JULIA EXTRA BAND 0261
‚u‘.“
„Welcher Teil von Ihnen ist eigentlich amerikanisch?“
„Meine Mutter stammte aus New York.“
„Heißt das, sie ist tot?“
„Ja.“
„Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Man hört nie auf, sie zu vermissen, stimmt’s?“
„Ja, das stimmt. Aber wenigstens haben Sie ja Giles, der Sie wie einen Sohn zu lieben scheint.“
„Er ist auch wie ein Vater für mich. Und ich lerne noch immer alles über Weinkunde von ihm. Lebt Ihr Vater noch?“
„Oh ja.“
„Und stehen Sie sich nahe?“
„Er leitet eines unserer Restaurants, daher sehen wir uns ziemlich oft. Aber nachdem er viermal verheiratet war, sind enge Beziehungen nicht seine Sache. Ich …“ Mitten im Satz brach sie ab.
„Ja?“
„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht mit meinen familiären Problemen belasten.“ Sie sah sich interessiert um. „Was für eine Traube wird hier denn angebaut?“
„Sylvaner.“
„Aha.“
Herausfordernd sah er sie an. „Also, was wissen Sie darüber?“
War das ein weiterer Test? Rachel schloss die Augen. „Sylvaner ist frisch – fruchtig – trocken – jung. Na, was sagen Sie dazu?“
Sie öffnete die Augen wieder, aber das war ein Fehler. Denn Luc starrte wie gebannt auf ihren Mund, und plötzlich hatte sie nur noch einen Gedanken.
„Sie haben würzig vergessen“, sagte er schließlich.
„Stimmt. Ach, es gibt noch so viel darüber zu lernen.“
„Sie wissen doch schon eine ganze Menge. Von mir bekommen Sie nur beste Noten, Rachel.“
Immer wenn er ihren Namen mit seinem französischen Akzentaussprach, vergaß sie, worüber sie gerade redeten.
Er betrachtete seinen Weinberg. „Der Wein, den ich hier anbaue, ist noch sehr jung. Deshalb habe ich mich entschlossen, mein Haus ebenfalls hier zu bauen, um ein wenig experimentieren zu können.“
„Das kann ich gut verstehen. Bestimmt ist es sehr inspirierend, an diesem himmlischen Ort weit weg von allen Ablenkungen zu leben. Wann ist Ihr Haus denn fertig?“
„Bis auf ein paar Kleinigkeiten könnte ich heute schon einziehen.“
Von dieser Art Zufluchtsort hatte Rachel auch für sich selbst geträumt. Vielleicht würde sie sich eines Tages auch so ein Haus kaufen.
Plötzlich stellte sie sich vor, wie es wohl sein mochte, mit Luc hier zu leben.
Aber das war unmöglich. Sie hatte seinen Schmerz gesehen, als er ihr von seiner Scheidung erzählt hatte. Er musste seine Frau sehr geliebt haben, sonst hätte er bestimmt längst wieder geheiratet.
Sie war vertraut mit dem Kummer, den eine Scheidung mit sich brachte. Genau diese Familientragödie hatte sie und ihre Zwillingsschwester schließlich entzweit.
Noch immer schmerzte es sie, wenn sie daran dachte, dass sie nicht am Sterbebett ihrer Mutter gewesen war und Rebecca und sie sich so entfremdet hatten.
Dann zwang sie sich wieder in die Gegenwart zurück.
„Sie können von Glück sagen, einen so einsamen Ort gefunden zu haben.“
„Sie leben wahrscheinlich mitten in London, oder?“
Rachel nickte. „Vor ein paar Jahren habe ich mir dort eine Eigentumswohnung gekauft. Sie liegt genau zwischen Earl’s Court, Fulham und Chelsea.“
„Eine sehr beliebte Ecke. Einer meiner Einkäufer betreibt dort einen Club.“
„Ja, das Angebot an schönen Läden und Clubs ist dort sehr groß. Aber vor allem liegt die Wohnung ganz nah bei dem Restaurant, das mein Vater leitet.“
„Und wer betreibt die beiden anderen?“
„Mein Onkel John und sein Sohn Dominik.“
„Also ein richtiges Familienunternehmen, wie bei mir. Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein.“
„Das ist noch untertrieben.“
„Erzählen Sie mir davon“, forderte er sie auf.
„Mein Vater und sein Halbbruder John haben immer um die Gunst meines Großvaters gekämpft. Noch hält mein Großvater die Zügel in der Hand. Aber nach seinem Tod plant mein Vater, seine Nachfolge anzutreten. Leider hat John dasselbe vor. Sie können sich bestimmt vorstellen, zu welchen Spannungen das führt.“
Luc nickte mitfühlend.
„Mein Vater hat sich schrecklich aufgeregt, als er erfuhr, dass ich ins Elsass gefahren bin. Das war die Idee meines Großvaters. Ich liebe ihn über alles, aber es ist ziemlich kompliziert, denn …“
„… denn Ihr Vater erwartet vor allem Loyalität von Ihnen“, ergänzte er mit einem Maß an Verständnis, das sie erstaunte.
„Genau.“
„Ob Sie es glauben oder nicht, das kann ich gut nachvollziehen. Ich habe einen Onkel, der sehr eifersüchtig auf meine Freundschaft mit Giles
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