Julia Extra Band 0258
zu ihm um, als er die Hand ausstreckte und über ihren nackten Arm streichelte.
Sie war so wunderschön, so begehrenswert …
Doch noch während sein Blick auf ihrem erotischen Körper ruhte, veränderte sich Annas Miene. Sie erstarrte.
Er konnte fühlen – und sehen –, wie sie sich physisch und psychisch von ihm entfernte.
„Du hast gesagt“, verkündete sie mit fester Stimme, „ich habe die Nacht frei.“
Wie ein Schlag trafen ihn ihre Worte. Sofort zog er seine Hand zurück. Und im selben Moment flackerte auch die alte bekannte Wut in ihm auf.
„Sag mir jetzt nicht, es steht in deinem Vertrag.“
„Es war ein mündlicher Vertrag“, entgegnete sie.
„Du hast deinen Beruf verfehlt. Du hättest Anwältin, nicht Diebin werden sollen“, spottete er.
„Du hast gesagt, ich habe die Nacht frei“, wiederholte sie.
„Tu, was du willst“, murmelte er verstimmt und griff nach seiner Kaffeetasse. Wenn es wenigstens Brandy wäre, dann könnte er sich betrinken und alles vergessen! Sein Körper schien Annas Zurückweisung nicht zu akzeptieren. Unruhig veränderte er seine Sitzposition.
„Versuch es mit einer kalten Dusche“, schlug sie ihm kühl vor, da ihr seine Bewegung nicht entgangen war.
Dafür erntete sie einen tödlichen Blick. Dann starrte er wieder verstimmt in die Dunkelheit.
Verflucht sei Anna Delane. Und er selbst gleich mit, weil er sie so sehr begehrte.
Er stellte die Tasse ab und stand auf.
„Ich sehe dich zum Frühstück“, verkündete er barsch und humpelte ins Haus.
Still blieb Anna auf der Terrasse sitzen. Jetzt war sie an der Reihe, verärgert in die karibische Dunkelheit zu starren und sich selbst und ihn zu verfluchen. Genau wie das Verlangen, dass er in ihr geweckt hatte. Denn sie brauchte all ihre Willenskraft, um nicht hinter ihm herzulaufen.
9. KAPITEL
Der Bauleiter erzählte ihr irgendetwas über die verschiedenen Holzarten, die seine Firma für den Bau einer Villa verwendete. Aber Anna hörte ihm kaum zu, weil sie sich Leos Gegenwart viel zu bewusst war. Er war launisch und reizbar, genau wie sie selbst.
Statt eine ungestörte Nacht in ihrem eigenen Bett zu verbringen, hatte sie schlecht geschlafen und war immer wieder aufgewacht. Kein Wunder, dass sie jetzt müde und angespannt war.
Sie war erleichtert, als sie die Baustelle wieder verließen. Doch allein mit Leo im Wagen zu sitzen, erwies sich als noch viel schlimmer. Stumm saß er neben ihr, und auch sie sagte kein Wort. Die Spannung zwischen ihnen zerrte an ihren Nerven und verspannte ihre Muskeln.
Nach einer halben Stunde Fahrt über die gewundene Küstenstraße bog er auf einen Privatweg ab, der zum Meer hinunterführte.Sein Ziel war ein Strandhotel.
„Lunch“, verkündete er knapp und stieg aus.
Schweigend folgte Anna ihm in das Hotel. Es missfiel ihr sofort. Ganz offensichtlich wurden hier Kunden bedient, die normale Hotels langweilten und die nach einem modernen Design verlangten, das Anna aber übertrieben und protzig vorkam. Dementsprechend waren auch die Speisen auf der Karte.
„Einen vegetarischen Salat, bitte“, bestellte sie. „Ohne Dressing.“
„Ich dachte, du isst wieder normal?“, fragte Leo gereizt.
Anna zuckte mit den Schultern. „Die Preise sind lächerlich und die Karte idiotisch.“
„Dieses Hotel gilt als eines der besten in der ganzen Karibik.“
„Das Dekor ist protzig, die Kellner hochnäsig und die Gäste lauter Angeber. Das Restaurant gestern war tausendmal besser.“
„Nun, jetzt sind wir aber hier“, entgegnete Leo.
Auch ihr Mahl verlief in völligem Schweigen. Hatten sie wirklich noch vor vierundzwanzig Stunden ein normales Gespräch geführt, fragte sich Anna ungläubig. Heute schaffte sie es kaum, ihm zwei zusammenhängende Worte zu sagen. Und er war keinen Deut besser. Alles, was sie wollte, war, zurück zur Villa zu fahren und sich in ihrem Schlafzimmer einzuschließen. Nervös und ruhelos blickte sie überall hin, nur nicht zu Leo.
Doch tief in ihrem Innern brodelte etwas, als baute sich eine elektrische Spannung auf, die ihre Nerven gefährlich überreizte. Ihre Muskeln waren angespannt, ihre Haut prickelte. Ihr ganzer Körper schien seltsam lebendig, jedoch auf eine fremde, unkontrollierbare Weise, als ob er nach irgendetwas verlangte. Etwas, über das sie nicht nachdenken wollte. Sie umklammerte die Gabel fester und hielt den Hals steif geradeaus gerichtet, um nicht zu dem Mann hinüberzuschauen, der genauso ruhelos und reizbar war wie
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