Julia Extra Band 0258
es nicht mehr eilig zu haben, und so ließ sie sich Zeit und verpackte die Geschenke so hübsch wie möglich, indemsie die Pakete noch mit ein wenig Glitzerspray besprühte und einen kleinen weißen Schneemann zu der Schokolade hinzufügte.
„Haben Sie vielen Dank, das ist fantastisch.“ Er griff nach seiner Brieftasche, nahm einige Scheine heraus und streckte sie ihr entgegen.
Dabei fiel Jo auf, dass er einen goldenen Siegelring trug, der ein Wappen zeigte.
„Sie berechnen all die Mühe, die Sie sich gemacht haben, doch hoffentlich extra?“
„Nicht an Weihnachten.“ Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu und reichte ihm sein Wechselgeld.
Sie hätte erwartet, dass er nun gehen würde, doch er stand weiter da und starrte die verpackten Geschenke mit abwesendem Blick an, so als wäre er in Gedanken ganz woanders.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte sie vorsichtig. Sie hätte überhaupt nichts dagegen, wenn er noch länger bliebe.
„Wenn ich doch nur irgendetwas Aufregenderes hätte, etwas, das Ivy richtig gefallen würde“, seufzte er und schloss für einen Moment die Augen. „Es wäre so einfach gewesen, Spielzeug in Sydney zu kaufen. Hier in der Gegend gibt es wohl keine anderen Geschäfte?“
„Leider keine Spielzeuggeschäfte. Nicht, wenn Sie nicht noch einmal hundertfünfzig Meilen zurückfahren wollen.“
Voller Resignation begann er, seine Pakete einzusammeln, ließ sich dabei aber Zeit.
„Sie wollen wirklich einen guten Eindruck auf Ivy machen, nicht wahr?“, fragte Jo.
Er nickte. „Es ist unglaublich wichtig.“
Seine Stimme klang so ernst, und seine Augen wirkten so traurig, dass sie einen unerwarteten, schmerzhaften Stich verspürte. Was, wenn er Ivys Vater war, aber seine Tochter noch nie gesehen hatte? Und wo war Ivys Mutter? Was mochte da passiert sein? Jo stand ihrer eigenen Familie sehr nahe, und sofort machte sich ihr weiches Herz bemerkbar.
„Nun … vielen Dank für Ihre Hilfe“, sagte er und wandte sich zum Gehen.
Oh, verdammt. Sie fühlte sich furchtbar, weil sie ihn mit solch kläglichen Geschenken davonziehen ließ. „Warten Sie“,rief sie ihn zurück. „Wenn dieses Geschenk wirklich so wichtig ist, dann kann ich Ihnen vielleicht helfen.“
Er drehte sich um und blickte sie mit seinen grünen Augen an. Hitze machte sich plötzlich in ihrem Körper breit.
„Ich habe einen Berg an Spielzeug, den ich für meine Geschwister gekauft habe“, erklärte sie. „Wahrscheinlich ist es mehr, als ich brauche. Wenn … wenn Sie möchten, können Sie einen Blick darauf werfen. Wir finden bestimmt eine Kleinigkeit, die Sie zu der Schokolade hinzufügen können.“
Er schaute sie aufmerksam an, und sie bemühte sich sehr, ruhig und beherrscht zu wirken, doch dann lächelte er wieder, und ihre Knie zitterten.
„Das ist wahnsinnig freundlich von Ihnen.“
„Ich rufe nur schnell einen meiner Brüder, damit er so lange den Laden hütet. Warten Sie bitte hier.“ Und ehe er Einspruch erheben konnte, eilte sie durch die Hintertür des Ladens.
Von dort kam man direkt in ihr Haus.
Mit jedem Schritt kämpfte sie gegen ihre Zweifel an. Sie wusste, dass es impulsiv war, aber dennoch hatte sie das Gefühl, es tun zu müssen. Die arme kleine Ivy verdiente ein richtiges Weihnachtsgeschenk. Und natürlich würde Jo das Opfer bringen, dafür noch ein wenig länger die Gesellschaft ihres umwerfenden Vaters zu ertragen …
Es gelang ihr, ihren Bruder Bill davon zu überzeugen, dass sie seine Hilfe im Laden brauchte, und danach rannte sie beinahe ins Geschäft zurück. Als sie ankam, war sie fast etwas atemlos.
Der Engländer war immer noch da und wirkte seltsam deplatziert neben einem Berg von getrocknetem Hundefutter. Er schien ein höfliches Gespräch mit der alten Hilda Bligh zu führen, der größten Klatschtante des Ortes.
„Da bist du ja, Jo“, rief Hilda. „Ich erklärte Mr. Stratland gerade, dass wir normalerweise laut rufen, wenn niemand im Laden ist.“
Du meine Güte, Hilda kennt sogar schon seinen Namen. Wahrscheinlich hatte er sie mit seinem gefährlich verführerischen Lächeln bedacht.
„Es tut mir Leid, Mrs. Bligh, aber Sie wissen ja, wie es an Weihnachten ist. Da kommt Bill. Er wird sich um Sie kümmern.“
Jo schaute zu dem Engländer hinüber und kam sich ein bisschenalbern vor, weil sie ihn in ihr Haus einlud und dabei überhaupt nichts von ihm wusste. „Kommen Sie bitte hier entlang“, sagte sie.
„Es hat mich gefreut, Sie kennen zu
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