Julia Extra Band 0258
der Tanzfläche beobachtete. Hal Ramsay forderte Jo auf, und sobald sie zu tanzen anfingen, wechselte die Musik zu einem langsamen Blues.
Sofort zog Hal Jo an sich, und seine Hand bewegte sich gefährlich tief auf ihren nackten Rücken zu. Verdammt noch mal, der Mann hatte eine eigene Frau, und Jo lächelte ihn an, als hätte er ihr die Sterne vom Himmel geholt.
Wie schade, dass Hugh alles verdarb.
Jo konnte sich sein Verhalten nicht erklären. Warum tanzte er nicht und amüsierte sich? Sie war sich sicher gewesen, dassder charmante Lord Stratland der Mittelpunkt der Party sein würde.
Sie hatte unheimlich viel Spaß. Es war so aufregend, Gast in einem derart schönen Haus zu sein und so ein fantastisches Kleid zu tragen. Sie fühlte sich absolut willkommen. Die Eliots waren charmant und freundlich – genauso wie ihre Gäste. Nicht einer wirkte überheblich oder herablassend. Niemand erwähnte „Nelsons Kolumne“ . Niemand stellte unangenehme Fragen über ihre Beziehung zu Hugh.
Doch anstatt sich zu amüsieren, stand Hugh abseits und beobachtete sie mit dem Stirnrunzeln einer altjüngferlichen Gouvernante.
Nun ja, vielleicht nicht altjüngferlich. Nicht Hugh. Er sah viel zu männlich und attraktiv aus in seinem schwarzen Smoking. Düster und nachdenklich wären eine bessere Beschreibung.
Was war los mit ihm? Er war doch sicher nicht wütend auf sie? Sie hatte seine Neckerei über die Verlobung und den Heiratsantrag einfach nicht ernst genommen. Und was seine Behauptung anging, er liebe sie – sie wäre ganz schön naiv, wenn sie das für mehr als die glatten Worte eines gewieften Verführers hielt. Sie und Hugh trennten Welten, und sie tat gut daran, das nicht zu vergessen.
Trotz Hughs düsterer Laune war sie fest entschlossen, den Abend zu genießen. Heute hatte sie die einmalige Gelegenheit, als Australierin herauszufinden, wie die bessere Gesellschaft Londons feierte. Sie schuldete es den Mädchen im Büro, jedes glamouröse Detail in sich aufzusaugen, damit sie ihnen einen haargenauen Bericht liefern konnte, wenn sie …
„Entschuldigung.“
Hughs Stimme unterbrach ihre Überlegungen und ihren Tanz.
Sie wandte den Kopf um und sah in seine Augen. Grün. Wunderschön. Mit tiefschwarzen Wimpern. Oh Mann. Ihr Herz begann einen merkwürdigen kleinen Tanz, der nichts mit dem Rhythmus der Musik zu tun hatte.
Hugh klopfte ihrem Tanzpartner auf die Schulter. „Tut mir Leid, Hal, aber deine Zeit ist um“, sagte er und warf ihm ein eher gezwungenes Lächeln zu. „Jetzt bin ich an der Reihe.“
Jo wurde gleichzeitig heiß und kalt. Sie spürte den starkenDrang, zu protestieren oder nach einer Ausrede zu suchen. Die Musik endete doch ohnehin gleich, oder? Sollte sie nicht nach Ivy sehen?
Aber ihr Partner trat höflich zurück, und innerhalb einer Sekunde hatte Hugh seinen Platz eingenommen. Er legte ihre Hand in seine und schmiegte die andere um ihre Taille. Dann zog er Jo näher zu sich.
Zu nah. Sie konnte nicht atmen.
Der Tanz war nicht mehr als ein langsames Wiegen im Takt der Musik. Dennoch stolperte sie.
„Entschuldigung“, sagte Hugh. „Bin ich dir auf den Fuß getreten?“
Sie schüttelte den Kopf, denn plötzlich traute sie ihrer Stimme nicht. Oh, lieber Himmel, warum musste sie nur so auf Hugh reagieren? Warum konnte sie nicht ruhig und souverän sein wie bei den anderen Männern, mit denen sie getanzt hatte? Sie war normalerweise eine sehr gute Tänzerin. Aber jetzt bekam sie ihre Füße beim besten Willen nicht unter Kontrolle.
Sie stieß erneut mit Hugh zusammen – Brust und Schenkel, die sich kurz berührten –, und mehr war nicht nötig, um eine Hitzewelle durch ihren Körper zu jagen.
Hugh lehnte sich ein bisschen zurück und betrachtete ihr Gesicht. „Du siehst etwas blass aus, Jo. Vielleicht möchtest du einen Drink?“
„Ja, vielen Dank.“ Es wäre eine Erleichterung, nicht mehr mit ihm tanzen zu müssen.
Mit der Hand auf ihrer Taille führte er sie von der Tanzfläche. Sie spürte seinen Daumen auf der nackten Haut ihres Rückenausschnitts, was ihr durch und durch ging.
„Wie wäre es mit einem Brandy?“ Er schaute sich nach einem Kellner um. „Er soll heilsame Wirkung haben.“
Doch jetzt, wo sie nicht mehr miteinander tanzten, fühlte Jo sich ruhiger. „Ich brauche keinen Brandy, danke. Ich hätte gerne nur ein Glas Wasser.“
Er ging zur Bar und kam mit einem großen Glas Eiswasser zurück. Als er sie dabei beobachtete, wie sie das Glas zur Hälfte leerte,
Weitere Kostenlose Bücher