Julia Extra Band 0193
Es geht dir doch sicher nicht nur um Sex?“, fügte er zornig hinzu.
Piper wurde rot vor Scham. Sie konnte seine heftige Reaktion verstehen, da sie ihn vor Jahren so ungeschickt zu verführen versucht hatte.
„Ich bin nicht … das ist nicht der …“ Sie brach ab. Während sie weiter tapfer in sein finsteres Gesicht sah, setzte sie noch einmal an.
„Ich brauche einen Ehemann, weil die Hunters – also die Großeltern des Babys väterlicherseits – das Sorgerecht einklagen wollen.“ Während sie sprach, legte sie die Hände schützend auf ihren Bauch.
„Mit welcher Begründung?“, fragte Kyle.
„Mit der Begründung, dass eine alleinerziehende Frau mit einer Arbeit, die häufig längere Reisen nach sich zieht, dem Kind keinen stabilen familiären Rückhalt bieten kann.“
Kyle starrte sie entgeistert an. „Das meinst du nicht ernst.“
Jetzt wurde Piper wütend. „Glaubst du etwa, dass ich mir so etwas ausdenke?“, rief sie heftig. „Ich kann dir den Brief zeigen, den ich gestern von den Anwälten bekommen habe, falls du mir nicht glaubst. Nur zu deiner Information: Ich frage Fremde normalerweise nicht, ob sie mich heiraten“, fügte sie sarkastisch hinzu.
„Vor acht Jahren bist du auch einfach auf mich zugekommen und hast mich gefragt, ob ich dich lieben möchte. Obwohl ich für dich praktisch ein Fremder war“, erwiderte er kühl. „Ich glaube, dass du zu allem fähig bist.“
Piper zuckte zusammen, als ob er sie geschlagen hätte. „Ich habe das wahrscheinlich verdient“, sagte sie, während sie um ihre Beherrschung rang. „Halte mir aber doch bitte zugute, dass ich damals achtzehn Jahre alt war und mit meinen Hormonen zu kämpfen hatte. Auch wenn ich es ungern zugebe, hattest du mir damals zu Recht einen Korb gegeben. Jeder andere hätte wahrscheinlich die Situation ausgenutzt.“
„Glaube nur nicht, dass ich nicht auch versucht war“, murmelte Kyle zwischen den Zähnen.
Schockiert blieb ihr die Antwort im Halse stecken.
„Lass uns die Sache ein für alle Mal klarstellen. Du brauchst einen Ehemann.“
„Ja“, bestätigte sie. „Und zwar nur auf dem Papier. Es handelt sich um eine Vernunftehe“, fügte sie hinzu. „Nur um den Hunters und den Anwälten zu beweisen, dass meine unruhige Jugend vorbei ist und ich langsam häuslich werde.“
„Eine Vernunftehe, sagst du?“ Der Ausdruck schien ihn zu amüsieren. „Ich dachte, dass so etwas seit den Tagen der Reifröcke und Korsetts ausgestorben ist.“
„Außergewöhnliche Probleme verlangen nach außergewöhnlichen Lösungen.“
Sein tiefes Lachen klang hohl. „Vielleicht, aber ich weiß nicht, ob es auch für mich die richtige Lösung ist.“
Piper errötete noch stärker.
„Außerdem“, fuhr Kyle fort. „Wieso fragst du ausgerechnet mich? Hast du nicht reiche, erfolgreiche Freunde, die dir gern helfen würden?“
Piper blieb einen Moment lang stumm, als sie die unerwartete Bitterkeit aus Kyles Worten heraushörte. „Ich habe hier nicht mehr viele Freunde. Zumindest keine, die ich so gut kenne, dass ich sie fragen könnte“, gab sie zu.
„Dann bin ich also dein bester Freund?“, entgegnete er sarkastisch.
Pipers Kopf glühte. „Ich habe nur …“
Er unterbrach sie. „Und was halten deine Eltern davon?“ Er runzelte die Stirn, als sie den Blick abwandte. „Du hast ihnen also noch nichts davon erzählt.“
„Ich treffe und trage meine Entscheidungen stets allein. Das war schon immer so“, sagte sie ruhig.
„Das ist eine gute Eigenschaft, dennoch lockt mich dieses Arrangement nicht besonders“, sagte er trocken.
Er war froh, dass sie einen Moment unsicher zu werden schien. Nachdem er den ersten Schock über ihr Angebot überwunden hatte, konnte er nicht umhin, ihren Mut und ihre Entschlossenheit zu bewundern.
Nur wenige Frauen hatten den Nerv, ihre Karten so offen auf den Tisch zu legen. Schon damals war sie so direkt gewesen. Sie hatte ihre Hand auf sein Gesicht gelegt und ihren Körper in freimütiger Erotik an ihn gedrängt.
Bei der Erinnerung daran krampfte er sich zusammen. Er hatte diese Augenblicke all die Jahre nie vergessen können. Manchmal hatte er sich gewünscht, sie damals mit zu sich nach Hause genommen und leidenschaftlich geliebt zu haben.
Er hatte es zweifellos gewollt, und zwar mit einem Begehren, von dem er wie besessen war. Wenn sein Gewissen nicht streng dagegen gehalten hätte, hätte er sicher ihr mutwilliges Angebot angenommen. Immerhin hatte es ihm eine seltsame
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