JULIA EXTRA BAND 0261
langen Haare fielen ihr offen über die Schultern. Sie sah sehr locker und entspannt aus und wirkte sehr viel jünger als fünfunddreißig. Abby wusste aber, dass sie so alt war.
„Also Abby“, begann Kate in ihrer melodiösen Stimme, die Abby nur zu gut von dem kurzen Telefonat auf Max’ Handy kannte. „Wollen Sie sich nicht setzen?“
„Danke, es geht auch so!“ Abby schüttelte den Kopf. Sie war schließlich nicht zum Vergnügen hier. Sie wollte nur kurz ihre Nachricht überbringen und dann sofort wieder gehen. „Wir haben neulich kurz telefoniert“, erzählte sie Kate vorsichtig, um mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Kate erinnerte sich daran, das sah Abby genau. Aber sie ließ sich nichts anmerken, blickte sie jedoch wachsam an.
Sie war eine wunderschöne Frau. Zu wissen, dass Max heimlich seit zwei Jahren mit ihr zusammen war, tat Abby ziemlich weh. Am liebsten wäre sie davongelaufen.
„Tatsächlich?“, tat Kate überrascht. „Tut mir leid. Sagten Sie meiner Haushälterin nicht, dass Sie wegen meines Sohnes hier sind, dass Sie von seiner Schule kommen?“
Eine bessere Ausrede war Abby nicht eingefallen. Kate hätte garantiert niemanden von der Presse in ihr Haus gelassen. Und ihr lag auch bestimmt nichts daran, sich mit einer Frau abzugeben, zu der Max parallel zu ihr auch noch eine Beziehung unterhielt. Abby hätte das sehr gut verstehen können. Aber die Sache lag ja nun etwas anders. Sie wollte einfach verhindern, dass Kate die Schreckensnachricht im Fernsehen sah. Das hätte sie unfair gefunden.
„Ich habe gelogen“, sagte sie verlegen. Sie wollte diese Sachejetzt so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Ich bin eine Freundin von Max Harding.“
„Wer ist das?“, fragte Kate verwirrt.
Abby wurde ungeduldig. Für solche Scherze hatte sie jetzt keine Zeit. „Sie und Max sind sehr gute Freunde – oder mehr! Und auch wenn das nicht so wäre – dann wüssten Sie doch immerhin sicher noch, dass Ihr Mann in der Sendung von Max Harding auftrat, bevor er starb.“
„Ich denke, Sie sollten lieber gehen!“ Kate wirkte nervös. Sie war blass geworden, ihr Atem ging schwer, und sie verschränkte die Hände. „Abby Freeman“, sagte sie nervös. „Jetzt weiß ich, wer Sie sind. Glauben Sie mir, ich habe nicht die Absicht, mich mit einer Reporterin zu unterhalten.“
Jetzt wurde Abby ärgerlich. „Ich bin keine Reporterin.“ Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie bedauerte es sehr, dass sie überhaupt hierher gekommen war. „Ich dachte – und da habe ich mich offenbar getäuscht –, dass Sie mir dankbar sind. Was auch immer Sie heute Abend in den Nachrichten hören werden: Max geht es gut. Er konnte uns eine entsprechende Botschaft zukommen lassen.“ Er war noch am Leben. Und das allein zählte im Moment. Es gab noch Hoffnung, dass er zurückkehrte. Ob er sich dann für Kate oder sie entschied, war da eigentlich unwichtig.
Kate war inzwischen noch blasser geworden. Sie schien völlig verwirrt. „Ich … ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden“, stammelte sie erneut.
„Das werden Sie aber schon sehr bald verstehen.“ Abby machte sich nicht die Mühe, ihr weitere Einzelheiten zu erzählen.
Kate sah sie verstört an. „Soll das eine Drohung sein? Was soll das alles überhaupt? Sie täuschen meine Haushälterin, damit sie Sie ins Haus lässt. Dann erzählen Sie mir auch noch etwas von einem Menschen, den ich gar nicht kenne.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich.“ Abby war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Max schwebte in Lebensgefahr, und diese Frau dachte nur daran, ihre Beziehung zu ihm zu leugnen.
„Ich bin hierhergekommen, um Sie zu beruhigen und Ihnen zu versichern, dass es Max einigermaßen gut geht. Aber da Sie ihn ja nicht kennen, hätte ich mir die Mühe auch sparen können.“ Ihre Stimme überschlug sich jetzt. „Dann ist es Ihnen ja auch egal, wenn er in den nächsten Tagen vielleicht von seinen Entführern ermordet wird.“ Auf ihren Wangen zeigten sichjetzt hektische rote Flecken. „Wie gut, dass ich nicht solche Freunde wie Sie habe.“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Haus. Dieser Frau würde sie hoffentlich nie wieder begegnen!
„Was zum Teufel sollte das?“ Wutentbrannt stürmte Max in ihr Apartment.
Abby sah ihn bestürzt an, das Wiedersehen hatte sie sich doch etwas anders vorgestellt.
Drei lange Wochen hatte sie verzweifelt schon auf seine Rückkehr gewartet. Fast zwei Wochen hatte sie dabei um sein
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