Julia Extra Band 0211
keine große Köchin.” Sie nahm eine Dose Obstsalat vom Regal und griff nach einem Dosenöffner.
“Das Hühnchen war aber ausgezeichnet”, beteuerte Jenna.
Callie runzelte die Stirn. “Aber der Reis war verklebt.”
“Das war überhaupt nicht schlimm. Außerdem hat sich keiner beschwert.”
“Ihr seid alle viel zu höflich.” Callie kämpfte mit dem Öffner. “Ach, Mist! Ich kann nicht mal eine Dose aufmachen!” Frustriert knallte sie den Obstsalat auf den Tisch.
“Lass mich.” Jenna öffnete sie problemlos.
“Danke. Zu Hause haben wir einen elektrischen Öffner.” Sie schniefte.
“So etwas kannst du hier auch kaufen.” Jenna schaute das Mädchen besorgt an. “Alles in Ordnung, Callie?”
Die Amerikanerin schniefte noch einmal und rieb sich mit der Hand über die Augen. Trotzdem liefen ihr plötzlich Tränen über die Wangen.
Jenna legte ihr einen Arm um die Schultern. “Callie?”
“Es geht schon.” Sie riss ein Stück von der Küchenrolle ab und putzte sich damit die Nase. “Ich liebe Dean”, sagte sie. “Aber manchmal habe ich Heimweh. Du sagst ihm doch nichts davon?”
“Weiß er es?”
“Er weiß, dass ich ihn liebe.”
“Wenn du solches Heimweh hast, solltest du ihm davon erzählen.”
“Ich will nicht, dass er weiß, wie kindisch ich sein kann”, erwiderte Callie und richtete sich auf. “Kannst du den Käsekuchen hereinbringen?”
“Wir sollten bald einmal Dean und Callie zu uns einladen”, schlug Jenna später Marcus vor, als sie gerade in ihre Garage fuhren.
Er parkte, zog die Handbremse und schaltete die Lichter aus. “Das würde dir nichts ausmachen?”
“Sie braucht Freunde.”
“Ich hätte nicht gedacht, dass du einmal …”
“Du möchtest doch, dass dein Bruder glücklich ist, oder?”
“Natürlich”, erwiderte er kurz angebunden und stieg aus.
Zu Hause richtete sich Jenna sogleich für das Zubettgehen her. Sie wollte sich gerade hinlegen, als ihr auffiel, dass Marcus noch nicht einmal im Schlafzimmer erschienen war. Leise ging sie ins Wohnzimmer, um ihn zu suchen.
Dort war es dunkel. Er stand am Fenster und schaute auf die Lichter der Stadt hinaus.
“Marcus?”
Er drehte sich hastig um, und sie sah, dass er ein Glas in der Hand hielt.
Sie trat zu ihm. “Was machst du?”
“Ich trinke noch einen letzten Whiskey”, sagte er. “Möchtest du auch einen?” Es klang höflich und distanziert. In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht erkennen.
“Nein, danke. Ich habe schon genug.”
Sie blieb neben ihm stehen und beobachtete die glitzernden Lichter der Stadt. Auf einmal fröstelte sie.
“Dir ist kalt.” Marcus legte ihr den Arm um die Schultern und rieb ihre nackte Haut.
“Nicht richtig.”
Sie sah zu ihm hoch. Sein Profil wirkte abweisend und verschlossen.
“Marcus?” Langsam drehte er sich zu ihr.
“Was ist?”, fragte er sanft.
Er musste die Besorgnis in ihrer Stimme gehört haben. “Nichts”, antwortete sie. “Kommst du zu Bett?”
“Lädst du mich ein?”
Ihr Herz schlug schneller. “Brauchst du denn eine Einladung?” Sie hielt inne. “Du bist mir immer willkommen.”
“Immer?”
Sie hatte ihn noch nie zurückgewiesen. “Natürlich. Das weißt du doch.”
“Männer wissen es nicht immer. Frauen können schließlich auch so tun, als ob.”
Jenna hatte niemals angenommen, dass Marcus in dieser Hinsicht plötzlich eine Unsicherheit zeigen würde. “Ich tue nicht so, als ob”, sagte sie. “Das käme mir gar nicht in den Sinn, und außerdem ist es auch gar nicht nötig.”
“Du hast also keine … keine Fantasien?”
Die wenigen Male, dass sie Fantasien nachhing, waren an jenen Tagen, an denen Marcus nicht nach Hause kam. “Und du?”, fragte sie. Sah er in Wirklichkeit einen Filmstar oder ein Pin-up-Mädchen vor seinem inneren Auge, wenn sie einander liebten?
“Warum sollte ich das?”, entgegnete er und zog sie an sich. “Wenn doch die Verkörperung all meiner Fantasien hier bei mir ist.”
So schön das Kompliment auch war, gab es ihr dennoch einen leichten Stich. Konnte sie ihm denn wirklich Glauben schenken? Um diese Zweifel beiseitezuschieben, schlang sie die Arme um seinen Hals und sah ihn an. “Danke, Marcus.”
Sie gaben sich einen langen leidenschaftlichen Kuss. Jenna spürte seinen kraftvollen Körper an den ihren gepresst, und ihr Atmen wurde rascher. Sie schafften es nicht einmal bis ins Schlafzimmer, sondern rissen einander fast die Kleider vom Leib und legten sich aufs Sofa.
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