Julia Extra Band 0211
dass alle Menschen, die ich mag, genauso glücklich sind wie ich.”
Jenna bemühte sich, einen lockeren Ton anzuschlagen. “Das ist nett von dir.”
“Ich bin ein netter Bursche”, erwiderte er bescheiden und wirbelte sie ausgelassen über die Tanzfläche. “Oder etwa nicht?”
Sie wusste, dass er wirklich nett war. Manchmal etwas unaufmerksam, aber trotzdem war er nett. Zum ersten Mal freute sie sich wirklich für ihn und sein neu gefundenes Glück. “Du bist sehr in Callie verliebt, nicht wahr?”
Es war natürlich eine törichte Frage, aber Dean schien sie nichts auszumachen. “Ich bin ganz verrückt nach ihr”, sagte er. Er legte die Hände um Jennas Taille und wiegte sich sanft zum Takt der Musik. “Danke, dass du mich damals nach Amerika geschickt hast, Jenna.”
Sie blinzelte verwirrt. “Ich? Dich geschickt?”
“Du hattest recht. Es war eine zu große Chance, als dass ich sie hätte ablehnen können. Auch wenn ich nie gedacht hätte, dass ich jemand wie Callie kennenlernen würde.” Er lächelte sie ein wenig beschämt an. “Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns als Kinder versprochen haben, einander später einmal zu heiraten?”
Mit einem Kloß im Hals vermochte Jenna nur zu nicken.
“Du warst das erste Mädchen, das ich geküsst habe.”
“Und du warst der erste Junge …”
“Ja, ich weiß. Während unserer Unizeit habe ich mich manchmal gefragt, ob wir nicht doch noch zusammenkommen würden. Aber du hast offenbar andere Pläne gehabt.”
Jenna riss den Mund auf. “Offenbar andere Pläne?”
“Du warst sehr scharf darauf, dass ich das Stipendium annehme. Du hättest mich bestimmt nicht vier Jahre lang fortgelassen, wenn es dir ernst mit mir gewesen wäre.” Er grinste. “Ich kann es kaum ertragen, Callie einmal vier Minuten lang nicht zu sehen.”
Das war zwar bestimmt eine Übertreibung. Aber als die Amerikanerin wenige Minuten später mit geröteten Augen aus dem Schlafzimmer kam, entschuldigte sich Dean bei seiner Freundin aus Kindertagen und eilte sogleich zu seiner Verlobten, um sie in die Arme zu nehmen.
Jenna, die von den Enthüllungen noch völlig benommen war, gesellte sich wieder zu den älteren Crossans. Marcus reichte ihr ein Glas Wein und blieb den restlichen Abend über an ihrer Seite. Nach Mitternacht schlug er vor: “Ich fahre dich nach Hause, wann immer du willst. Meine Schwester sieht ganz so aus, als ob sie noch bis Sonnenaufgang hierbleiben will.”
Katie tanzte gerade mit ihrem gut aussehenden neuen Freund. Marcus beobachtete die beiden eine Weile und fragte dann: “Was hältst du von diesem Jason?”
“Er scheint ganz sympathisch zu sein. Sie haben denselben Humor, aber bisher kennen sie sich ja noch kaum. Er war ziemlich nervös, ihre Familie zu treffen.”
“Sind wir so Furcht einflößend?” Marcus schaute zu seinen Eltern hinüber.
“Du schon”, erwiderte Jenna gedankenlos. “Ich glaube, als Kinder hatten die Zwillinge und ich mehr Angst vor dir als vor euren Eltern.”
Er sah sie skeptisch an. “Aber ich habe euch doch nie etwas getan.”
Sie schüttelte den Kopf. “Nein, du warst nur größer und … irgendwie schienst du immer so …”
“Herrschsüchtig?”, schlug er trocken vor.
Jenna lachte. “Ich weiß, dass wir das damals gesagt haben. Du hast dich für uns verantwortlich gefühlt, nicht wahr? Du wolltest uns beschützen.”
“Ihr wart viel jünger.”
“Aber jetzt sind wir alle erwachsen.” Sie warf einen Blick auf Katie.
Marcus sah Jenna auf einmal beunruhigend nachdenklich an.
Etwas in seinen Augen verwirrte sie. Sie musste sich dazu zwingen, nicht beschämt zu Boden zu schauen.
“Das hoffe ich.” Marcus trank sein Glas leer und stellte es beiseite. “Komm, tanzen wir”, schlug er vor.
Jemand hatte die Musik so laut gestellt, dass man sich nun fast anschreien musste, wenn man sich unterhalten wollte.
Doch als er ihre Hand nahm und sie auf die Tanzfläche zu den anderen Paaren führte, endete das Lied und wurde von einem langsamen, träumerischen Song abgelöst.
Einige hörten zu tanzen auf und holten sich stattdessen etwas zu trinken. Andere jedoch schlangen die Arme umeinander und begannen sich im neuen Rhythmus zu wiegen.
Auch Marcus legte die Arme um Jenna. Sie hob das Gesicht und stellte fest, dass seine Augen rätselhaft funkelten.
Sie schauten einander lange an, während sie sich zur Musik bewegten. Dann zog er sie näher an sich, sodass seine rasierte Wange über die zarte Haut ihrer
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