Julia Extra Band 0213

Claudia!”
    Beim Hineingehen ergriff Claudia Lucys Arm und flüsterte ihr ins Ohr. “Kannst du Justin Darke einladen?”
    Lucy sah sie verblüfft an. “Jetzt?”
    “Ich möchte ihn noch heute kennenlernen”, entgegnete Claudia so leise, dass David und Patrick sie nicht hören konnten. “Vielleicht kannst du ihn zu einem Begrüßungsdrink für mich einladen.”
    “Natürlich, aber hat das nicht bis morgen Zeit? Du musst doch erschöpft sein.”
    “Nein, es muss heute Abend sein.”
    Lucy sah sie misstrauisch an. “Was soll das?”
    “Das kann ich jetzt nicht erklären”, entgegnete Claudia. “Aber es ist wichtig für mich. David darf davon nichts wissen.
Bitte, Lucy!”
    “Okay.” Lucy willigte widerstrebend ein, um Claudia an ihrem Geburtstag diesen Wunsch nicht abzuschlagen. Sie verschwand, um mit Justin zu telefonieren. Claudia folgte den Männern ins Wohnzimmer. Als Patrick die erste Champagnerflasche köpfte, stieß Lucy zu ihnen.
    Claudia entspannte sich, als ihre Cousine ihr ein Zeichen machte, dass es geklappt hatte. Wäre David nicht mitgekommen, wäre dem armen Justin dieses Spiel erspart geblieben.
    Als Patrick erneut nach dem Reiseverlauf fragte, reagierte Claudia fast unwirsch. “Das Flugzeug hatte schlicht und ergreifend einen Motorschaden. Wir hatten die Wahl zwischen einem längeren Aufenthalt in Al Mishrah oder einer Mitfahrgelegenheit. Ich habe mich für die Mitfahrgelegenheit entschieden.”
    “Und?”, hakte Patrick nach.
    Claudia schüttelte verärgert den Kopf. “Weil ich nicht gern allein mit einem Mann durch die Wüste fahren wollte, den ich kaum kannte, und wusste, dass David auch so bald wie möglich hier sein wollte, hielt ich es für eine gute Idee, wenn David mitkommt.”
    “Ja und?”, fragte Lucy ermutigend. Sie saß neben Patrick, der sich ebenso wie sie keinen Reim auf die Geschichte machen konnte.
    Claudia sah zu David hinüber. Er kam ihr nicht zur Hilfe. Also holte sie tief Luft, um ihrer Cousine das Problem zu verdeutlichen.
    “Deshalb habe ich Amil erzählt, David und ich seien verheiratet.” Lucy blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Auch Patrick wirkte entsetzt. “Das schien in dem Moment eine gute Idee zu sein”, verteidigte sich Claudia. “David könnte mir im Grunde dafür dankbar sein, nicht mehr in Al Mishrah auf ein Flugzeug warten zu müssen.”
    “Claudia weiß, dass sich meine Dankbarkeit in Grenzen hält. Zumal ich entdecken musste, dass der Mann, der uns freundlicherweise mitnahm, der Neffe von Scheich Said ist”, bemerkte David sarkastisch. “Amil hat seinem Onkel erzählt, dass sein Gast aus England überraschend mit Ehefrau angekommen ist. Die Einladung ist generös auf sie ausgeweitet worden. Kurz, ich kann meine angebliche Ehefrau nicht heute Abend bei euch abliefern, so gern ich das möchte.”
    Er musterte Claudia, die über und über rot geworden war. “Entschuldige, wenn ich nicht besonders dankbar erscheine”, meinte er. “Aber ehrlich gesagt habe ich Wichtigeres im Kopf. Ich muss mich auf den Vertrag konzentrieren und brauche auf keinen Fall eine Ehefrau wie dich.”
    “Wieso kann ich dann nicht einfach wie geplant bei Lucy und Patrick bleiben?”, fragte Claudia trotzig. “Dem Scheich wird es gleichgültig sein. Er wird wohl kaum zur Kenntnis nehmen, wo ich mich aufhalte.”
    “Doch”, entgegnete Patrick ernst. “Said weiß alles, was innerhalb und außerhalb des Palastes vor sich geht. Du wirst leider nicht hierbleiben können, Claudia. Die Sympathie des Scheichs ist für uns zurzeit lebenswichtig. Er könnte tief gekränkt sein, wenn du seine Gastfreundschaft ausschlägst.” Er rieb sich besorgt das Kinn. “Es tut mir leid, David. Die Angelegenheit hat dich in eine ziemlich schwierige Lage gebracht.”
    Claudia sah Patrick missmutig an. “Wieso entschuldigst du dich bei David? Meine Lage ist auch nicht einfacher.”
    “Aber es scheint doch deine Idee gewesen zu sein”, verteidigte er sich.
    “Ich wollte nicht meinen ganzen Urlaub lang mit Mr Mürrisch verheiratet sein”, fuhr Claudia auf. “Wieso kannst du ihn nicht einfach wieder nach London schicken, Patrick? Dem Scheich gegenüber wird sich doch leicht eine Ausrede finden lassen.” Ihr gefiel die Idee. “Damit wären alle Probleme gelöst. David kann dir seine Papiere geben, und du kannst die Verhandlungen selbst führen. Du wirst sicher bessere Arbeit leisten”, fügte sie hinzu.
    “Eine gute Idee, Claudia”, sagte Patrick begütigend. “Es gibt nur