Julia Extra Band 0193
dieser Woche hatte Piper das Abendessen zubereitet. Sie hatte ihm angeboten, länger dazubleiben, damit Vera im Krankenhaus sein konnte. Wenn es gegen die Abendessenszeit ging, hatte sie die Wartezeit mit dem Kochen verkürzt.
„Es sieht ganz danach aus“, erwiderte Piper mit bemüht beiläufigem Ton. Kyle sah todmüde aus. Sein Haar war zerzaust und fiel ihm jungenhaft in die Stirn, was zugleich verletzlich wirkte.
„April hat mir berichtet, dass ihr zusammen das Abendessen gekocht habt.“ Kyle ging zum Herd hinüber und hob den Deckel eines Topfes. „Hmm. Viel Oregano und Knoblauch, genau wie ich es liebe.“ Er lächelte Piper an.
Sie vermochte nur zu nicken. Ihr Herzschlag wurde wieder unruhig, weil er sie angelächelt hatte.
„Ich hoffe, du leistest uns beim Essen Gesellschaft“, fügte Kyle hinzu.
„Aber gern“, antwortete Piper errötend. Am Morgen hatte es keine Gelegenheit zum geplanten Gespräch mit Kyle gegeben.
„Ich wasche mich nur noch kurz.“
„Beeil dich, Daddy“, rief April ihrem Vater hinterher, als er aus der Küche ging.
Piper sah Kyle nach. Sie war nervös, weil sie nicht wusste, wie sie ihm ihren Vorschlag am besten unterbreiten konnte.
Als sie ihren Eltern von dem Plan der Hunters erzählt hatte, hatte sie auch den Vorschlag der befreundeten Anwältin erwähnt, die Klage um das Sorgerecht mit bestimmten Schritten zu unterbinden. Sie hatte nicht genauer ausgeführt, um welche Schritte es sich dabei handelte.
Sie stellte den Grill an, um das Knoblauchbrot zu toasten.
Dann schüttete sie die Spaghetti in ein Sieb. Als Kyle wiederkam, stand bereits alles auf dem Tisch.
„Das waren die besten Pisghetti, die ich je gegessen habe“, sagte Kyle kurze Zeit später und lehnte sich bequem auf seinem Stuhl zurück. „Ich muss das Rezept dafür haben, Piper.“
„Es ist ganz einfach“, gab sie erfreut über sein Kompliment zurück. Während des Essens hatten sie über die Veränderungen in Kincade gesprochen, die ihr seit ihrer Rückkehr aufgefallen waren.
„Ach, ich glaube, hier ist jetzt jemand reif für sein Bett“, sagte Kyle leise. Er wies mit dem Kopf in Richtung April, die ihre Augen kaum noch offen halten konnte. „Komm, mein Zwerg. Erst ins Bad und dann ab in den Schlafanzug.“ Kyle erhob sich.
„Liest du mir eine Geschichte vor?“, fragte April schläfrig, als ihr Vater sie hochhob.
„Natürlich“, sagte er und trug sie aus der Küche.
„Gute Nacht, Piper“, sagte April. „Danke, dass du auf mich aufgepasst hast. Es hat mir Spaß gemacht.“
„Mir auch“, erwiderte Piper, während sie sich erhob, um die Teller abzuräumen.
Sie stapelte das Geschirr in die Spülmaschine, während sie in Gedanken ihre für Kyle zurechtgelegten Worte durchging. Er würde natürlich überrascht sein, aber sie würde ihn irgendwie von den Vorteilen einer Vernunftehe für beide Seiten überzeugen können.
„Sie ist im Nu eingeschlafen“, sagte Kyle, als er nach kurzer Zeit zurückkehrte. „Du hättest warten sollen, bis ich zurück bin, dann hätte ich dir beim Aufräumen geholfen“, tadelte er sie sanft.
„Das ist schon in Ordnung“, sagte Piper, die die Arbeitsplatte abwischte. Ihre Nerven spielten jetzt vollkommen verrückt. Sie suchte nach dem richtigen Anfang für das entscheidende Gespräch.
„Ich danke dir für alles“, fuhr Kyle aufrichtig fort. „Ich weiß wirklich nicht, was wir die letzten zwei Wochen ohne dich gemacht hätten. Wenn ich mich mit irgendeinem Gefallen revanchieren kann, sag es mir nur.“
Pipers Herz blieb für einen Moment stehen. Sie suchte seinen Blick. „Nun, es gibt tatsächlich etwas, das du für mich tun könntest.“
„Dann schieß los“, erwiderte Kyle.
„Heirate mich.“
Das auf diese Worte folgende Schweigen war voller Spannung. „Hast du wirklich das gesagt, was ich zu hören geglaubt habe?“, fragte Kyle schließlich.
Piper holte kurz Luft. „Wenn du mich bitten gehört hast, mich zu heiraten, dann ja.“
Seine Augen waren völlig undurchdringlich und stählern. „Ist das ein Scherz?“
„Nein, es ist mein Ernst“, versicherte ihm Piper. Seine Miene verfinsterte sich.
„Ich verstehe dich nicht.“ Kyle fuhr sich mit der Hand durchs Haar und rieb sich den Nacken, bevor er zum Fenster hinüberging.
Draußen wurde es dunkel, sodass sich sein Gesicht in der Scheibe spiegelte.
„Ich brauche einen Ehemann …“, fing Piper möglichst ruhig an.
Kyle drehte sich wütend um. „Du brauchst einen Ehemann?
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