Julia Extra Band 0213
“Sie haben neulich eine Kaffeekanne auf dem Markt gekauft.”
Claudia blieb der Mund offen stehen. Der Scheich lachte. “Ich habe viele Informationsquellen, Mrs Stirling. Ich weiß alles, was in meiner Stadt passiert.”
Aber er wusste nicht, dass sie nicht wirklich Mrs Stirling hieß. “Ich bin beeindruckt”, entgegnete sie matt.
Auf ein Fingerschnippen des Scheichs trat ein Diener mit einem Kästchen hinzu. “Ich möchte Ihrer Frau ein Hochzeitsgeschenk überreichen”, erklärte der Scheich. “Hoffentlich stellt es eine würdigere Erinnerung an Telema’an dar.” Er nickte dem Diener zu, die Schatulle vor Claudia abzusetzen.
Sie öffnete sie langsam. Darin befand sich eine traditionelle Halskette aus Shofrar, die aus schwerem arabischem Silber geschmiedet und mit rubinrot funkelnden Steinen verziert war. Geschickt aufgefädelte Silberperlen und -kugeln baumelten an dem Geschmeide und klingelten leise, als Claudia die Kette aus dem Etui hob. “Ach, wie schön!”, rief sie atemlos aus. “Ich habe mir ein paar Ketten in diesem Stil auf dem Markt angeschaut, aber keine davon war so herrlich wie diese!”
Scheich Said freute sich über ihre Reaktion. Er zeigte ihr eine Art kleinen Zylinder aus feinem Filigran, der zwischen den Perlen hing. “Das ist ein
Hirz”
, erklärte er ihr. “Ein Zauberkästchen. Öffnen Sie es!”
Claudia öffnete es und zog ein winziges Stück Papier hervor. “Das ist Arabisch”, meinte sie. “Was steht darauf?”
“Es wünscht Ihnen viel Glück für die Ehe und viele Kinder.” Der Scheich strahlte. Claudia schnürte es die Kehle zu. Er durfte nicht erfahren, dass es weder Ehe, Glück noch die Aussicht auf Kinder gab. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
“Danke.” Mehr konnte sie nicht hervorbringen. Doch der Scheich schien damit zufrieden zu sein.
“Das ist sehr großzügig von Ihnen”, meinte David, als Claudia sich das Geschmeide um den Hals legte. Es wirkte unglaublich dramatisch zum einfachen Schwarz des Kleides und dem Leuchten ihrer Haut. “Was für eine schöne Kette.”
“Ein schöner Schmuck für eine schöne Frau”, sagte der Scheich würdevoll. David sah zu Claudia hinüber, die betört die Kugeln durch die Finger gleiten ließ.
“Ja”, sagte er so leise, dass sie es nicht hören konnte.
“Du musst die Kette zurückgeben, sobald ich weg bin”, stieß Claudia hervor, sobald sie wieder in der Gästesuite anlangten. “Ich konnte sie nicht zurückweisen, aber es wäre falsch, dieses Geschenk zu behalten, wo wir ihn doch angelogen haben.”
“Es ist ziemlich unangenehm”, meinte David, während er seine Krawatte lockerte. “Aber es würde den Scheich noch mehr verletzen, wenn wir den Schmuck zurückgeben.”
“Wahrscheinlich.” Claudia ging steif zum Spiegel hinüber, um den Verschluss der Kette zu öffnen.
“Er hat sie dir geschenkt, weil du charmant warst”, begütigte David sie. “Du warst heute Abend wundervoll, Claudia. Du hast dir dieses Geschmeide wahrlich verdient.”
Claudia fühlte sich seltsam benommen. “Ich habe nichts dafür getan”, murmelte sie.
“Doch. Der Scheich mochte dich, und möglicherweise erhalten wir nun den Vertrag.” David fiel auf, dass er ihr instinktiv wie beschützend die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Er steckte schnell die Hände in die Taschen und räusperte sich. “Vielen Dank jedenfalls.”
“Dafür nicht.” Claudias Sinne waren durch seine N„he in Aufruhr. Sie fummelte vergeblich an dem Verschluss der Kette herum. “Wir hatten doch eine Vereinbarung getroffen.”
“Ja”, entgegnete David langsam. Diese ruhige Unterhaltung mit Claudia wäre vor wenigen Tagen noch unvorstellbar gewesen.
Claudia konzentrierte sich auf den Verschluss, um seinen Augen auszuweichen.
“Soll ich dir helfen?”, fragte David.
“Ich bekomme den Verschluss nicht auf”, sagte sie befangen.
“Lass mich mal versuchen.” Sie stand steif da, als er ihr goldenes Haar beiseiteschob und mit ungelenken Fingern den raffinierten Verschluss aufzubekommen versuchte.
Claudia erzitterte. “Ich habe den Abend jedenfalls genossen”, versuchte sie abzulenken. “Ich habe nun einen Zauberspruch für mich.”
“Ob er auch von den sechs Kindern gehört hat, die du bekommen möchtest?”, versuchte David zu scherzen, obwohl er sie lieber an sich gezogen hätte.
Claudia zwang sich zu einem Lächeln. “Sechs Kinder können alles andere als ein Segen sein”, meinte sie heiser.
“Vielleicht wirst du sie nur
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