Julia Extra Band 0213
musste, dass womöglich zwischen uns tatsächlich nicht viel mehr war als unsere wunderbare körperliche Übereinstimmung …”
“Als wir uns dann liebten, hast du geweint. Und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du gar nicht mit mir zusammen sein wolltest – auch wenn ich wusste, dass du dich körperlich sehr von mir angezogen fühltest. Das ist auch der Grund, warum ich mich letztens nicht der Liebe mit dir hingab … weil ich es nicht konnte. Ich wollte nicht riskieren, dass du mich dafür verachtest, dass ich deine Schwäche ausnutze, dich verführe und versuche, dich von mir emotional abhängig zu machen – noch mehr vielleicht, als du es gegen deinen Willen schon warst …”
Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte – dass er so offen ihr gegenüber war.
“Aber als wir zusammenlebten, hast du nie Anstalten gemacht, mir zu beweisen, dass da
nichts
war zwischen dir und Lauren”, sagte sie leise, noch immer nicht vollends von ihren Zweifeln befreit.
“Weil ich wusste, dass es mir aufgrund deines ständigen Misstrauens sowieso nicht gelingen würde, dich davon zu überzeugen”, verteidigte er sich in bitterem Ton. “Ich gebe ja zu, Kendal, dass ich dir vielleicht manches – das aber ausnahmslos völlig harmloser Natur war! – nicht erzählt habe, eben weil du bei nahezu allem, was ich tat und erlebte, sofort Negatives gewittert und irgendwelchen Verdacht geschöpft hast.”
“Ich habe aber nicht viel davon gemerkt, dass du jemals wirklich intensiver versucht hättest, mich von etwas zu überzeugen”, hielt sie ihm trotz allem vor.
Er stützte sich mit einem Arm hinter Kendals Kopf an der Rückwand der Couch ab und atmete angestrengt aus, mit einem leichten Stöhnen, das von einer gewissen Selbstanklage zeugte. “Ich denke, ich unterließ das, weil ich einfach wollte, dass du mir auch so, von dir aus, Vertrauen entgegenbringst – dass du mir glaubst, was ich sage. Ich hoffte, dass auch du denkst, unsere Beziehung spräche für sich. Auch ich hatte nämlich meinen Stolz, und wenn einem Mann vorgehalten wird, er interessiere sich viel mehr für eine andere Frau, und diese Vorhaltung just von der Frau kommt, für die er Himmel und Erde in Bewegung setzen würde … also, dann …”
Sie spürte, wie sich seine breite Schulter ganz dicht neben ihr bewegte. Hat nicht unlängst auch Ralph zu mir gesagt, dass dieser Mann eine große Portion Stolz besitzt …? erinnerte sie sich.
“Wir sind halt immer weiter auseinandergedriftet, und du schienst mehr und mehr nur noch an deinen beruflichen Aufträgen interessiert gewesen zu sein. Ich habe mich ja gefreut für dich, dass du mit deiner Tätigkeit so viel Erfolg geerntet hast, aber du schienst die Arbeit auch dazu zu benutzen, mich immer mehr von dir wegzuschieben.”
War das wirklich so?
“Du warst ja zeitweilig kaum ansprechbar”, machte er ihr deutlich, und sie schien darüber sehr überrascht. “Und zu dem Zeitpunkt des Vorfalls mit Ralph …” Auf einmal wirkten seine Gesichtszüge ganz angespannt. Oder war daran nur der matte Schein der Tischlampe schuld? “Selbst wenn ich die wahren Hintergründe dafür, dass ihm gekündigt wurde, vor dir gleich offengelegt hätte, bezweifle ich, dass du mir meine Darstellung der Situation abgenommen hättest. Deine Skepsis hatte sich zu einer solch unüberwindbaren Barriere zwischen uns aufgebaut, dass mir schien, mir blieb keine andere Wahl, als zuzusehen, wie meine Ehe zerbricht – obschon ich ehrlich gesagt nie wirklich damit gerechnet hatte, dass du mich für so lange verlassen würdest.”
Er atmete tief aus. “Dass du mich dafür verantwortlich gemacht hast, dass Chrissie ihr Baby verlor – das war schon schlimm genug für mich. Aber als du für sechs Monate mit Matthew einfach mit unbekanntem Ziel aus meinem Leben verschwandest – das war der reinste Horror; ich dachte, ich würde durchdrehen! Da haben sogar mehrere Kollegen so sehr unter mir gelitten, dass sie knapp davor waren, die Kündigung einzureichen.”
“Als du dann wiederkamst, mochte es dir eine Weile so erschienen sein, als wollte ich dich nur wegen Matthew hier festnageln und als wäre es mir mittlerweile egal, wie du zu mir stehst – mitnichten ist das der Fall gewesen!”
Er war so emotionsgeladen, dass seine Stimme ganz heiser klang. Trotzdem konnte Kendal sich in ihrer eigenen Betroffenheit und ihrer erlittenen Kränkung eine Bemerkung nicht verkneifen. “Warum aber hast du dich mir gegenüber so rigide und
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