Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
Vom Netzwerk:
hatte.
    Hastig senkte sie den Blick und schaute in ihre Kaffeetasse.
    Sie hatte Marcus nicht mehr so eingehend betrachtet, seitdem er ein schlaksiger Sechzehnjähriger mit dunklem, weichem Bartwuchs gewesen war. Damals war ihr aufgefallen, dass er sich verändert hatte und allmählich erwachsen wurde.
    Sie konnte sich allerdings nicht daran erinnern, wann er diese Entwicklung abgeschlossen hatte – wann er von einem dünnen Jungen zu einem muskulösen Mann geworden war.
    Als Jenna selbst in die Pubertät kam, erschien ihr Marcus wie ein Erwachsener, den sie immer weniger sah. Er ging zur Universität, studierte dort Betriebswirtschaft und verbrachte dann ein Jahr in England.
    Gemeinsam mit einem Freund gründete er nach seiner Rückkehr eine kleine Firma, die sich auf Sicherheitstüren und -tore spezialisierte. Als das Unternehmen wuchs, zogen sie auf ein größeres Gelände um und verkauften auch Alarmanlagen und Schlösser. Inzwischen war ihr Betrieb in ganz Neuseeland bekannt.
    Katie hatte vor einigen Jahren stolz erzählt, dass ihr Bruder seine erste Million verdient hatte. Seitdem war sein Foto mehr als einmal in den wichtigsten Wirtschaftsmagazinen des Landes abgebildet gewesen.
    Aber für Jenna war Marcus stets nur der ältere Bruder der Zwillinge geblieben.
    Er stand mit der leeren Tasse in der Hand auf. “Willst du auch noch Kaffee?”
    Jenna reichte ihm ihren Becher und sah zu, wie er eingoss. Dann setzte er sich wieder. “Du hast doch heute Morgen keinen Kater, oder?”
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte aufgepasst, diesmal nicht zu viel zu trinken. Marcus hatte recht gehabt. Sie war tatsächlich nicht betrunken gewesen, als er sie geküsst hatte. Wenn sie sich schon im nüchternen Zustand so benahm – was würde erst geschehen, wenn sie zu viel getrunken hatte?
    “Woran denkst du?”, fragte er.
    “Was ich bisher aus meinem Leben gemacht habe.” Sie hatte Freunde, die ihr etwas bedeuteten, einen Job an der Universität, der anregend, wenn auch manchmal hektisch war, und ein Gehalt, das ausreichte, um angenehm davon leben zu können.
    Jenna war gut in dem, was sie tat, war aber nie ehrgeizig gewesen. Während Marcus seinen Betrieb zum Erfolg brachte, Dean weiterstudiert hatte und Katie in ihrer Firma aufgestiegen war, hatte Jenna wie das schlafende Dornröschen auf Deans Rückkehr gewartet. Dean, der Märchenprinz, der sie aufwecken und für ewig glücklich machen sollte.
    Sie hatte ihr Leben für eine pubertäre Wunschvorstellung zum Stillstand gebracht.
    “Du hältst mich für dumm, nicht wahr?”, sagte sie.
    “Das habe ich nie behauptet.”
    “Es stimmt aber.”
    “Wir machen alle Fehler.” Er hielt inne. “Ich habe auch einige große Fehler gemacht.”
    “Du willst nur, dass ich mich besser fühle.”
    Er grinste sie an. “Da hast du recht. Und – funktioniert es?”
    “Erzähl mir von deinen Fehlern.”
    “Hm.” Er dachte nach. “Zum Beispiel habe ich Essie Ramsbottom nie geküsst. Du weißt schon – die Elfjährige in meiner Klasse. Jetzt werde ich nie wissen, wie es sich angefühlt hätte.” Er überlegte noch einmal. “Und wahrscheinlich war es ein Fehler, dich zu küssen. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich es bedauere.”
    Jenna schaute ihn nicht an. Sie war verlegen. “Vergiss es.”
    “Das werde ich wohl kaum.”
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Eine Hand lag auf dem Tisch, und die andere hatte er in den Gürtel seiner dunkelbraunen Hose gesteckt. Sein Gesicht wirkte entschlossen und kompromisslos, und er sah sie mit einem seltsam nachdenklichen Ausdruck an.

5. KAPITEL
    Ein eigenartiges Gefühl breitete sich in Jenna aus. Es war nicht Angst – natürlich hatte sie keine Angst vor Marcus! Das war unvorstellbar. Aber sie musste daran denken, mit welchem Ausdruck er gestern Abend die Treppe hinter ihr hochgesehen hatte. “Was meinst du damit?”, fragte sie.
    Die verwirrende Miene verschwand. Marcus nahm seine Tasse und sah Jenna dann wieder mit einem undurchdringlichen Blick an. “Ich versuche, aus meinen Fehlern zu lernen”, sagte er. “Und du?”
    Sie nippte an ihrem Kaffee. Was hatte sie aus ihren verlorenen Jahren gelernt? Dass sie nicht noch mehr Zeit verschwenden sollte. “Vielleicht sollte ich fortgehen.”
    “Fort?”, fragte er scharf.
    “Nach Australien. Oder vielleicht zu meiner Mutter.”
    “Du klammerst dich also doch an Mutters Rockzipfel?” Sein Mund sah plötzlich verkniffen aus.
    “Das ist bloß eine Idee”, erwiderte sie

Weitere Kostenlose Bücher