Julia Extra Band 0213
das kleine Problem, dass ich David nirgends hinschicken kann.”
“Wieso denn das? Du bist doch der leitende Ingenieur hier.”
“Ja”, pflichtete er bei. “Aber ich arbeite für GKS. Diese Buchstaben stehen für Greville, Keen & Stirling, David Stirling. Greville und Keen sind schon lange in Rente. Seitdem ist David mein einziger Chef.”
Einen Moment lastete eine bedrückende Stille im Raum. “Du bist Patricks Chef?”, wandte sich Claudia schließlich vorwurfsvoll an David.
“Ja, auch wenn ich mich normal nicht so nenne.”
“Wieso hast du das nicht gesagt?”
“Es war unpassend.”
“Du hättest es mir sagen müssen, als ich meinte, Patrick müsse dir kündigen.” Patrick vergrub den Kopf in den Händen, während Lucy ein nervöses Lachen unterdrückte. “Du hast mich zum Narren gehalten!”
“Das hast du schon selbst erledigt!”, fuhr David auf.
Lucy schritt ein, bevor Claudia etwas erwidern konnte. “Claudia?”, meinte sie. “Patrick und ich stehen natürlich zu dir. Aber Patrick hat einen ziemlich guten Job, und wir beide möchten in Telema’an bleiben. Daher tust du uns wirklich einen großen Gefallen, wenn du dich David gegenüber netter verhältst.”
“Ich wüsste nicht, wieso”, meinte Claudia stur. “Er ist auch nicht nett zu mir. Wenn er Patrick wegen mir kündigt, würde Patrick ohnehin nicht für ihn arbeiten wollen.”
“Natürlich werde ich Patrick nicht kündigen”, sagte David verärgert. Er sah Claudia wütend an. Sie erwiderte zornig seinen Blick.
Schon nach einem Tag konnte sich David kaum mehr ein Leben ohne Claudias irritierende Gegenwart vorstellen.
Erschöpft atmete er durch. “Lass uns einen Waffenstillstand schließen”, schlug er vor. “Es ist nun mal passiert. Wir wollten beide hierherkommen. Ich werde die Zukunft meiner Firma nicht aufs Spiel setzen, nur damit du deinen Urlaub genießen kannst.”
Er seufzte. “Keiner von uns beiden möchte länger als nötig den oder die Verheiratete spielen. Momentan können wir jedoch nichts dagegen unternehmen. Daher sollten wir versuchen, in der Zwischenzeit so freundlich wie möglich miteinander umzugehen. Ich muss die wichtigen Verhandlungen mit dem Scheich über die Bühne bringen, und du möchtest deinen Urlaub auch nicht mit unnötigen Streitereien verschwenden.”
“Das stimmt wohl”, gab Claudia widerstrebend zu.
“Also lass uns eine Geschichte ausdenken, wie es zu unserer Hochzeit kam. Die Leute werden ein gewisses Interesse daran haben.”
“Sollen alle Mitarbeiter von GKS glauben, dass ihr verheiratet seid?”, fragte Lucy.
“Natürlich”, meinte Patrick. “Du kennst doch die Gerüchteküche. Der Scheich weiß ganz genau, was hier draußen vor sich geht. Ein paar Shofraner arbeiten im Büro und im Club. Sie schwatzen auch gern. Wenn ihr euch hier draußen nicht als verheiratetes Paar verhaltet, könnte der Scheich davon schnell Wind bekommen.”
“Es wissen aber alle hier, dass ich Claudia zu ihrem Geburtstag eingeladen habe”, gab Lucy zu bedenken. “Die komplette Belegschaft war heute Abend eingeladen, bis ich die Party wegen der Flugzeugverspätung absagen musste.”
David dachte nach. “Schade eigentlich.” Schließlich zuckte er mit den Achseln. “Wir sagen einfach, dass Claudia und ich letzte Woche ganz spontan geheiratet haben und dass sie rein zufällig deine Cousine ist.”
“Das klingt wenig überzeugend”, meinte Claudia. “Wieso hätten wir uns heiraten sollen, wo wir uns kaum kannten?”
“Noch nie von Liebe auf den ersten Blick gehört?”
Claudia errötete bei diesen spöttischen Worten Davids tief. “Schon, aber ich habe dieses Phänomen in der Realität noch nie erlebt.”
“Für die nächsten zwei Wochen werden wir so tun, als ob wir uns auf den ersten Blick wie wahnsinnig ineinander verliebt hätten. Etwas Besseres als diese unwahrscheinliche Geschichte fällt mir im Moment nicht ein.”
“Und wieso habe ich Lucy und Patrick nichts von dem Zufall erzählt?”, fragte sie.
David sah Patrick an. “Wir wollten die beiden überraschen.”
“Das ist euch auch gelungen”, brummte Patrick.
“Schön”, meinte Lucy abschließend. “Nachdem dieses Problem gelöst ist, kann die Geburtstagsparty für Claudia beginnen. Wie fühlst du dich mit dreißig, Claudia?”
Bevor Claudia antworten konnte, klopfte es an der Tür. “Ich fühle mich großartig”, sagte sie, als Patrick hinausging, um zu öffnen. “Ich fühle mich wundervoll, als ob mein Leben
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