Julia Extra Band 0193
Erleichterung auf seinem sonst maskenhaften Gesicht.
„Ich weiß nicht, wie wir heute ohne dich zurechtgekommen wären“, sagte Kyle, als er Piper zur Tür brachte.
„April und ich hatten unseren Spaß“, sagte sie. „Bis morgen“, fügte sie noch hinzu, bevor sie zum Abschied winkte.
Die nächsten zwei Wochen verbrachte Piper vormittags in der Tierklinik. Sie freute sich jeden Tag auf die Arbeit sowie den Kontakt mit Kyle und den Leuten mit ihren kranken Haustieren.
Es war offensichtlich, dass er als Tierarzt sehr beliebt und geschätzt war. Piper fing an, den Mann zu bewundern, der so ruhig, mitfühlend und effizient seine Arbeit versah.
Mehrmals in der letzten Woche war sie dageblieben, um auf April aufzupassen. Vera hatte so mehr Zeit mit Frank im Krankenhaus verbringen können, der langsam, aber stetig Fortschritte machte. Er würde in wenigen Wochen wieder genesen sein.
Jede gemeinsam mit April verbrachte Stunde stärkte Pipers Selbstvertrauen. Piper wusste, dass sie Glück mit Aprils offenem Charakter gehabt hatte. Auch hier konnte sie Kyle nur bewundern, der seine Tochter so gut allein erzogen hatte.
An diesem Nachmittag ging es schon gegen vier Uhr, als Kyle endlich zurückkehrte. Er hatte nach einem Pferd sehen müssen, das in einen Stacheldrahtzaun gelaufen war.
Piper ging immer gleich, sobald Kyle heimkam, obwohl sie manchmal gerne noch länger dageblieben wäre, um ihn im Umgang mit seiner Tochter zu erleben.
„Da bist du ja, Darling.“ Nora Diamond sah vom Küchentisch auf, wo sie in einer Zeitschrift blätterte. „Ich dachte, dass du schon viel früher zurückkommen würdest. Warst du einkaufen, Piper?“
„Nein. Kyle musste zu einem Pferd fahren, und ich habe währenddessen auf April aufgepasst.“
„Sie ist so ein niedliches Kind“, sagte ihre Mutter. „Es ist eine Schande, dass Kyles Ehe in die Brüche gegangen ist. Aber Elise war nicht die Richtige für ihn, weil sie diese Schauspielerei noch nicht ausgeschwitzt hatte. Vera ist selbstverständlich für ihn eine unschätzbare Hilfe“, fügte Nora hinzu. „Die ganze Stadt weiß, dass sie Frank längst geheiratet hätte, wenn sie sich nicht Kyle gegenüber verpflichtet fühlen würde.“
Nora seufzte, bevor sie fortfuhr. „Vera sagt selbstverständlich kein Sterbenswort, aber sie wünscht sich sicherlich, dass Kyle wieder heiratet. Außerdem braucht er eine Frau und das kleine Mädchen eine Mutter.“
Piper schenkte sich kommentarlos ein Glas mit Saft ein.
„Ach, bevor ich es vergesse“, fügte ihre Mutter eilig hinzu. „Heute Vormittag ist ein Einschreiben für dich angekommen. Es ist von einer Anwaltskanzlei in New York.“
In Piper krampfte sich plötzlich alles zusammen. „Wo ist der Brief?“
„Dein Vater hat ihn auf den Tisch in der Eingangshalle gelegt.“
„Ich werde mich vor dem Abendessen noch kurz duschen“, sagte Piper.
„Mach das, meine Liebe.“
Piper nahm den Brief vom Tisch im Foyer und eilte nach oben in ihr Zimmer. Sie schloss die Tür und riss den Umschlag auf. Nachdem sie den Inhalt überflogen hatte, sank sie auf ihr Bett.
Der Brief der Kanzlei Bedford, Black & Wiesman informierte sie darüber, dass sie sich in zwei Wochen zu einem vorläufigen Gespräch in New York einfinden sollte.
Piper verwünschte wieder einmal, dass sie nach Wesleys Tod mit seinen Eltern Kontakt aufgenommen und ihnen von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte. Sie hatte gedacht, dass seine Eltern nach dem Verlust ihres Sohns ein Recht darauf besaßen, von ihrem Enkelkind zu wissen.
Überraschenderweise hatten sie ähnlich reagiert wie ihr Sohn. Sie hatten sofort nachgefragt, ob es wirklich hundertprozentig Wesleys Baby sei.
Nachdem sie den Hunters dies bestätigt hatte, hatte Wesleys Mutter das Gespräch schnell beendet. Jedoch nicht ohne ihr eine baldige Reaktion durch ihre Anwälte anzukündigen.
Drei Tage später hatte sie beim Packen ein Anruf erreicht, in dem Regis Bedford sie darüber informierte, dass die Hunters eine Klage um das Sorgerecht für ihr Enkelkind anstrengen würden.
Sie führten an, dass Pipers Arbeit als Fotografin viele Reisen erforderlich mache und als Ersatz für die Mutter weder Vater noch Ehemann verfügbar seien. Daher sei es besser, das Kind von den Großeltern erziehen zu lassen, die genügend finanzielle und zeitliche Ressourcen besaßen, um dem Kind einen stabilen familiären Hintergrund zu bieten.
Außer sich vor Wut über diese ungeheuerliche Einmischung in ihr Leben, hatte
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