Julia Extra Band 0211
Weise daran, eigentlich nicht zur Familie zu gehören.
Als sich Callie wieder den anderen zuwandte, drehte sie sich fort und wollte blindlings davonstürzen.
Marcus stellte sich ihr in den Weg. “Bleib noch.” Es klang fast wie ein Befehl.
Sie wartete, während er ein paar Worte mit seinen Eltern und Katie wechselte, die ihrer Freundin immer wieder besorgte Blicke zuwarf.
Schließlich nahm er Jenna am Ellbogen. “Komm.”
Sie wollte gar nicht wissen, wohin sie gingen. Sie war nur erleichtert, diesen ganzen Albtraum erst einmal hinter sich lassen zu können. “Katie?”, fragte sie mit schwacher Stimme.
“Sie kann bei Mum und Dad mitfahren und will sich außerdem nicht von Dean trennen. Daran wird sich Callie noch gewöhnen müssen – wie nahe sich die Zwillinge stehen.”
Dean sollte nach seiner Rückkehr erst einmal bei seinen Eltern bleiben, bis er sich wieder eingelebt hatte. Sie wohnten – etwa eine halbe Stunde Autofahrt von Auckland entfernt – in einem großen Haus, das schon zu Jennas Kindheit in ihrem Besitz gewesen war. Sie kannte es beinahe genauso gut wie das weitaus kleinere nebenan, in dem sie mit ihrer Mutter gewohnt hatte.
Im Parkhaus ließ sie die kühle Morgenluft frösteln, auch wenn der Himmel inzwischen blau war.
Marcus führte sie zu seinem gepflegten, rotbraunen Auto und öffnete die Tür für sie. Erst als sie den Flughafenkomplex verlassen hatten und in Richtung Stadt fuhren, sprach er wieder.
“Ich habe den anderen gesagt, dass ich später nachkommen will. Hast du schon gefrühstückt?”
“Nein.” Sie und Katie waren viel zu aufgeregt gewesen, um zu dieser frühen Stunde bereits etwas herunterzubekommen.
“Ich auch noch nicht”, erwiderte Marcus. “Wir halten unterwegs irgendwo an.”
Jenna sagte nichts, auch wenn sie überhaupt keinen Appetit verspürte. Wie seine jüngeren Geschwister hatte auch sie es sich angewöhnt, auf Marcus zu hören.
Als sie die Stadt erreicht hatten, hielten sie bei einem kleinen Lokal. Deans Bruder bestellte für beide Orangensaft, Toast und einen starken Kaffee.
Nachdem sie zwei Scheiben Toast gegessen und eine Tasse Kaffee geleert hatte, meinte er erleichtert: “Das ist schon besser. Jetzt siehst du wenigstens nichts mehr leichenblass aus.”
“Am Morgen bin ich immer blass”, erwiderte sie.
Marcus blickte sie nachdenklich an. “Es tut mir sehr leid, Jenna.”
Sie starrte auf den Tisch. “Danke für das Frühstück.” Und dass du mich gerettet hast, dachte sie. “Ich zahle die Hälfte.”
“Mach dich doch nicht lächerlich!” Er nahm plötzlich mit seiner schlanken Hand die ihre. “Du bist eingeladen.”
Im Auto sagte Jenna zögernd: “Ich sollte jetzt besser nach Hause.”
Katie hatte eigentlich gedacht, dass ihre Freundin das Wochenende bei ihrer Familie verbringen würde. Da ihr Zwillingsbruder an einem Samstag kam, mussten sie sich nicht einmal eigens frei nehmen.
Jetzt wünschte sich Jenna, dass sie vorgeben könnte, zu viel Arbeit zu haben – bloß, um nicht dort sein zu müssen.
Marcus, der bereits den Schlüssel in der Zündung hatte, sah sie fragend an.
“Eine Verlobung ist eine Familienangelegenheit”, erklärte sie, wobei ihre Stimme wie gequetscht klang. “Und ich gehöre schließlich nicht dazu.”
“Willst du, dass wir alle ein schlechtes Gewissen haben, Jenna?”
“Nein, überhaupt nicht! Wir … Ihr habt euch doch so auf Dean gefreut, und ich will, dass ihr alle mit ihm und … und Callie feiern könnt.”
“Sehr edel von dir.” Das klang ziemlich spöttisch. “Ich nehme eher an, dass du ihn am liebsten verprügeln würdest. Mir ist es am Flughafen jedenfalls so gegangen.”
Jenna sah ihn überrascht an. Es erstaunte sie, dass er sich um ihretwillen so sehr ärgerte. “Es wird auch ohne mich gehen.”
“Du weißt doch genau, dass du allen fehlen wirst.”
Die Familie würde bestimmt merken, dass sie gegen den Schmerz anzukämpfen hatte, den Deans Verlust für sie bedeutete. Oder etwa nicht?
Sie kaute unentschieden auf ihrer Unterlippe. “Wahrscheinlich habt ihr einfach Mitleid mit mir.”
“Vielleicht Katie. Du wirst ihr schließlich erzählt haben, was du für Dean empfindest. Das stimmt doch?”
Jenna schüttelte nachdenklich den Kopf. “Eigentlich nicht. Jedenfalls nicht direkt.” Sie hatte stets angenommen, dass Katie es wusste – so, wie sie auch angenommen hatte, dass Dean dasselbe fühlte wie sie. Aber wie sehr hatte sie sich doch getäuscht! “Ich dachte, dass
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