Julia Extra Band 0211
nicht bis hierher reichte. “Ich habe dich ausgeführt, weil ich die Zeit mit dir verbringen wollte”, erklärte er. “Ich hoffe, dass du aus denselben Gründen zugesagt hast.”
“Natürlich habe ich das”, erwiderte sie rasch. “Ich unternehme gern etwas mit dir, Marcus.”
“Das freut mich. Mir geht es auch so. Also – lassen wir den Unsinn mit dem angeblichen Mitleid.”
Als sie die Wohnung betraten, trafen sie dort Dean im Wohnzimmer an, der den Arm um Callie gelegt hatte, während sich Katie in einem der großen alten Sessel räkelte.
Nachdem sie die anderen begrüßt hatten, goss Jenna sich und Marcus Kaffee ein. Sie setzte sich in den zweiten Sessel, und Marcus ließ sich auf der breiten Armlehne neben ihr nieder.
“Wie lief das Vorstellungsgespräch?”, erkundigte sich Jenna bei Dean.
“Ich glaube, ich habe den Job bekommen.” Er sah höchst zufrieden aus. “Und Callie hat heute eine tolle Wohnung gefunden. Wenn ich die Stelle bekomme, können wir uns auch die Miete leisten.”
“Habt ihr schon einen Tag für die Hochzeit festgelegt?”, wollte Katie wissen.
“Noch nicht.” Dean warf einen Blick auf seine Freundin. “Callie will, dass ihre Eltern dabei sind.”
Marcus nickte der jungen Frau verständnisvoll zu.
“Es besteht keine Eile”, erwiderte die Amerikanerin.
Die fünf plauderten eine Weile, dann stand Dean widerstrebend auf. Auch Marcus erhob sich. Ehe die drei gingen, schlug Callie vor: “Warum gehen wir nicht einmal alle zusammen aus?”
Dean und Katie stimmten sofort begeistert zu. “Gute Idee.” Marcus sah Jenna fragend an.
Sie schaffte es immerhin, gezwungen zu lächeln. “Das klingt gut.”
“Marcus?” Katie wandte sich an ihren großen Bruder.
“Wir würden gern mitkommen.” Gelassen hakte er sich bei Jenna unter.
Jenna sah, wie Dean sie verblüfft anschaute und Katies Augen zwischen ihr und Marcus hin und her wanderten.
“Dean, gehen wir?”, fragte Callie.
“Ich komme.” Er konnte kaum den Blick von seinem älteren Bruder lösen.
Marcus küsste Jenna rasch auf den Mund. “Gute Nacht.” Er winkte den beiden Freundinnen zu und folgte dann Dean und Callie.
Als Katie die Tür hinter ihren Besuchern geschlossen hatte, wandte sie sich voll Neugier an Jenna. Diese zuckte mit den Achseln und beantwortete Katies nicht ausgesprochene Frage. “Wir sind … wir sind Freunde”, murmelte sie.
“Was ist auf der Jacht passiert?”, wollte Katie wissen.
“Nichts! Ehrlich.”
Katie betrachtete sie fasziniert. “Weißt du, ich habe mir schon früher manchmal gedacht, dass Marcus ein Auge auf dich geworfen hat, seitdem er aus England zurück war. Er hat dich oft beobachtet, wenn er glaubte, niemand sähe zu. Aber als ich ihn einmal darauf angesprochen habe, lachte er nur und meinte, dass du schließlich im selben Alter wie ich seist – so, als ob es ihm noch nie in den Sinn gekommen wäre, dich anders als nur wie eine Schwester zu sehen. Und du hast auch nie etwas gesagt. Das hättest du doch, oder? Ich meine, wenn er weitergegangen wäre …”
“Das ist er aber nicht. Wir sind nur Freunde”, wiederholte Jenna. Das hatte Marcus schließlich auch behauptet – oder etwa nicht? Er hatte gesagt, dass sie einen guten Freund brauche.
“Aber natürlich.” Katies Stimme klang ganz und gar nicht überzeugt. “Ich verstehe.”
Sie feierten alle zusammen Deans neuen Job mit einem Essen in einem türkischen Restaurant, das Katie mit ihrem letzten Freund entdeckt hatte.
Statt auf Stühlen saß man auf einem niedrigen, hübsch geschwungenen Diwan. Katie und Callie setzten sich kichernd auf die Seiden- und Samtkissen, und die Amerikanerin zog Dean zu sich herab. “Das ist wunderbar”, sagte sie.
“Hier gibt es auch Bauchtänzerinnen”, erklärte Katie. “Das wird den Männern gefallen.”
Sie bestellten exotische Gerichte, die sie miteinander teilten, damit jeder von allem einmal probieren konnte.
Marcus bot Jenna etwas Dunkles an, das einer eingelegten Pflaume ähnelte. Er hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger vor ihren Mund.
“Was ist das?”
“Ich habe keine Ahnung, aber es schmeckt sehr lecker. Vielleicht eine Feige.” Er ließ es zwischen ihre Lippen gleiten und beobachtete, wie sie es aß. Plötzlich strich er ihr mit dem Daumen über die Unterlippe, wobei etwas Sirup zurückblieb.
Ohne nachzudenken leckte sich Jenna den Mund ab. Sie sah Marcus tief in die Augen, und auf einmal erwachte ein sinnliches Verlangen in ihr, das ihr
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