JULIA EXTRA BAND 0261
Die Aufnahmeleiterin Pat Connelly begleitete ihn. Sie war klein und mollig, hatte graue, zerzauste Haare und trug wie immer ein Sweatshirt und eine Jogginghose – mit ihrer ganzen Erscheinung war sie ein frappierender Gegensatz zum hochgewachsenen Max, der mit dem eleganten Jackett und einem blendend weißen Hemd wieder einmal hinreißend aussah.
Pat steuerte dynamisch den Platz am Kopfende des langen Tisches an. Abby verfolgte das, ließ aber gleichzeitig Max nicht aus den Augen. Er folgte Pat gemächlich und setzte sich dann neben ihr auf einen Stuhl.
„Wie ich sehe, muss ich Max nicht vorstellen“, meinte Pat ironisch. Sie war ihrer Aufmachung zum Trotz erstklassig in ihrem Job und in der Branche deshalb sehr geachtet.
„Sieht so aus“, meinte Gary trocken. Abby stellte fest, dasser Max herausfordernd ansah. „Aber wieso die Eile? Wir haben uns jetzt auf ein Gespräch mit Cameron vorbereitet.“
„Mit dem habe ich schon gesprochen“, erwiderte Pat ungehalten. „Ihm ist es sogar lieber, wenn er erst nächste Woche dran ist. Außerdem ist Max im Moment ganz aktuell. Die Zuschauer kennen seine Geschichte.“
Abby stellte fest, dass Max und sie an dieser Diskussion nicht beteiligt waren. Ihr machte das nichts aus. Aber dass Max dazu schwieg, fand sie schon ziemlich ungewöhnlich. Das passte gar nicht zu ihm. Vor allem, da es ja um ihn ging.
Verstohlen sah sie zu ihm hinüber und erschrak. Sein Blick ruhte auf ihr. Aber was er dachte, konnte sie an seinen Augen nicht ablesen.
Wie hypnotisiert starrte sie ihn an. Bestimmt wusste er von ihrem Gespräch mit Kate.
Die andere Frau hatte ja angekündigt, es ihm zu erzählen – weil sie keine Geheimnisse vor Max hätte …
Wie schön für die beiden! Hoffentlich hatte Kate dann auch klargestellt, dass sie selbst um das Treffen gebeten hatte und dass dabei nichts herausgekommen war. Schließlich hatte Abby sich geweigert, sich über Max oder ihre kurze Beziehung zu ihm zu unterhalten.
„Gary, Diskussionen sind zwecklos. Finde dich mit der Programmänderung ab.“
„Ich dachte immer, das ist meine Show“, meinte Gary verärgert.
„Allgemein geht man ja wohl davon aus, dass es Abbys Show ist.“ Jetzt endlich mischte sich Max ein. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel offen. Er konnte Gary nicht ausstehen.
„So ist es“, bestätigte Abby. „Aber ich verstehe das genauso wenig wie Gary. Du hast mir ziemlich unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass du nicht in meiner Show auftreten wirst.“
„Ich habe meine Meinung geändert.“
„Und jetzt müssen wir aus Dankbarkeit alle vor dir auf den Knien rutschen?“
„Abby!“ Pat sah sie erschrocken an.
Abby war das egal. Die Aufnahmeleiterin wusste gar nicht, worum es ging!
„Schon in Ordnung, Pat“, mischte Max sich ein. Dann wandte er sich an Abby. „Hast du es dir überlegt? Willst du michnicht mehr in deiner Show haben?“
Eine überflüssige Frage, und das wusste er genau. Sie hätte es sich gar nicht leisten können, auf sein Angebot zu verzichten. Schließlich war er in den letzten Tagen auf den Titelblättern sämtlicher Zeitungen zu sehen gewesen. Dass er ihr nun ein Exklusiv-Interview anbot, war für den Sender ein Glücksfall. Wenn sie das ablehnte, bekam sie bestimmt keinen weiteren Vertrag. Natürlich wollte sie ihn interviewen. Sie fragte sich nur, wieso er sich nun darauf einließ. Irgendwie war ihr das nicht geheuer …
Was war anders als sonst? Ihr fiel dazu nur ein, dass Kate heute Morgen das Gespräch mit ihr gesucht hatte. Aber egal, was Max dachte, sie hatte den Kontakt zu seiner Freundin nicht gewollt …
Na ja, was mochte Kate ihm wohl erzählt haben? Sein kühler Blick verhieß jedenfalls nichts Gutes.
„Schau dir mal die Liste mit den Fragen an, auf die Max antworten würde.“ Pat kramte in ihrer Aktentasche und holte ein Papier heraus.
„Moment!“ Abby stand entrüstet auf. „Was ist das denn für eine Liste? Was hat das mit mir zu tun?“ Jetzt sah sie Pat vorwurfsvoll an. „Wird das hier etwa eine Max-Harding-Show?“
„Ist das ein Problem für dich?“, kam Max Pat zuvor, die ja eigentlich angesprochen war.
„Das mache ich nicht!“ Abby erhob sich und sah ihn kühl an.
„Auch wenn euch dann das Exklusiv-Interview mit mir verloren geht?“
Er fühlte sich seiner Sache offenbar ganz sicher. Sein leicht amüsierter Tonfall verriet das. Aber da kannte er sie schlecht. So lief das nicht.
„So ist es“, sagte sie mit fester Stimme.
Einige Sekunden
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