Julia Extra Band 0258
drehte jedoch im letzten Moment den Kopf, sodass er nicht ihre Lippen, sondern ihre Wange berührte.
Jake war enttäuscht. Andererseits konnte er sie verstehen.Das kam alles etwas überraschend für sie. Da musste sie sich auf die Situation erst mal einstellen. Und immerhin ging es ja um eine Art Vernunftehe. Das machte es nicht leichter.
„Mach dir keine Sorgen, Susan“, murmelte er, küsste ihr Haar und strich dann darüber. „Alles ist in Ordnung. Ich spüre das.“
Mit dem Daumen wischte er ihr die Tränen von der Wange. Dann ließ er sie zögernd los. „Lass uns zurückgehen.“ Er zog den Seidenteppich fester um ihre Schultern und spürte, wie er vor Verlangen brannte. „Morgen steht viel Arbeit an. Wir brauchen Schlaf“, wollte er sachlich hinzusetzen, aber seine Stimme klang heiser vor unerfülltem Begehren, als er das sagte. Er hatte nicht geglaubt, noch einmal solche Leidenschaft zu empfinden. Es kam fast dem nahe, was …
Beschützend legte er den Arm um ihre Schultern. „Pass auf, dass du nicht noch mal auf die Fransen trittst“, warnte er sie.
„Wann?“, fragte sie plötzlich und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Wann wollen wir heiraten?“
Er schalt sich. Bleib auf dem Boden, Junge! Du bist ganz verrückt nach ihr, aber sie sieht das natürlich nüchterner.
„So schnell wie möglich, wenn es nach mir geht.“
„Freitag ist hier mein letzter Arbeitstag“, erinnerte sie ihn.
„Also Samstag?“, schlug er vor.
Sie nickte zustimmend.
George erfuhr die Neuigkeit beim Frühstück am nächsten Morgen. Keine fünf Minuten später wusste es die ganze Insel. So kam es jedenfalls Susan vor.
Sie rief ihre Eltern an, die sich mittlerweile in Florida niedergelassen hatten, und ihre Schwester Yvette, die mit ihrem Mann und drei Kindern in Kansas lebte.
Damit hatte sie schon fast die komplette Gästeliste zusammen. Außerdem lud sie noch ihren Boss Ed Sharp und einige Freunde aus Portland, wo sie in den letzten Jahren gewohnt hatte, ein.
Die Trauung sollte im Salon stattfinden. Jake ließ eine bekannte Schneiderin aus New York kommen. Es war eine ältere Dame. Sie musste für Susan nun in Windeseile ein Brautkleid nähen. Spätabends musste es immer wieder anprobiert werden. Das Kleid selbst war zwar ganz schlicht, hatte aber einen wundervollen Überwurf aus elfenbeinfarbener, handgewebter Seide. Susan war mehr als erstaunt, was für eine Pracht man in sokurzer Zeit entfalten konnte, wenn man genügend Geld besaß.
Eine Hochzeitstorte mit zwölf Schichten war schon reichlich üppig angesichts der Tatsache, dass ja gar nicht so viele Gäste kommen würden. Aber die Eventagentur, die die Planung des Festes übernahm, war insgesamt so professionell, dass Susan keinen Grund sah, sich da einzumischen.
Auch an Jake gab es nichts auszusetzen. Er war aufmerksam und charmant – und manchmal richtig lieb. Wenn sie sich über dies oder das Sorgen machte, was die Hochzeit betraf, erinnerte er sie einfach daran, dass sie die oberste Instanz war und alle Entscheidungen bei ihr lagen.
Und tatsächlich. Sie stellte fest, dass ihr Wort für alle Mitarbeiter Gesetz war. Überhaupt wurde ihr schnell klar, was es hieß, die Frau von Jake Merit zu sein. Man begegnete ihr mit dem größten Respekt. Jeder ließ alles stehen und liegen, wenn sie kam, um von ihr eventuell eine Anweisung entgegenzunehmen. Das war ihr manchmal schon richtig unheimlich.
So verging der Mittwoch, der Donnerstag, der Freitag. Einige Male machte Susan einen Anlauf, mit Jake über Yvette ins Gespräch zu kommen. Wenn er sie sah, würde er sich wahrscheinlich an sie erinnern. Aber irgendwie war sie mit ihm an diesen Tagen vor der Hochzeit nie allein. Hatte er das so arrangiert? Oder lag es nur an der allgemeinen Hektik? Susan hoffte, dass Letzteres der Fall war. Und obwohl sie sich dagegen wehrte, so wurde sie immer bedrückter, wenn sie daran dachte, dass es keine Liebesheirat sein würde. Zumindest von Jakes Seite aus.
Dann war es endlich so weit. Samstag, der 1. September. Ihr Hochzeitstag. In wenigen Stunden würde sie Jake, den Mann ihrer Träume, heiraten.
Sie setzte sich im Bett auf und ließ sich mutlos wieder zurücksinken. Niedergeschlagen betrachtete sie die Decke. Dies sollte doch wohl der glücklichste Tag ihres Lebens sein, stattdessen war sie zutiefst trübselig.
„Ich liebe dich, Jake“, murmelte sie. Schade, dass ihre Beziehung nicht so geartet war, dass sie ihm das selbst sagen konnte. Bisher hatten sie sich
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