Julia Extra Band 0258
Schritt zurück. „Ich sagte, du sollst mich nicht anfassen.“
Reue durchflutete sie – und brennende Scham. So weit war es also gekommen? Sie gab sich in einem Hotelzimmer für eine schnelle Nummer nach dem Essen hin? Und danach, wenn er seine Bedürfnisse befriedigt hatte, würde er ihr sagen, sie solle sich wieder anziehen, sie nach draußen führen, eine Hand an ihrem Ellenbogen, seine Kreditkarte über die Theke an der Rezeption schieben, um für sein Vergnügen zu bezahlen.
Anna konnte das nicht länger ertragen.
Als er einen Schritt auf sie zumachte, wich sie vor ihm zurück.
„Ich will das nicht.“ Ihre Stimme klang schrill, abgehackt.
„Lügnerin …“, murmelte er leise. Langsam streckte er die Arme nach ihr aus. „Anna Delane – du bist eine Lügnerin, wenn du mir sagst, dass du das hier nicht willst. Dass du mich nicht willst.“
Mit einer Hand umfasste er ihr Handgelenk und zog sie an sich. Er fühlte, wie sie sich entspannte, wie sie schwach wurde, genau so, wie er es wollte: schwach vor Verlangen nach ihm.
Mit einer Hand streichelte er ihre Hüfte, um sie wieder in seine Arme zu schließen und ihren weichen Körper gegen seinen zu pressen.
Der Schlag traf ihn völlig unvorbereitet. Eine Millisekunde später hatte sich Anna ihm entzogen.
Ungläubig starrte Leo sie an. In einer kämpferischen Haltung stand sie ihm gegenüber, das Gewicht perfekt ausbalanciert, einen Arm zurückgeschoben, sodass ihre Faust an ihrer Hüfte ruhte, den anderen Arm gerade nach vorn gestreckt, die angespannte Handfläche ihm zugewandt.
„Ich habe Nein gesagt.“
Ihr Gesicht war unbeweglich, nur in ihren Augen funkelte etwas, das er nicht kannte – etwas, das er sich weigerte zu erkennen.
„Was zur Hölle tust du da?“, fragte er langsam.
„Ich will das nicht. Ich will jetzt keinen Sex mit dir haben.
Nicht hier, nicht in diesem Hotelzimmer, für das du einen Kellner mit Trinkgeld geschmiert hast, nur weil du gerade in der Stimmung bist …“
Seine Mundwinkel zuckten. „Anna. Glaubst du, deine Reaktion auf mich war nur vorgetäuscht? Zum Teufel, nein! Du wolltest mit mir schlafen, und zwar seit letzter Nacht, als du auch Nein gesagt hast und es dann bedauert hast, aber zu stur warst, um es zuzugeben. Du wolltest es den ganzen Tag über – deshalb bist du wie ein Vulkan explodiert, als ich dich geküsst habe. So, wie du es immer tust – jedes Mal. Also spiel jetzt nicht die Heuchlerin, Anna Delane, weil wir beide wissen, dass du mich willst! Du willst alles, was ich dir gebe! Alles, was du mir gibst!“
Leo ging einen Schritt auf sie zu. Mit deutlich lesbaren Absichten auf seinem Gesicht.
„Ich gebe dir überhaupt keinen Sex!“, fauchte sie ihn an. „Du nimmst ihn dir! Aber ich werde mich nicht zu diesem schnellen schmutzigen Sex, wie du ihn jetzt haben willst, herabwürdigen lassen.“
„Schmutzig?“, keuchte Leo. „Muss ich dich daran erinnern, warum du auf dieser Insel bist? Du bist eine Diebin … eine Kriminelle!“
„Das bist du auch.“
„Bist du verrückt geworden?“
Seine Verwirrung brachte das Fass zum Überlaufen. Natürlich wusste sie, dass sie sich nicht von ihrer Wut überwältigen lassen sollte. Aber es ging nicht. Sie hatte sich nicht länger unter Kontrolle.
„Du hast mich zum Sex mit dir gezwungen und mir mit Gefängnis gedroht, und das macht dich zum Verbrecher.“
„ Thee mou … ich habe dich vor dem Gefängnis bewahrt, und das nennst du drohen?“ Hart, hart wie Stahl war sein Blick. „Ich lasse nicht zu, dass du die Wahrheit verdrehst! Zieh deine Schuhe an. Nimm deine Tasche. Wir fahren.“
Auf Griechisch fluchend ging er zur Tür und riss sie auf. Anna hörte seine sich entfernenden Schritte auf dem gepflasterten Weg.
Nur zögernd gab sie ihre Kampfhaltung auf. Sie zitterte am ganzen Körper; sie fror.
Als sie Schuhe und Tasche einsammelte und das kleine Häuschen verließ, konnte sie kaum atmen.
Die Rückfahrt zur Villa verlief in eisigem Schweigen. Vor der Eingangstür zur Villa hielt Leo den Wagen an.
„Geh hinein“, befahl er ihr.
Sie hatte kaum Zeit, die Wagentür hinter sich zu schließen, da fuhr er auch schon wieder an und lenkte den Wagen durch das eiserne Tor zurück auf die Straße.
„Miss Delane?“
Erschrocken wandte sie sich der Stimme zu. Ein Mann kam auf sie zu.
„Wer will das wissen?“, fragte sie misstrauisch und blickte zur Villa. Niemand war zu sehen, nicht einmal der Gärtner. Und der Mann, der sich ihr näherte, war
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