Julia Extra Band 0213
jetzt und verspottete sich selbst. Oh, wie töricht ich war! “Warum leugnest du nicht einfach, dass sie schwanger ist?”, zischte sie ihn an. Aus ihren grünen Augen sprach unendlicher Schmerz.
“Ich fürchte, das kann ich nicht einfach leugnen”, erklärte er beinahe sarkastisch, doch auch irgendwie gequält, woraufhin Kendal dachte: O nein! Kann ich das hier noch viel länger ertragen?
“Sie hat es mir heute Abend direkt ins Gesicht gesagt.” Jarrads Sprechweise war schneidig. “Gleich als Erstes nach der Begrüßung.”
Diese selbstgefällige, blasierte Art von Lauren, dachte Kendal. “Das muss ja ein gehöriger Schlag für dich gewesen sein”, brachte sie mühsam heraus. Ihr war plötzlich zumute, als bekäme sie nicht genügend Sauerstoff. “Vor allem, dass deine Ehefrau davon erfahren hat, bevor du es ihr schonend beibringen konntest!”
Jetzt erhob er sich von der Couchkante, ging durchs Zimmer zu der halb geöffneten Tür und machte sie zu – oder beinahe zu; ein Stückchen ließ er sie angelehnt. Kendal konnte noch immer gedämpft die Stimmen der Gäste hören. Und diese spezielle Musik …
Sie rang erneut nach Luft, atmete tief ein und empfand jeden einzelnen Klang dieser Musik wie einen Stich mit dem Messer in ihre Brust.
“Ja, Kendal, auch dir hat sie die Nachricht ohne Umschweife an den Kopf geworfen, nicht wahr?” Nun setzte er sich wieder auf den Rand der Couch. “Aber verflucht, dass sie es so hat klingen lassen, als sei das Kind von mir – und verdammt auch, dass du ihr das einfach geglaubt hast!” Er beugte sich über sie und sah sie voller Zorn und Entrüstung an.
Kendal verstand seine emotionale Erregung genauso wenig, wie sie sich aus der Bedeutung seiner Worte einen rechten Reim machen konnte.
“Lauren hat einen festen Freund”, fuhr er in brüskem Ton fort. “Und vielleicht lässt sie sich ja sogar darauf ein, ihn zu heiraten, wenn sie es denn schafft, einen Mann an ihrer Seite zu akzeptieren, ohne ständig das Gefühl zu haben, ihm beweisen zu müssen, dass sie mit ihm auf gleicher Stufe steht und sie es mit ihm jederzeit aufnehmen kann! Allerdings hat sie gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen, indem sie bereits zum übernächsten Ersten einfach gekündigt hat. Aber ihr Freund muss berufsbedingt London verlassen, und sie will natürlich nicht allein hierbleiben. Vielleicht hast du ihn – er heißt Gareth – ja vorhin kurz gesehen.”
“Ein großer Mann mit Bart …?”
“Genau.”
Aha, dachte Kendal. Dann sah sie Jarrad ungläubig an. “Dann … ist also … das Kind nicht von dir?”
“Das sagte ich doch bereits.” Leicht gereizt fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar, doch dann zog er eine leicht betroffene Miene. “Na ja, zugegeben vielleicht nicht in absolut klaren eindeutigen Worten.” Doch nun wurde er wieder etwas ungeduldiger. “Ich hatte eben gehofft, du hättest selbst mittlerweile endlich erkannt, dass Lauren mir nichts weiter bedeutet als dass ich sie als selten gute – wenn auch bisweilen etwas vorlaute – Mitarbeiterin schätze.”
Diese Worte im Ohr richtete Kendal sich auf und versuchte, das Gesagte zu verdauen. Dabei ließ sie den Blick über Jarrads elegante Erscheinung in seinem maßgeschneiderten Abendanzug gleiten … von den wohlgeformten Schultern hinunter zu dem straffen Hosenbund.
“Aber du und Lauren …” Sie musste durchatmen.
Jarrad sprach, bevor sie einen ihrer ihm schon zur Genüge bekannten skeptischen Einwände formulieren konnte. “Ja, ich weiß – Lauren hatte ihren Arm um meine Schultern gelegt damals, als Ralph uns sah …, aber nur, weil sie mich trösten wollte, als ich gerade herausgefunden hatte, dass Ralph Geld aus der Kasse veruntreut hat. Ich war nämlich zutiefst enttäuscht, weil Ralph ein Mann war, dem ich bis dahin mit vollem Respekt und Vertrauen begegnet war, und ich war noch besonders betroffen, weil es sich um den Mann deiner Schwester handelte.”
Jarrad atmete tief ein und rückte ein Stückchen näher an Kendal heran.
“Oh, Lauren hätte wohl vor einem Jahr, als sie hörte, dass du und ich uns getrennt hatten, ganz gerne mehr entstehen lassen aus unserem Arbeitsverhältnis”, gab er jetzt zu. “Aber du solltest wissen, Darling, dass sie wirklich überhaupt nicht mein Typ ist. Ich wollte dich schon an dem Tag, als wir Matthew im Lake District wiederfanden, davon überzeugen. Aber da warst du so kalt mir gegenüber und so entschieden auf Konfrontation gegangen zu mir, dass ich denken
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