dass du eine gute Meinung von mir hast. Aber ich werde nicht zulassen, dass du meinen Sohn mit deinen bösartigen Verdächtigungen vergiftest.”
Sie spielte abwesend mit einem Bleistift auf dem Schreibtisch. “Das würde ich nie tun”, murmelte sie. “Ich wollte doch nur mein Baby beschützen.”
Er betrachtete sie lange schweigend. Dann sagte er: “Du bist mir ein Rätsel, Haley. Aber immerhin sind wir uns in dieser Hinsicht einig.” Er schüttelte den Kopf. “Nachdem ich die Praxis verlassen hatte, ging ich wie auf Wolken, so glücklich war ich. Vor lauter Euphorie habe ich das hier gekauft.” Sein Ton deutete an, dass er diesen impulsiven Kauf jetzt wohl bereute.
Er griff in seine Jackentasche, zog ein kleines samtenes Kästchen heraus und ließ es aufschnappen. Haley sog hörbar den Atem ein. Es war der schönste Verlobungsring, den sie je gesehen hatte. Ein großer Diamant, eingefasst in Gold und Platin, der strahlend auffunkelte, als das Licht ihn traf.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, als Sam ihre Hand nahm und ihr den Ring über den Finger streifte. Oh, wenn diese Geste doch nur aus Liebe geschehen wäre, nicht aus einer nüchternen Abmachung!
“Er sieht wie echt aus”, flüsterte sie benommen und meinte damit ein echtes Symbol der Liebe.
Doch Sam hörte einen anderen Sinn aus ihren Worten heraus. “Ich kann dir das Echtheitszertifikat überlassen, wenn du möchtest.”
Sein eiskalter Ton war wie eine Ohrfeige. Sie schluckte. “Das ist nicht nötig. Der Ring ist wunderschön. Und er passt genau.”
“Ich habe eine deiner Haarsträhnen um meinen Finger gewickelt und dann von der Länge die Ringgröße geschätzt.”
Es hatte nur eine Gelegenheit gegeben, um so etwas zu tun – damals im Pavillon unten am See, als sie fast miteinander geschlafen hätten. Der Gedanke erschütterte sie. Er war so nahe daran gewesen, echte Gefühle für sie zu empfinden – bis heute, da er nun glaubte, sie beim Schnüffeln in seinem Arbeitszimmer ertappt zu haben.
Der Ordner. Bis jetzt hat Sam es immer noch sorgfältig vermieden, eine Erklärung anzubieten, dachte sie mit einem Stich. Wenn es eine logische Erklärung gab, warum sagte er es ihr dann nicht? Solange er diese Sache nicht aus der Welt schaffte, würde immer ein Rest Misstrauen an ihr nagen.
Er wollte, dass sie ihm vertraute, aber er war nicht bereit, ihr Vertrauen entgegenzubringen. Na schön, dann soll es eben so bleiben, dachte sie wütend. Sie nahm das Babyfon und rollte das Kabel zusammen. “Ich werde wohl besser wieder an die Arbeit gehen.”
Seine Hand legte sich auf ihren Arm und hielt sie zurück. “Du hast genug getan.”
Der Boden unter ihren Füßen schien nachzugeben. “Ich bin also gefeuert?”
Er schüttelte den Kopf. “Da wir jetzt offiziell verlobt sind, solltest du dieses Haus als dein Heim betrachten, nicht als deinen Arbeitsplatz.”
“Aber der Job ist doch noch nicht erledigt.”
“Für dich schon. Von jetzt an wird es deine Aufgabe sein, meine Frau und die Mutter meines Sohnes zu sein.” Für einen Moment wurde seine Miene weicher. “Mein Sohn, wie ungewohnt sich das anhört. Ich habe einen Sohn.”
“Du hast noch keinen Bluttest gemacht”, erinnerte sie ihn leise.
“Das brauche ich auch nicht. Ich habe schon immer Kinder gemocht, aber bei Joel war noch etwas anderes da. So, als wäre er ein Teil von mir. Ich habe es von Anfang an gespürt. Jetzt ist mir auch klar, warum.”
“Ja, er scheint es auch zu spüren”, gab sie leise zu.
Der Gedanke schien ihn mit ehrfurchtsvoller Verwunderung zu erfüllen. “Ja, nicht wahr?” Dann wurde seine Miene schlagartig ernst. “Wenn ich daran denke, dass ich meinen Sohn verleugnet habe, wegen der Eitelkeit einer einzelnen Frau!”
“Wirst du etwas unternehmen? Ich meine, hinsichtlich deines Schwagers?”
“Er ist die Mühe nicht wert. Das Leben holt jeden ein. Irgendwann wird er dafür bezahlen müssen, und meine Exfrau auch.” Er winkte verächtlich ab. “Mich kümmert das nicht mehr. Ich habe jetzt meinen Sohn, und ich weiß, dass ich körperlich völlig in Ordnung bin.”
Sein männlicher Stolz war also wieder instand gesetzt. Haley sah Bilder vor sich, wie Sam seinen Sohn in die Geheimnisse der Männerwelt einweihen würde, jetzt, da kein Mangel seinem männlichen Ego mehr Abbruch tat. Und er würde es gut machen, daran zweifelte Haley nicht. Joel durfte sich glücklich
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