JULIA EXTRA BAND 0261
dauerte ihr stummer Machtkampf. Keiner wollte von seiner Position abrücken.
„Gary und Pat, würdet ihr uns einen Moment allein lassen?“, bat Max.
Der Vorschlag gefiel Abby überhaupt nicht. Sie wollte nicht mit ihm allein sein. Sie hatten sich sowieso nichts zu sagen. Oder? Anscheinend sah Max das anders. Abby ahnte auch schon, was ihm auf dem Herzen lag …
„Setz dich doch bitte wieder“, bat Max, nachdem Gary und Pat den Raum verlassen hatten.
„Nein danke!“ Abby wollte lieber stehen. Sie war völlig genervt. „Ist es wegen Kate?“
„Ich denke, wir sollten sie aus dem Spiel lassen.“
„Das ist mir sehr recht. Aber seien wir doch mal ehrlich, dein ganzes Denken dreht sich doch nur um diese Frau! Heute hat sie vor dem Sender auf mich gewartet …“
„Ich weiß. Aber du hast mit ihr nicht über uns sprechen wollen.“
„Warum auch! Das ist Schnee von gestern.“ Abby ließ sich am anderen Ende des langen Konferenztisches nieder. Mehr Abstand zu ihm ging nicht. Seine Nähe verwirrte sie so sehr, dass sie nicht klar denken konnte. Wie sollte das dann morgen Abend bei der Live-Sendung werden! „Warum haltet ihr eure Verbindung geheim, Max?“ Sie seufzte. „Das alles ist doch zwei Jahre her. Und bei deinem Talent, die Dinge ins rechte Licht zu rücken, wirst du der Presse wohl die Stirn bieten können. Nur Mut. Alle werden deine Beziehung zu Kate letztendlich akzeptieren.“ Sie verzog ironisch die Lippen.
„Das könnte ich sicher. Zufällig liegen die Dinge aber nicht so, wie du denkst.“
„Ich glaube dir nicht.“
„Das weiß ich. Du musst mir eben vertrauen, Abby.“
„Das habe ich. Aber damit ist es vorbei!“ Abby war blass geworden. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
„Das sehe ich“, meinte er bedächtig. „Morgen werde ich in deiner Show auftreten, Abby. Und dann werde ich all die Fragen beantworten, über die ich mich bereits mit Pat verständigt habe.“
„Sie ist dafür gar nicht die Ansprechpartnerin.“
„Das stimmt. Aber sie ist lange genug im Geschäft und weiß, wie alles läuft.“
„Ach, und ich nicht?“ Abby sah Max ärgerlich an, nahm ihre Tasche und stand auf, um zu gehen. „Okay, dann kläre ruhig alles mit ihr. Aber ich kann dir noch nicht versprechen, dass ich kommen werde, um diese Show mit dir zu machen.“
Max ging auf Abby zu, griff nach ihrem Arm und schüttelte sie sachte. „Du bist wirklich die eigensinnigste Frau, die ich jemals kennengelernt habe.“
Sie war fest entschlossen, nicht schwach zu werden. Erbrauchte sie ja nur zu berühren, da fiel ihr schon das Denken schwer. Es weckte so viele Sehnsüchte in ihr … Und sie war kurz davor, ihm zu sagen, dass sie sich auf eine Affäre mit ihm einlassen wollte. Egal, ob es eine andere Frau in seinem Leben gab oder nicht.
Sie warf den Kopf zurück und schob sich ein paar ihrer unbändigen dunklen Strähnen aus der Stirn. „Bin ich noch eigensinniger als Kate?“
Er zog hörbar den Atem ein. „Wie oft soll ich dir noch sagen …“
„… dass ich sie aus dem Spiel lassen soll.“ Abby seufzte. „Okay, Max. Vielleicht trete ich morgen an. Na ja, wenn ich es mir genau überlege, wäre es eigentlich dumm von mir, es nicht zu tun.“
„Abby …“
„Ja, bitte?“
„Ich bin nicht dein Feind.“ Sie spürte, dass er sehr angespannt war.
„Wirklich?“ Trotzig erwiderte sie seinen Blick.
„Glaub mir.“
„Nein, ich glaube dir das nicht.“
„Wir benehmen uns wie zwei Boxer im Ring.“
„Das liegt dann sicherlich daran, dass wir so etwas Ähnliches sind.“ Sie lächelte kühl. „Und damit du es nur weißt: Ich will diesen Kampf nicht verlieren.“
Max schwieg einen Moment, bevor er antwortete. „Du liegst völlig falsch, Abby. Ich bin nicht dein Feind, und das werde ich dir morgen Abend beweisen.“
„Das werden wir dann ja sehen.“ Abby glaubte ihm kein Wort. Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Vor der Tür traf sie Pat. „Nimm ihn, er gehört dir“, meinte sie düster im Gehen.
Ihr würde er niemals gehören. Das wusste sie jetzt.
Am nächsten Abend hatte sie sich völlig unter Kontrolle. Die Show konnte starten. Sie würde Max nicht das Ruder überlassen. Noch zehn Minuten, dann gingen sie auf Sendung. Aber zu ihren Bedingungen – nicht zu seinen!
Wie immer war sie zwei Stunden vor Sendebeginn ins Studio gekommen, um sich vorzubereiten. Inzwischen war sie für ihren Auftritt auch schon geschminkt worden. Anders als sonst üblich
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