Julia Extra Band 0211
eigenes Glas wieder füllte, hörten sie Gelächter aus dem Haus.
“Sollen wir zurückgehen?”, fragte sie.
“Keine Eile. Ist dir jetzt warm genug?”
“Ja, aber du …”
“Mach dir um mich keine Sorgen.”
Vom Haus her war nun nur noch Mr Crossans Stimme zu vernehmen.
“Sie halten Reden”, sagte Jenna. Dean würde bestimmt auch etwas über seine Verlobung und seine Braut sagen. “Du solltest hineingehen”, ermunterte sie Marcus. Wahrscheinlich suchten sie schon nach ihm.
“Du willst doch nicht etwa zuhören?” Er legte seine Hand auf ihre.
Sie antwortete nicht. “Ich auch nicht”, erklärte er. “Trinken wir lieber unseren Wein.”
Beide leerten schweigend ihre Gläser, während von Zeit zu Zeit Gelächter und Händeklatschen aus dem Haus zu vernehmen war. Als man wieder ein gleichmäßiges Stimmengewirr hören konnte, atmete Jenna unbewusst auf.
“Alles in Ordnung?”, fragte Marcus.
“Ja.” Sie stand so schnell auf, dass ihr das Jackett von den Schultern rutschte.
Auch er erhob sich und legte ihr die Jacke wieder um. Anstatt sich sofort zurückzuziehen, nahm er den Kragen mit beiden Händen und zog Jenna an sich. Seine Lippen strichen über ihre Stirn, und zu ihrem Entsetzen stiegen ihr plötzlich Tränen in die Augen.
“Jenna”, flüsterte er. Sein Mund fand etwas Feuchtigkeit auf ihrer Wange. “Weine nicht.”
Männer hassten Tränen. Sie brachte ihn und sich selbst nur in eine peinliche Situation. “Tut mir leid”, murmelte sie und biss die Zähne zusammen. “Lass mich einfach. Es geht schon wieder.”
“Das kann ich nicht.” Er streichelte sanft über ihren Nacken und über die empfindsame Stelle hinter ihrem Ohr.
Dann legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht. Er küsste ihre feuchten Lider und drückte seinen weichen Mund auf den ihren. Mit einer Sicherheit und Zärtlichkeit, die ihr fast den Atem raubte, öffnete er leicht ihre Lippen.
Jenna unterdrückte einen leisen Seufzer der Überraschung. Für einen Moment schien Marcus zu zögern. Doch dann legte er den Arm um ihre Taille, während seine andere Hand vom Nacken nach vorn wanderte und sanft über ihren Hals zu ihrem Dekolleté strich.
Ihr Herz schlug auf einmal schneller, und eine verwirrende Hitze stieg in ihr auf. Sie redete sich ein, dass es verrückt war, was hier geschah, aber ihr Körper achtete nicht darauf. Sie lauschte auf Marcus’ Herzschlag und wie er leise zu stöhnen begann. Seine Haut duftete wunderbar männlich, während sein Kuss allmählich immer intimer, immer aufregender wurde. Jenna merkte gar nicht, dass sie die Arme um seinen Hals geschlungen hatte und ihr das Jackett wieder von den Schultern glitt.
Die kühle Luft brachte sie jedoch dazu, noch einmal zu zittern. Marcus löste sich sogleich von ihren Lippen.
Er rückte ein wenig von ihr ab, auch wenn er noch immer seine Arme um sie gelegt hielt, und holte tief Atem.
“Ich wollte nicht, dass es gleich so … so leidenschaftlich wird”, sagte er.
“Ich habe mich auch vergessen.” Jenna kam sich plötzlich orientierungslos vor, als ob sie sich in einem fremden Land befinden würde. “Und ich habe es auch nicht gewollt.”
“Das weiß ich.” Er beugte sich hinunter und hob die Jacke vom Boden auf, um sie ihr zu reichen.
“Danke, das ist nicht nötig.” Ihr war heiß geworden. “Ich glaube, es ist an der Zeit, hineinzugehen.”
Marcus lachte gekünstelt. “Höchste Zeit.” Er zögerte. “Es war nicht sehr fair.”
Fair? Es war … es war überwältigend gewesen. Und geradezu schockierend.
“Aber du weißt ja, wie man so schön sagt.” Er strich sich durchs Haar.
“Was sagt man?” Sie versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war, und hörte kaum zu.
“Über die Liebe und … ach, egal”, erwiderte er nach einer kurzen Pause. “Es hatte jedenfalls die erwünschte Wirkung. Jetzt weinst du nicht mehr.”
Das stimmte. Jenna räusperte sich. “Eine drastische Maßnahme – meinst du nicht?”
“Es war nur ein Kuss, meine Liebe.” Auf einmal gab sich Marcus wieder ganz gelassen, als ob nichts passiert wäre.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sich Jenna, wie viele Erfahrungen er in dieser Hinsicht schon hatte sammeln können. Sie hatte einige seiner Freundinnen kennengelernt, von denen sie jedoch nicht wusste, was sie ihm bedeuteten. Vielleicht war Küssen für ihn etwas Belangloses.
“Du weißt ja, welche Wirkung Wein auf mich hat”, sagte sie und versuchte ebenfalls, cool zu
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