Julia Extra Band 0211
Damentoilette eines Restaurants ihre Lippen nachschminkten, meinte sie: “Marcus war viel zu lange mit seinem Unternehmen beschäftigt. Es ist wirklich an der Zeit gewesen, dass er eine echte Beziehung hat.”
“Aber er hatte doch verschiedene Freundinnen”, warf Jenna ein.
“Das schon.” Angela Travers warf ihre schwarzen Locken zurück, und ihr sonst so weicher Mund wurde auf einmal schmal. “Keine von ihnen besaß aber das, was er braucht.”
“Was glaubst du denn, das er braucht?”
“Jemand, für den er an erster Stelle steht”, erklärte Angela offen. “Jemand, der ihn wirklich liebt und ihn nicht nur benutzt, um ihn dann irgendwann fallen zu lassen.”
In Jenna meldete sich ihr schlechtes Gewissen. “Ist er denn enttäuscht worden?”
Angela zögerte. “Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe immer das Gefühl gehabt, dass er tief im Inneren verletzt worden ist. Und keine der Frauen, mit denen er zusammen war, hat ihm dabei geholfen. Du kennst ihn doch schon seit einer Ewigkeit. Ich dachte, du wüsstest das.”
Jenna schüttelte den Kopf. “Er ist älter als ich, und für uns Kinder war der Altersunterschied riesig. Seit er zu Hause ausgezogen ist, habe ich ihn nur auf Familientreffen gesehen. Bis vor kurzem dann.”
“Aber du liebst ihn doch, nicht wahr?”
“Ich habe ihn immer geliebt.” Das stimmte, auch wenn es eine andere Liebe als die für Dean war.
Anders, aber …
Die ganze Qual wegen Dean war inzwischen in einem undeutlichen Nebel verschwommen. Teenagerromantik, wie Marcus es einmal abfällig genannt hatte. Erstes Verknalltsein. Hatte er doch recht gehabt?
Angela entschuldigte sich. “Es geht mich überhaupt nichts an. Ted und ich mögen Marcus bloß sehr gern und wünschen uns, dass er glücklich ist.”
“Das wünsche ich mir auch.” Schließlich schuldete sie ihm das.
“Aber natürlich.” Angela drückte ihr den Arm, und die beiden Frauen kehrten an den Tisch zurück.
9. KAPITEL
Jenna und Marcus waren bei Dean und Callie zum Dinner eingeladen.
“Was meinst du dazu?”, fragte Marcus und betrachtete aufmerksam Jennas Gesicht.
Sie zuckte mit den Achseln. “Wir können nicht absagen, oder?”
“Eigentlich nicht”, erwiderte er.
Auch Katie und Jason waren eingeladen. Die Zwillinge hielten die Unterhaltung lebendig, indem sie einander die Bälle zuwarfen und geistreiche Witze rissen. Callie lächelte oft, auch wenn sie stiller als sonst war.
Jenna beobachtete, wie Dean über einen Scherz seiner Schwester lachte, und musste auch lächeln. Sie liebte die beiden und stellte voll Erleichterung fest, dass sich ihre Gefühle Dean gegenüber völlig geändert hatten. Sie verspürte keinerlei Sehnsucht mehr nach ihm.
Es war vorüber. Dean war ein Mensch, der ihr nahe stand, aber es ging nicht mehr weiter. Im Vergleich zu seinem älteren Bruder schien er außerdem sehr jung zu sein.
Ein neues Gefühl der Freiheit und Ruhe erfüllte sie. Sie war plötzlich überglücklich. Als Dean einen dummen Scherz machte und seine Schwester laut stöhnte, rollte auch Jenna fröhlich mit den Augen und riss einen Witz. Schon bald waren die drei dabei, einander aufzuziehen, während ihre Partner amüsiert lachten.
Dean schenkte allen Wein nach. “Es ist wirklich toll, dass ihr euch so gut versteht”, meinte Callie.
“Wir sind schon seit Ewigkeiten befreundet”, sagte ihr Verlobter. “Und ich bin froh, dass Marc klug genug war, Jenna zu heiraten. Das Beste, was er tun konnte.”
“Das glaube ich auch”, erklärte Marcus.
“Danke, Dean”, sagte Jenna. “Ich bin auch froh.”
Sie grinsten sich an, und sie verspürte eine große Welle der Zuneigung für ihren alten Spielkameraden. Entspannt drehte sie sich zu ihrem Mann um und sah, wie seine Augen schmal wurden. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Wie töricht sie gewesen war anzunehmen, dass Verknalltsein das Richtige war! Jetzt wusste sie, welch ein blasser Abklatsch es doch von der echten, dauerhaften Liebe war. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit jemand anderem als Marcus verheiratet zu sein.
Als Callie aufstand, um die Teller abzuräumen und die Nachspeise zu bringen, folgte ihr Jenna in die Küche. Sie fragte, ob sie ihr helfen könne.
“Du könntest den Käsekuchen aufschneiden”, schlug Callie vor. “Ich fülle währenddessen den Obstsalat in eine Schale.”
“Der Kuchen sieht aber lecker aus.”
“Ich habe ihn gekauft.” Callie schien es peinlich zu sein, das zugeben zu müssen. “Ich bin
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