Julia Extra Band 0258
gemacht zu haben.
In ihrem Zimmer griff sie nach der kleinen Flasche mit himbeerrotem Nagellack, der genau zu dem wunderschönen Kleid passte, das Hugh ihr gekauft hatte. Aber ihre Hände zitterten so stark, dass sie den Lack nicht auftragen konnte.
Aus einer plötzlichen Eingebung heraus schnappte sie sich die Flasche und lief wieder nach unten in die Küche, wo Regina bügelte und dem Radio lauschte.
„Es tut mir Leid, dass ich Sie belästige, Regina.“ Jo hielt die Flasche mit dem Nagellack hoch. „Ich habe mich gefragt, ob Sie mir wohl eine ruhige Hand leihen würden.“
„Gott, Liebes, es ist schon eine Weile her, dass ich Fingernägel lackiert habe, aber ich versuche es. Das ist eine nette Abwechslung zum Bügeln.“
Nachdem sie das Bügeleisen ausgeschaltet und das Radio leiser gedreht hatte, zog Regina einen Stuhl an den Küchentisch heran. „Mal schauen, ob ich den Kniff noch raus habe.“
„Das ist so nett von Ihnen. Ich bin zu nervös und zittrig“, gab Jo zu.
„Sie müssen wegen der Party nicht nervös sein“, erklärte Regina, während sie die Flasche schüttelte. „Rupert Eliot ist der netteste Mann, den man sich vorstellen kann.“ Sie warf Jo einen verschmitzten Blick zu. „Diese Priscilla Mosley-Hart wird doch wohl nicht da sein, oder?“
Jo konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. „Ich glaube nicht. Sie hat die Gunst verloren. Wenn sie auftaucht, wird Hugh sie in Ketten legen und in den Tower bringen lassen.“
„Es wurde auch Zeit, dass Hugh zu sich kommt.“ Regina malte Jos Daumennagel blutrot an. „Sie haben wunderschöne Hände.“
„Vielen Dank.“
Nachdem sie den ersten Nagel fertig lackiert hatte, stieß die Haushälterin einen Laut des Triumphs aus. „Sehen Sie sich das an. Perfekt. Ich habe den Dreh immer noch raus.“ Sie tunkteden kleinen Pinsel zurück in die Flasche. „Entspannen Sie sich einfach und amüsieren Sie sich heute Abend. Ich habe ein gutes Gefühl. Ich bin sicher, Sie kommen auf Wolke sieben nach Hause, und das ist doch eine wunderbare Art, das neue Jahr zu beginnen, oder?“
9. KAPITEL
Hugh war noch nie so angespannt wie an diesem Abend, als Humphries ihn mit Jo und Ivy zum Haus der Eliots fuhr. Seine Gefühle für Jo stürzten ihn in eine regelrechte Achterbahnfahrt.
Er hatte sich verliebt – ernsthaft verliebt –, und das war überhaupt kein Spaß. Er konnte sich keinen anderen Zustand vorstellen, der einen Mann so hilflos machte. So glückselig. So verzweifelt.
Er war richtig nervös, weil er sie mit zu dieser Party nahm – das war ihm das letzte Mal als Teenager passiert.
Während der vergangenen Woche hatte es Momente gegeben, in denen er überzeugt war, seine Gefühle würden erwidert. Er hatte Jo dabei erwischt, wie sie ihn mit einem besonders sanften Ausdruck in den Augen anschaute. Er hatte gesehen, dass sie errötete, wenn er dasselbe Zimmer betrat. Und wenn er sie küsste, reagierte sie mit einer so süßen, aufrichtigen Leidenschaft, dass er sein Verlangen nach ihr kaum noch zügeln konnte.
Sie war ein solcher Kontrast zu Priscilla, die so verliebt in seinen Titel und in sein Geld gewesen war, dass sie alles daransetzte, ihn als Ehemann zu gewinnen.
Was für eine bittersüße Ironie, dass es ausgerechnet sein Reichtum und seine Privilegien waren, die Jo auf Distanz hielten.
„Oh, schau.“ Jo verrenkte sich den Hals, um aus dem Fenster gucken zu können. „Ich glaube, ich sehe Schnee.“ Mit funkelnden Augen drehte sie sich zu ihm um. „Ist das Schnee, Hugh?“
Er blinzelte und sah weiße Flocken im Licht der Straßenlaternen und Autoscheinwerfer tanzen. „Oh ja, das ist Schnee. Hast du noch nie welchen gesehen?“
„Nein“, riefen Jo und Ivy gleichzeitig und jauchzten erfreut,während sie sich mit offenem Mund und großen Augen nach vorne beugten.
„Es ist wunderschön“, schwärmte Jo.
Doch ihre Freude deprimierte Hugh. Er starrte auf die hübschen Flocken. In seiner gegenwärtigen Stimmung schien der Schnee nur noch zusätzlich zu betonen, wie sehr sich Jos Welt von der seinen unterschied.
„Leider schmilzt der meiste Schnee, den wir hier in London bekommen, gleich wieder, oder er wird zu grauem Matsch, sobald er die Straße berührt“, fühlte er sich verpflichtet zu warnen.
Doch davon ließ Jo sich ihre Begeisterung nicht trüben.
„Das macht nichts.“ Ihr Gesicht wirkte regelrecht verzaubert. „Schau, Ivy, es ist echter Schnee. Jetzt werde ich jedem erzählen können, dass ich ihn
Weitere Kostenlose Bücher