Julia Extra Band 0213
von ihrer besten Seite kennenlernen”, meinte David. Sie sah überrascht auf und begegnete dabei seinem Blick.
Claudias Herz zerbrach beim Gedanken an ein Glück ohne ihn. “Vielleicht”, flüsterte sie. Als es David schließlich gelang, die Kette zu öffnen, floh sie ins Bad, wo sie ohne Zeugen weinen konnte.
“Noch mehr Besprechungen”, seufzte Lucy, als weder David noch Patrick am nächsten Tag zum Mittagessen erschienen. “Wenn sich der Scheich doch endlich für die eine oder andere Lösung entscheiden würde.”
Die Männer kamen erst nach halb sechs, als sich Lucy bereits Sorgen zu machen begann. Sie wirkten ernst. Claudia erschrak.
“Wie steht es?”, rief Lucy gespannt. Als sich Claudia erhob, strahlten David und Patrick plötzlich übers ganze Gesicht.
“Wir haben es geschafft!”, rief Patrick. Seine Frau warf sich ihm mit einem Freudenschrei an die Brust. “Der Scheich hat endlich den Vertrag unterschrieben.”
“Ach, sind das wundervolle Neuigkeiten!” Claudia strahlte erleichtert. David zog sie im allgemeinen Überschwang in seine Arme und schwenkte sie im Kreis herum. Lachend umarmte sie auch ihn.
Sie lag so gut in seinen Armen, dass David sie enger an sich zog und ihr unvermutet einen Kuss auf den warmen duftenden Hals drückte. Claudia erschauerte. David spürte es und ließ sie augenblicklich los, da er fürchtete, es gefalle ihr nicht. “Entschuldige”, meinte er steif. “Das war keine Absicht. Ich habe mich vom Überschwang mitreißen lassen.”
Claudia war den Tränen nahe. “Nicht der Rede wert”, sagte sie mit einem erzwungenen Lächeln. “Ich war eben gerade greifbar, als du deiner Freude Luft machen musstest.”
Der Abend verging in ausgelassener Stimmung. Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass der Vertrag unter Dach und Fach war. Es gab eine spontane Party im Club, die bis in die frühen Morgenstunden andauerte. Claudia vergaß in der hitzigen Atmosphäre dieser Feier völlig, wie gleichgültig ihr die Zukunft von GKS Ingenieurbau war, soweit es nicht Patrick und Lucy betraf.
Sie genoss es, die Anspannung aus Davids Gesicht weichen zu sehen. Er sah jünger und entspannter aus denn je. Erst im Nachhinein bemerkte sie, wie schwer die Verantwortung auf seinen Schultern gelastet haben musste. Zum ersten Mal sah Claudia ein, wie wichtig es für alle hier gewesen war, dass dem Scheich keine widersprüchlichen Meldungen über Davids Ehe zu Ohren gekommen waren.
“Du musst dich sehr freuen”, sagte sie unbeholfen zu David, als sie spät in der Nacht die Gästeunterkunft erreichten. Während der ausgelassenen Party war es ihnen leichtgefallen, miteinander zu reden. Jetzt verebbte die Unterhaltung zu einem unbehaglichen Schweigen.
“Ja.” David ließ sich in einen Sessel fallen und atmete erleichtert auf. “Der Vertrag bedeutet für die Firma alles. Wir haben so lange daran gearbeitet, dass ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte.” Er sah Claudia an, die auf der Sofakante saß. “Der alte Said hat die Entscheidung zu unseren Gunsten erst getroffen, nachdem er dich kennengelernt hatte. Patrick wollte dir einen festen Job in unserem Verhandlungsteam anbieten.”
Sie schmunzelte über seinen Scherz. Sie wäre liebend gern auf Dauer in Davids Nähe geblieben, wenn es gegangen wäre. “Wirst du jetzt, nachdem der Vertrag unterschrieben ist, zurück nach London fliegen?”, fragte sie. Sie spielte mit ihren Ohrringen und blickte auf die Früchteschale, dann auf das Sofakissen und den riesigen Kupferleuchter, der das Zimmer in ein warmes Licht tauchte. Sie mied Davids Augen.
“Nein.” David wusste auch nicht, wo er hinsehen sollte. “Wir können jetzt mit der Arbeit beginnen. Ich werde zumindest noch für zehn Tage hierbleiben.”
“Machst du denn keinen Urlaub?”, fragte Claudia spontan. “Du siehst so müde aus.”
David schien den weiblich besorgten Ton zu überhören, der ihr selbst unangenehm war. Er lehnte den Kopf gegen die Lehne des Sessels und blickte nachdenklich an die Decke. Er spürte eine Welle der Müdigkeit und zum ersten Mal in seinem Leben ein Gefühl, das der Einsamkeit nahe kam.
“Eine kurze Auszeit von dem geselligen Leben hier würde mir sicher guttun”, gab er zu. Er sah Claudia nun direkt an. Sie beobachtete ihn unter gesenkten Augenlidern. Er räusperte sich. “Tatsächlich wollte ich die morgige Nacht in der Wüste verbringen, um dort die Ruhe und den Frieden zu genießen”, sagte er zögerlich. “Möchtest du
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