Julia Extra Band 0213
eigentlich?
Cooper hatte keinen Zweifel an seinem Begehren gelassen. Wenn sie sich ihm hingeben wollte, brauchte sie es nur zu sagen.
War sie verrückt geworden, überhaupt daran zu denken? Es war schon schlimm genug, dass sie sich eingestehen musste, sich in einen Mann verliebt zu haben, der sie nur als Eroberung ansah. Sich Hals über Kopf in eine Affäre mit ihm zu stürzen wäre Selbstmord.
Andererseits …
Was wäre so schlimm daran, ihre Liebe auch körperlich auszudrücken, auch wenn sie wusste, dass die Intensität ihrer Gefühle nicht erwidert wurde? Nein, das wäre nur ein armseliger Ersatz und schlimmer als gar nichts.
Er konnte die Entscheidung offensichtlich von ihrem Gesicht ablesen und verzog bedauernd den Mund. “Du bist eine harte Frau, Hannah Lowe. Das erinnert mich daran – ich habe neulich mal wieder an die Hochzeitsschatulle gedacht.”
Hannah ging zur Spüle, um ihr Glas auszuspülen. “Könntest du das etwas genauer ausführen? Hast du öfter daran gedacht als sonst oder auf andere Art?”
“Beides. Ich möchte sie gern sehen.”
“Warum? Du hast doch sicher nicht vergessen, wie sie aussieht. Und ich sagte dir schon, dass sie sicher untergebracht ist.”
“Dafür habe ich aber nur dein Wort. Du hast zwar gesagt, dass sie sich in einem Bankschließfach befindet, aber wolltest nicht mal rausrücken, bei welcher Bank. Mir ist aufgefallen, dass ich ganz schön vertrauensselig war. Was weiß denn ich, ob du sie nicht in einem Wutanfall in die Mülltonne geworfen hast, nachdem du damals das Restaurant verlassen hast.”
Gereizt drehte sie sich zu ihm um, das Glas noch in der Hand. “Und dir dann frech ins Gesicht gelogen hätte?”
Cooper behielt misstrauisch das Glas im Auge. “Du bist sehr gut im Werfen von Gegenständen”, machte er sie aufmerksam.
Hannah zwang sich zu einem Lachen, als sie das Glas in die Spülmaschine stellte, aber es klang nicht sehr humorvoll. Sie zuckte mit den Schultern. “Wozu sollte das gut sein? Die Wahrheit würde irgendwann ohnehin ans Licht kommen.”
“Wenn es so weit ist, dass du die Schatulle aus ihrem Versteck holen musst, hättest du schon alles, was du haben wolltest. Du könntest alle Vorteile genießen, ohne selbst zu bezahlen.”
Hannah war entgeistert, dass er sie für so verschlagen hielt. “Ich weiß, was eine Abmachung ist”, sagte sie mit erstickter Stimme. “Und ich halte mein Wort.”
“Das freut mich zu hören, aber ich möchte die Schatulle doch gern mit eigenen Augen sehen.”
“Ich werde darüber nachdenken, wie ich das für dich arrangiere.” Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken.
Er blieb in der Tür stehen und ließ sie nicht vorbei. Stattdessen legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie an seine Brust. Verblüfft sah Hannah zu ihm auf. Cooper beugte seinen Kopf hinunter.
Der Kuss war lang und tief, und als er zu Ende war, hätte Hannah das Wort “Überzeugungskraft” nicht mehr buchstabieren können, geschweige denn, ihr Widerstand leisten.
“So”, sagte er, als er sie losließ. “Jetzt hast du zwei Dinge, über die du nachdenken musst.”
Cooper zupfte an seiner Fliege und zog ungeduldig die Manschetten seines blütenweißen Smokinghemdes gerade. Nicht dass er sonderlich in Eile war; wenn Hannah den ganzen Abend damit verbringen wollte, sich anzuziehen, sollte es ihm auch recht sein.
Es war Hannahs Idee gewesen – nicht seine –, ihre angebliche Affäre beim jährlichen Bankett der Anwaltskammer zur Schau zu stellen. Schon jetzt grauste ihm vor einem weiteren Abend mit leerem Gerede, der vor ihm lag. Noch schlimmer fand er es allerdings, dass sie vorher noch eine Einladung zum Cocktail in Ken Stephens’ Apartment angenommen hatte.
Als Hannah in die Eingangshalle kam, beendete er sein ungeduldiges Auf- und Abgehen.
Er hatte Hannah schon in figurbetonten Kostümen, formlosen Trainingsanzügen und lockeren Pyjamas gesehen – und sie hatte in allem attraktiv ausgesehen. Aber auf diesen Anblick hatte ihn selbst seine blühende Fantasie nicht vorbereitet: Hannah im ärmellosen hautengen Kleid aus einem schimmernden dunkelgrünen Material. Der Ausschnitt war fast unanständig tief, und der Rock war an einer Seite bis zum Schenkel geschlitzt.
“Entschuldige, dass ich so spät dran bin.” Sie hielt ihm ein kurzes Jäckchen aus demselben Material hin, damit er ihr hineinhelfen konnte. “Mrs Patterson ist heute endlich aus der Rehaklinik gekommen, und ich habe Brutus bei ihr
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