JULIA EXTRA BAND 0261
akzeptieren.
Seit wann war sie eigentlich so selbstlos?
Na ja. Im Grunde machte sie sich da etwas vor. Sie sehnte sich danach, sich an ihn zu schmiegen. Zu gern würde sie seine Wärme und seine Nähe spüren – und mit ihm schlafen. Sie würde ihn so gern berühren und küssen und das Glück genießen, ihn wieder bei sich zu haben.
Aber das alles würde nicht passieren. Schließlich hatte sie auch ihren Stolz.
Abby wurde nachdenklich. Und was brachte ihr ihr Stolz, wenn Max fort war? Sie wollte doch eins nicht vergessen: Sie war diejenige gewesen, der er eine Nachricht hatte zukommen lassen. Zu ihr war er nach seiner Rückkehr sofort gekommen.
Sofort schlich sich bei ihr wieder dieser quälende Verdacht ein, dass er damit nur seine Beziehung zu Kate deckte.
Nein, sie hielt das alles nicht mehr aus! Deshalb bückte sie sich und nahm Monty auf den Arm. Schützend hielt sie ihn sich vor die Brust.
Max streckte sich. Er ließ sich nichts anmerken.
„Du solltest jetzt besser gehen“, wiederholte Abby.
Er trat einen Schritt näher an sie heran und wirkte auf einmal wie ein Tiger, der ein Opfer belauerte. „Meinst du das ernst?“
„Ja.“ Sie sah ihm fest in die Augen, obwohl ihr das schwerfiel. Ihre Entscheidung stand fest, sie wollte davon keinen Zentimeter abrücken.
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Ich würde dir diese Geschichte mit Kate so gern erklären. Aber es geht zurzeit nicht.“
„Du kannst dir deine Erklärungen sparen.“ Abby staunte über seinen Mangel an Feingefühl. Wenn man sich gerade in jemandenverliebt hatte, wollte man von demjenigen doch nicht erklärt bekommen, wieso er von dieser oder jener Frau nicht loskam!
Er versteifte sich. „Ich soll also gehen?“
„Ja.“ Sie drückte Monty noch fester an sich, was ihm gar nicht gefiel. Er fauchte sie an.
Max sah sie enttäuscht an und nickte dann. „Wie du willst. Diese ganze Geschichte ist ja von vornherein schiefgelaufen.“ Er drehte sich um und ging.
„Ich sollte gleich vorausschicken, dass Max nicht weiß, dass ich hier bin.“
Abby konnte es immer noch nicht fassen. Ihr gegenüber am Tisch saß Kate. Sie hatte an diesem Nachmittag vor dem Sender auf sie gewartet.
In den letzten Tagen war sie mit den Nerven völlig am Ende gewesen. Die Tatsache, dass Max endlich wieder sicher zurückgekehrt war und sie dann feststellen musste, dass ihm Kate mehr am Herzen lag als sie, hatte sie mehr berührt, als sie je vermutet hätte.
Nun saß sie mit ihr bei „Luigi“ bei einem Kaffee – und sie fühlte sich überhaupt nicht wohl. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich mit dieser Frau auseinanderzusetzen.
„Max? Wer ist das?“, fragte sie trocken.
Kate schmunzelte. „Okay. Das verdiene ich. Ich war Ihnen gegenüber damals bei Ihrem Besuch nicht ehrlich.“ Das war nun schon wieder zwei Wochen her.
Abby konnte auf dieses Geständnis mühelos verzichten. Aber was hätte sie eben machen sollen? Sich weigern mitzugehen? Es waren zu viele Passanten dabei gewesen. Da hatte sie kein Aufsehen erregen wollen. Also hatte sie sich von Kate zu einem Kaffee einladen lassen. Die Tassen standen nun vor ihnen. Aber sie beide hatten sie noch nicht angerührt. Der Kaffee wurde langsam kalt. Luigi beobachtete das verärgert.
Abby hob die Schultern. „Das ist doch egal.“
„Ist es nicht“, widersprach Kate mit Nachdruck. „Max ist so verändert. Ich dachte erst, dass es mit seinen schrecklichen Erlebnissen zusammenhängt.“ Sie schüttelte sich. „Er muss ja Furchtbares durchgemacht haben! Immer diese Ungewissheit, ob er lebend wieder rauskommt.“
Und ich habe die ganze Zeit mit ihm gelitten!, dachte Abby. Und dann war er zurückgekehrt und hatte ihr Vorwürfe gemacht, weil sie diese Frau besucht hatte!
„Ach, ich denke, er wusste, dass er es schafft!“, sagte sie laut. „Da müssen schon andere Sachen passieren, bevor Max seine Zuversicht verliert.“
Kate sah sie mit ihren schönen braunen Augen unverwandt an. Abby fand, dass sie heute noch besser aussah als sonst. Sie trug das kastanienbraune Haar offen und wirkte sehr elegant mit ihrem schwarzen Hosenanzug und der cremefarbenen Bluse. Dazu trug sie schwarze Pumps.
Neben ihr fühlte sich Abby richtig unwohl. Kein Wunder, sie trug eine uralte Jeans, ein abgetragenes weißes T-Shirt, ihr Haar hatte sie locker mit einem Band zusammengebunden.
„Sie sind in ihn verliebt“, murmelte Kate.
„Wie kommen Sie denn darauf?“ Abby lachte. Dabei hatte Kates Bemerkung sie
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