Julia Extra Band 0213
drohend gebärdet?”
“Habe ich das?” Die Hand hinter ihr bewegte sich, nahm eine rote Haarsträhne und wickelte sie um einen Finger. Jarrads Berührung war so sanft, wie seine Stimme weich war. “Ich glaube, ich nahm an, dass du das so verdient hast”, sagte er und seufzte, als würde ihm das Verhalten jetzt doch leidtun. “Du schienst nach deiner Rückkehr weiterhin fest entschlossen, stets das Schlechteste von mir zu denken – egal, was ich tat. Aber du wolltest noch mit mir schlafen und hast meine Zärtlichkeiten nicht abgewehrt, und das war mein einziger Strohhalm der Hoffnung, an den ich mich klammerte – dass du mich irgendwie doch noch lieben würdest.”
Seine brüchige Stimme ließ Kendal aufmerken. Sie konnte nichts von dem, was er da gerade sagte, leugnen. Und nur zu gern würde sie es doch schaffen, ihm ehrlich zu vertrauen, weil sie sich nach nichts mehr sehnte als danach, wieder so von ihm geliebt zu werden wie früher … “Hoffst du denn immer noch, dass meine Leidenschaft im Bett etwas Tieferes zu bedeuten hat …?”, fragte sie dann mit zitternder Stimme und gleichzeitig leicht rebellischem Unterton.
“Doch, ja … Weil Gefühle der Unsicherheit, des Verdachts und der Eifersucht nur dort entstehen, wo wirklich geliebt wird”, hörte sie ihn antworten. “Du hast nie aufgehört, unsicher zu sein oder Verdacht zu schöpfen, seit dem ersten Tag, als Lauren meine neue Kollegin war. Gleichzeitig hast du schon immer besonders reagiert, und tust es heute unvermindert, wenn ich dich berühre.” Seine Stimme war nur noch ein raues Flüstern. “Und dich küsse …”
Sanft nahm er ihr Kinn zwischen beide Hände und hob es so an, dass sie keine andere Wahl hatte, als ihn anzuschauen. Sie erschrak, als sie seinen gepeinigten Gesichtsausdruck sah. “Und außerdem …”, mit einer fast unmerklichen Daumenbewegung wischte er die kleine Träne weg, die verräterisch ihre Wange herunterkullerte, “… bringt die Musik von Pachelbel dich noch immer zum Weinen.”
“Oh, Jarrad!”
In einem plötzlichen Anfall aufgewühlter Emotionen schmiegte Kendal sich eng an Jarrad an; sogleich griff er sie mit seinen Armen und zog sie kraftvoll an seinen Brustkorb. Berauscht legte Kendal ihre Arme um seine Taille und zog ihn begierig und so fest sie konnte an sich, erfüllt von tiefen Gefühlen der Geborgenheit und der Liebe für ihn.
“Mein Plan, nach Übersee zu gehen, hatte den Hintergedanken, auf diese Weise zu versuchen, dich zu vergessen – weil ich dachte, je mehr Distanz ich zwischen dich und mich legen würde, desto eher könnte ich mich von jenen starken Gefühlen befreien … Obschon ich wusste, tief in meiner Seele, dass ich mich niemals würde richtig davon befreien können. Doch eine extrem herausfordernde berufliche Tätigkeit würde mich davon abhalten, dauernd an dich zu denken – dachte ich.”
“Damals arbeitete ich auch deshalb besonders engagiert, weil ich mir so unbedeutend vorkam und ich mich sorgte, du könntest mich insgeheim mit einem geringschätzigen Auge betrachten. Denn diese Lauren war sehr erfolgreich und erschien mir so gewandt, dass ich mir daneben vorkam, als könnte ich ihr nie das Wasser reichen. Dabei wollte ich dir doch alles bedeuten”, schluchzte sie. “Ich wollte als Ehefrau, als Mutter und im Beruf erfolgreich sein, damit du allen Grund haben würdest, auf mich stolz zu sein. Dabei ist mir nie bewusst geworden, wie sehr ich gerade dadurch die Menschen, die mir am meisten bedeuteten, vernachlässigt habe …, nur weil ich verbissen versucht habe, mich zu profilieren, um mir dadurch zu verdienen, geliebt zu werden.”
So war es doch wohl gewesen, oder? Manchmal hatte Jarrad dabei gelitten, und sie hatte nichts davon bemerkt. Und sie hatte ebenso wenig mitbekommen, wie sich bei ihrer Schwester die Probleme immer weiter aufschichteten, geradewegs zu einer Zeitbombe.
“Du hast dir nie meine Liebe verdienen müssen”, hauchte er mit heiserer Stimme in ihr seidiges Haar. “Du musst auch nichts vor mir beweisen. Und du bist die einzige Frau, die ich will – die einzige, die ich je ernsthaft gewollt habe.”
“Sag mir das noch einmal”, murmelte sie gegen seine Lippen, die nun über ihren schwebten. Er tat es, indem er ihr mit einem überwältigenden Kuss alle Zweifel nahm.
Als er den Kuss abrupt beendete, tat er es nur, um etwas zu erörtern, das ihm sehr am Herzen lag. “Versprich mir, dass du niemals mehr irgendetwas zwischen uns kommen lässt.” Er
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