Julia Extra Band 0213
auf ihre Neuigkeiten reagiert hast. Zweitens benimmst du dich wie ein anständiger Kerl und schüttelst Ken die Hand. Und dann musst du dir nur noch den Kopf über ein passendes Hochzeitsgeschenk zerbrechen.”
Er kam herüber zu ihr. “Bei dir klingt das alles so einfach.” Langsam schob er das Hemd von ihren Schultern und folgte mit den Fingerspitzen den Linien ihrer zarten Knochen.
Hannah zuckte die Achseln. “Es ist ziemlich einfach.”
Ganz langsam küsste er die Vertiefung an ihrer Kehle, und sie gab sich mit einem Seufzen dem erneut aufsteigenden Verlangen hin.
Wenn nur alles so einfach wäre, dachte sie.
Cooper mochte sich ja das Hirn nach einem passenden Hochzeitsgeschenk zermartern, aber für Hannah gab es gar keinen Zweifel, was sie dem Hochzeitspaar schenken würde.
Die Hochzeitsschatulle. Einfach perfekt.
Am Montagmorgen ging sie bei der Bank vorbei und holte die Schatulle aus dem Schließfach. Danach ging sie damit ins Büro. Von Zeit zu Zeit sah sie von ihren Papieren auf und betrachtete die Schatulle, die unschuldig auf ihrem Schreibtisch stand.
Die kleine Holzkiste war tatsächlich nicht außergewöhnlich schön. Sie war ein interessantes Artefakt, aber hauptsächlich wegen der Geschichte, die dahintersteckte. Hannah nahm die Schatulle hoch und strich mit den Fingerspitzen über das geometrische Muster, das in den schweren Deckel geschnitzt war.
Sie könnte etwas Pflege vertragen. Eine ordentliche Politur mit etwas Bienenwachs, und sie würde in neuem Glanz erstrahlen und wäre bereit – für die Hochzeitszeremonie, die heute Abend im Penthouse abgehalten werden sollte. Sie freute sich schon auf Sarahs Gesichtsausdruck, wenn diese ihr Geschenk auswickeln würde.
Und auch auf Coopers. Was würde er denken, wenn ihm klar wurde, dass Hannah ihr Versprechen vorzeitig eingelöst hatte?
Ein letztes Mal strich sie über die Schatulle und wollte sie gerade wieder abstellen, als sie ihr entglitt. Erst im letzten Moment gelang es ihr, sie aufzufangen.
Bei dem Manöver hatte ihr Fingernagel sich unter dem Messingknopf verklemmt, der vorne am Deckel befestigt war. Geduldig versuchte Hannah, den Nagel herauszuziehen, ohne ihn sich abzubrechen oder den Nagellack zu beschädigen. Als sie etwas an dem Messingknopf zog, war ihr Nagel plötzlich befreit. Natürlich war doch ein Stück abgebrochen. Entnervt stellte sie die Schatulle ab und griff nach einer Nagelfeile, um den Schaden so weit wie möglich zu beheben. Dabei fiel ihr auf, dass mit dem Deckel der Schatulle irgendetwas nicht stimmte.
Eine Fuge hatte sich geöffnet, der Deckel bestand jetzt aus zwei Teilen, dem oberen geschnitzten Teil und einer flachen Platte. Dazwischen war ein kleiner Hohlraum, in dem ein zusammengefaltetes Stück Papier steckte. Also war die Hochzeitsschatulle doch nicht leer. Sie hatte gerade das Geheimfach entdeckt. Was wohl darin verborgen lag?
9. KAPITEL
Hannah suchte nach einem Gegenstand, mit dem sie das Papier aus dem Hohlraum angeln konnte. Der Brieföffner war zu dick, das Lineal zu breit – aber die Nagelfeile hatte die richtigen Proportionen. Es dauerte eine Weile, dann schaffte sie es, das Papier aus dem Geheimfach herauszuziehen.
Als sie es entfaltete, sah sie, dass es sich um zwei Bögen Papier handelte, schweres Papier. Sie sah die Schrift auf dem ersten Blatt und erstarrte. Die Papiere, die sie in Händen hielt, waren Inhaberschuldverschreibungen – Wertpapiere, die nicht auf einen bestimmten Besitzer ausgestellt waren und auf die jeder Anspruch erheben konnte, der sie in seinem Besitz hatte.
Der Gesamtwert der beiden Schuldverschreibungen, die sie da so fest umklammert hielt, betrug etwas mehr als eine Million Dollar.
Nachdem sie aufgehört hatte zu zittern, fand Hannah das Geheimnis der Hochzeitsschatulle schnell heraus. Wenn man auf den Messingknopf drückte, öffnete sich der Deckel der Schatulle; wenn man aber, wie sie es eher zufällig getan hatte, an dem Knopf zog, dann öffnete sich das Geheimfach im Deckel. Kein besonders komplizierter Mechanismus. Aber wer würde schon auf die Idee kommen, am Knopf eines geschnitzten Kästchens herumzufummeln, das nicht einmal als Kunst angesehen werden konnte? Und wer würde darin etwas von Wert vermuten – geschweige denn ein Vermögen?
Was Hannah zu der Frage brachte, wer sonst noch das Geheimnis der Hochzeitsschatulle kannte. Sarah wahrscheinlich – es hätte nicht viel Sinn, ein Familienerbstück mit einem Geheimfach zu haben, wenn die Familie
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