Julia Extra Band 0211
Erste erfahren.”
Marcus mischte sich ein. “Liebe auf den ersten Blick, wie? Wenn selbst du nichts wusstest, Katie …”
“Er hat sie ein paarmal erwähnt, aber nie so, dass ich gemerkt habe, was sie ihm bedeutet. Anscheinend hatte er Angst, dass sie ihm einen Korb geben würde. Sie hat erst vor zwei Wochen zugesagt, mit ihm nach Neuseeland zu kommen, und darum hat sich Dean entschlossen, uns zu überraschen. Er wollte unsere verblüfften Gesichter mit eigenen Augen sehen.”
Zum Glück hat er meines nicht bemerkt, dachte Jenna unglücklich. Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Es ist jedenfalls eine nette Überraschung gewesen, nicht wahr?”
“Ja, irgendwie schon”, erwiderte Katie mit einem leisen Zweifel in der Stimme. “Macht es dir wirklich nichts aus?”
“Natürlich nicht. Dean ist glücklich, und das freut mich. Dich nicht?”
“Ich dachte immer, dass ihr beide einmal zusammen sein würdet. Schon als Kinder habt ihr immer gesagt, dass ihr heiraten wollt.”
Jennas Lachen war eine schauspielerische Meisterleistung. “Wie alt waren wir damals? Acht? Also wirklich, Katie!”
“Als wir älter wurden, sah es manchmal so aus, als ob aus euch mehr als nur Freunde würden.”
Auch Jenna hatte das geglaubt. Dean und sie hatten sich sogar ein paarmal geküsst. Sie hatte angenommen, dass sie sich erst einmal um ihre Ausbildung kümmern und dann später ihre Beziehung zueinander weiter ausbauen würden.
Als es plötzlich die Möglichkeit für Dean gegeben hatte, nach Amerika zu gehen, hatte er sie um Rat gefragt. Irgendwie war es ihr damals gelungen, ihre Panik zu verbergen; sie ermunterte ihn vielmehr, sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen zu lassen.
Als er sie damals zum Abschied geküsst hatte, war das nicht aus Freundschaft geschehen. Der Kuss schien ihr ein Versprechen zu sein, an das sie sich vier Jahre lang geklammert hatte. Jetzt fragte sie sich, ob Dean sich überhaupt noch daran erinnerte. Jedenfalls hatte der Kuss für ihn wohl nie dieselbe Bedeutung gehabt wie für sie.
“Wir haben uns verändert”, sagte sie. “Wenn es etwas Ernstes gewesen wäre, hätte Dean mich doch nicht so einfach verlassen, nicht wahr?”
“Dir wäre es so am liebsten gewesen, nicht wahr, Katie?”, meinte Marcus. “Dein Zwillingsbruder und deine beste Freundin. Aber manchmal klappt es eben nicht so, wie man sich das erhofft. Unsere Jugendlieben werden erwachsen und heiraten jemand anderen.”
Katie sah ihre Freundin an. “Habe ich mir das also alles nur eingebildet?”
“Es ist schon lange vorbei.” Jenna bemühte sich, ihre Stimme überzeugend klingen zu lassen.
Komischerweise schien ihr Katie zu glauben. “Dann ist es ja gut”, sagte sie. Für einen Moment sah sie ihre Freundin nachdenklich an und begann dann, die Spülmaschine einzuräumen.
Jenna und Marcus tranken ihre Tassen leer, und dann gingen sie zu dritt ins Wohnzimmer zurück. Inzwischen waren einige Nachbarn eingetroffen, die Dean willkommen heißen wollten. Eine Cousine hatte angerufen, um sich nach dem Weltenbummler zu erkundigen, und wurde sogleich samt ihren Eltern und ihrem Freund ins Haus der Crossans eingeladen.
Es herrschte eine richtige Partystimmung. Jenna plauderte scheinbar fröhlich mit allen möglichen Leuten und schaffte es sogar, sich mit Callie und Dean zu unterhalten. Die Amerikanerin verhielt sich genau so, wie sie auch aussah – wie das goldene Mädchen aus Kalifornien. Sie hatte an derselben Uni wie Dean studiert, auch wenn sie sich erst vor wenigen Monaten kennengelernt hatten.
Jennas Gesichtsmuskeln schmerzten geradezu, da sie sich ständig krampfhaft bemühte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Das Pärchen flirtete ungehemmt vor ihren Augen und hätte es wahrscheinlich auch gar nicht bemerkt, wenn sich die anderen auf einmal in Luft auflösten.
Marcus legte die Hand auf Jennas Schulter. “Dad möchte, dass du seine neueste Errungenschaft siehst.”
Dankbar folgte sie Marcus zum Gewächshaus, das im hinteren Teil des Gartens stand. Mr Crossan war ein eifriger Orchideenzüchter. Als Marcus sie in das Glashaus führte, befanden sie sich inmitten einer ungeheuren Ansammlung von duftenden exotischen Blumen.
Ein deutlicher Geruch nach Erde und Feuchtigkeit hing in der kühlen Luft.
Jenna ging an den Reihen der Blumentöpfe vorbei und sah sich suchend um. “Welche ist denn neu?”
“Die rosafarbene dort drüben.” Er legte seine Hand auf ihre Hüfte und geleitete sie zu einer Orchidee mit
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