Julia Extra Band 0193
seine Schlüssel und das Handy vom Tresen und griff nach seiner Jeansjacke.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich über deine Hilfe bin.“ Dann wandte er sich an April. „Sweetheart, Daddy muss zu einem kranken Pferd. Piper wird bei dir bleiben, bis ich wieder zurück bin. Okay?“
„Okay“, erwiderte April, ohne sich durch die Nachricht von ihrer Beschäftigung ablenken zu lassen. „Die Nummer meines Handys liegt auf dem Kühlschrank, falls du mich brauchen solltest“, sagte er. „Ich werde anrufen, wenn die Sache länger als zwei Stunden dauern sollte.“
„Schön“, sagte Piper.
„April hält manchmal am Nachmittag ein kleines Schläfchen. Aber nur, wenn sie launisch wird.“
„In Ordnung, ein Schläfchen, wenn sie launisch wird“, wiederholte Piper. Was ist mit
launisch
wohl gemeint, dachte sie nervös. Sie hoffte nur, dass sie mit diesem Problem nicht konfrontiert werden würde.
„Was machst du mit Nana, wenn dein Daddy nicht hier ist?“, fragte Piper wenige Minuten später, als sie die Teller abräumte.
„Manchmal gehen wir in den Park, und manchmal liest sie mir eine Geschichte vor“, erwiderte April. „Kannst du mir eine Geschichte vorlesen?“
„Klar“, sagte Piper erleichtert.
April lächelte. „Meine Bücher sind in meinem Zimmer. Ich werde eines holen“, sagte sie, während sie aus ihrem Sitz kletterte.
„Ach, warte noch einen Augenblick“, sagte Piper. Aprils Hände und Gesicht waren noch voller Ketchup. „Zuerst müssen wir dich ein wenig sauber kriegen.“
April verzog das Gesicht und wand sich wie ein Aal, als Piper die Ketchupflecken aus dem Gesicht des Kindes zu wischen versuchte. „Du hast großes Glück, dass dir jemand etwas vorliest und sich um dich kümmert“, sagte Piper, als sie die beiden schmutzigen Hände abwusch.
„Nana ist nett, aber ich hätte schon gern eine eigene Mami für mich.“ Das klang so wehmütig, dass Piper das Mädchen spontan in ihr Herz schloss. „Vielleicht wirst du eines Tages eine neue Mami bekommen“, erwiderte sie nach einer kurzen Pause.
„Nana glaubt, dass Daddy ganz schnell eine neue Mami finden könnte, wenn er sich nur umschauen würde“, vertraute April ihr an.
Piper unterdrückte ein Lächeln. „Ich glaube nicht, dass es ganz so einfach ist“, sagte sie, während sie sich im Stillen fragte, ob Kyle von dem geheimen Wunsch seiner Tochter wusste.
3. KAPITEL
Kyle stieg langsam die Treppen zu seiner Wohnung hoch. Er war zwei Stunden in Nelsons Stallungen gewesen und hatte ein Pferd behandelt, das wie wild um sich gebissen hatte.
Nachdem er eine Kolik diagnostiziert hatte, hatte er ihm eine Wasser-Öl-Mischung und ein Schmerzmittel verabreicht. Er hatte noch den Erfolg seiner Behandlung abgewartet. Nun fühlte er sich todmüde nach diesem langen, stressigen Tag.
Er lauschte, konnte aber keine Stimmen hören. Vielleicht hatte April Piper zu einem Spaziergang im nahe gelegenen Park überredet, um dort schaukeln zu können.
Als Kyle die Tür öffnete, blieb er abrupt stehen. Piper und April lagen schlafend auf dem Sofa. Piper hatte den Arm um seine Tochter gelegt, die mit ihrem Kopf auf Pipers gerundetem Bauch aufruhte.
Eines von Aprils Lieblingsbüchern über einen Hahn namens Brewster lag auf dem Boden. Kyle schloss leise die Tür hinter sich und lächelte, als er den Stapel mit Bilderbüchern auf dem Tisch bemerkte.
Er blickte wieder auf die schlafenden Gestalten und stellte sich für einen Moment in seiner Fantasie vor, dass dies seine Familie sei. Seine Tochter und seine hochschwangere Frau, die auf ihn warteten.
Es war ein Traum, den er immer gehegt hatte. Er hatte sich eine liebende Frau und ein Heim voller Kinder gewünscht. Nach der Hochzeit mit Elise hatte er geglaubt, dass sie eine perfekte Familie abgeben würden.
Doch schon die ersten gemeinsamen Jahre waren ziemlich steinig gewesen. Dann wurde Elise schwanger, und die Ehe verschlechterte sich zunehmend. Sie war überhaupt nicht begeistert von der Aussicht gewesen, eine Familie mit Kindern zu gründen, weil sie im Grunde immer noch eine Schauspielkarriere anstrebte.
Wenige Tage nach Aprils vorzeitiger Geburt hatte sich Elise aus dem Krankenhaus entfernt und mit dem nächsten Bus, der nach New York fuhr, die Stadt verlassen.
Ihre Abreise hatte ihn im Grunde nicht überrascht. Kyle konnte nur nicht ergründen, warum sie nie danach gefragt hatte, wie es dem Baby ging. Er hatte diese Tatsache Elise bis heute nicht vergeben.
Ein Jahr später
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