JULIA EXTRA BAND 0261
hatte sie mit ihrem Studiogast aber bisher kein Wort gewechselt. Das schaffte normalerweise eine lockere Atmosphäre. Es erleichterte den Auftritt vor den Kameras.
Max war auch schon seit einer Stunde im Studio. Man hatte sie darüber informiert, aber sie hatte darauf verzichtet, vorab mit ihm zu sprechen.
„Alles okay?“ Gary schaute kurz bei ihr herein.
Davon konnte nicht die Rede sein. Trotzdem nickte sie. „Ja, alles ist in Ordnung.“ Sein wissendes Lächeln nervte sie, aber was sollte sie dagegen tun! Er wusste, dass sie gegen dieses Interview war. Und das machte ihm Freude. Scheinbar fühlte er sich am wohlsten, wenn es um ihn herum Streit und Zwietracht gab.
„Du siehst heute sehr professionell aus“, lobte er sie.
Die Programmänderung war an die Presse weitergegeben worden mit dem Hinweis, dass dies eine ganz besondere Show werden würde. Dem Anlass entsprechend hatte sie sich besonders sorgfältig gekleidet. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, der exzellent saß, und dazu eine weiße Bluse. Das Haar hatte sie sich hochgesteckt. Sie war sehr dezent geschminkt worden – mit ein wenig pfirsichfarbenem Lippenstift und passendem Rouge.
„Ich muss jetzt gehen, Gary“, sagte sie, als sie von der Sendeleitung den Hinweis bekam, dass sie in fünf Minuten auf Sendung gehen würden.
„Zeig ihm, wo es langgeht“, meinte er aufmunternd, und seine blauen Augen glitzerten vor Boshaftigkeit.
Das war ihre Absicht. Aber dass Gary sie bei diesem Plan insgeheim unterstützte, gab ihr doch zu denken. Es verunsicherte sie.
Ahnte er etwa, was sie vorhatte? War das so offensichtlich? Abby hatte eine eigene Fragenliste erstellt. Und die sollte die Grundlage für das Gespräch mit Max sein.
War sie dabei, eine große Dummheit zu begehen? Während sie zum Aufnahmestudio ging, kamen ihr erste Zweifel über ihr Vorhaben.
Aber blieb ihr eine andere Wahl? Nein! Max hatte anscheinend irgendwelche Gründe, in ihrer Show aufzutreten. Wahrscheinlich diente das alles nur dazu, Kate zu schützen und seine Beziehung zu ihr zu verschleiern. Doch was hat das mit mir zu tun?, fragte Abby sich. Sie musste an ihre eigene Karrieredenken. Darum würde sie dieses Interview professionell führen. Alles andere zählte nicht. Max spielte sowieso nur mit ihr! Es gab keinen Grund, ihn zu schonen.
Noch mehr Zweifel kamen ihr, als sie Max sah. Er wartete auf sie vor dem Aufnahmestudio. Bei seinem Anblick wurde sie blass vor Aufregung.
Max sah sie prüfend an und fragte mit finsterer Miene: „Abby, was hast du vor?“
Sie war bestürzt. Wusste er, was sie im Schilde führte? Aber woher?
Ihren Fragenkatalog für ihn hatte sie sich doch heimlich zu Hause zusammengestellt.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was du willst, Max! Lass mich jetzt in Ruhe, die Sendung beginnt, ich muss arbeiten.“
„Abby!“ Er umklammerte ihren Arm und sah sie eindringlich an. „Ich liebe dich.“
„Wie kannst du es wagen!“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie konnte kaum noch etwas sehen. Glaubte er, dass sie darauf hereinfiel? Hielt er sie für so naiv?
„Ich liebe dich!“, wiederholte er mit Nachdruck. „Nur deshalb bin ich jetzt hier. Und es geht dabei um mehr als deinen oder meinen Stolz. Wenn du das, was du vorhast, machst, muss ich darauf reagieren.“
Sie entzog sich seinem Griff und wurde wütend. „Ich warte auf dich im Studio.“
Alle Nervosität fiel von ihr ab, als sie vor der Kamera stand und die Sendung begann. Sie lächelte professionell und stellte den Gast des Abends dann mit wenigen Worten vor.
Es lag eine ungewöhnliche Spannung in der Luft. Jeder im Team rechnete damit, dass irgendetwas Ungewöhnliches passieren würde.
Das Interview begann. Abby und Max lächelten, alles sah nach schönster Harmonie aus. Sie gaben sich die Hand und nahmen dann ihre Plätze ein. Abby stellte die ersten Fragen. Sie kamen von seiner Liste und betrafen die Entführung. Max gab entspannt Auskunft dazu.
Aber er war auf der Hut. Das spürte sie. Einen Moment zögerte sie. Sollte sie wirklich von dem abweichen, was er ihr vorgegeben hatte? Wie arrogant er jetzt wieder aussah! Nein, sieglaubte nicht daran, dass er sie liebte. Also …
„Sag mal, Abby“, kam er ihr zuvor. „Wie gefällt es dir eigentlich, dass du eine eigene Show hast?“ Freundlich sah er sie an.
Sie antwortete mechanisch und war irritiert. Was sollte das?
„Wie man hört, wird die Talkshow weiterlaufen? Das ist doch ein schöner Erfolg für dich.
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