JULIA EXTRA BAND 0261
über die Schwelle tragen, um ein neues Leben mit ihr zu beginnen.
Aber sie trug keinen Ehering, sondern nur die Kette, die erihr gekauft hatte.
„Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich bin nicht mehr in Eile.“
Sie ging rasch ins Badezimmer, um sich frisch zu machen. Ein Blick in den Spiegel bestätigte ihre Befürchtungen.
Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen strahlten. Um die Wirkung, die Luc auf sie hatte, ein wenig abzuschwächen, legte sie wenigstens die Kette ab.
Anschließend kehrte sie ins Zimmer zurück und sah, dass er bereits eine Flasche Wein und zwei Gläser auf den Tisch gestellt hatte. Bestimmt war er es gewohnt, seine Kunden auf diese Weise zu unterhalten. Entschlossen griff sie nach ihrer Tasche, unterzeichnete einen Reisescheck und reichte ihn ihm. Luc fiel sofort auf, dass sie die Kette abgenommen hatte. Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf.
„Behalten Sie Ihr Geld, Rachel.“
„Unter anderen Umständen vielleicht“, erwiderte sie ruhig. „Aber ich wollte die Kette meiner Zwillingsschwester Rebecca schenken. Als Versöhnungsgeschenk sozusagen. Vielleicht geschieht ja ein Wunder, und wir vertragen uns wieder.“
Diese Geschichte hatte sie zwar gerade erst erfunden, aber möglicherweise war es ja wirklich eine gute Idee.
Luc sah sie überrascht an. „Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Zwillingsschwester haben.“
In diesem Moment klopfte es an die Tür. Ein Kellner brachte einen Wagen mit Speisen herein. Während Rachel den Tisch deckte, gab Luc ihm ein Trinkgeld.
Dann nahm er eine Flasche Wein aus dem Karton.
„Dieser Riesling passt vorzüglich zu unserem Hauptgericht.“ Er schenkte die hellgelbe Flüssigkeit in zwei Gläser und reichte ihr eines davon.
„Auf Rachel Valentine, die schönste Botschafterin, die Bella Lucia haben kann.“
Rachel stieß mit ihm an.
„Auf Louis Delacroix, der letztlich dafür verantwortlich ist, dass in unseren Restaurants nur noch Weine von Chartier ausgeschenkt werden.“
„Wohnt Ihre Schwester auch in London?“, erkundigte er sich nach einer Weile.
„Nein, in New York. Sie arbeitet dort in der Werbung.“
Plötzlich war die Spannung im Raum mit den Händen zu greifen.
„Rachel, was ist denn auf einmal los? Habe ich etwas Falsches gesagt? Oder geht es um Ihre Schwester? Sie wirken so bedrückt.“
„Nun, ich … wir … wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr miteinander. Ich weiß nicht, wie ich das ändern kann.“
„Was ist denn passiert?“
Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen.
Verdammt!
„Ich … ich war nicht da, als unsere Mutter gestorben ist. Ich habe sie sehr geliebt und hätte rechtzeitig dort sein müssen, um bei ihr zu sein. Aber ich war geschäftlich unterwegs und … Aber das ist jetzt auch egal. Jedenfalls habe ich es nicht geschafft, und Rebecca hat mir das nie verziehen. Was aber noch schlimmer ist – ich selbst habe es mir auch nicht verziehen.“
Sie konnte kaum fassen, dass sie Luc etwas so Persönliches erzählte. Schließlich kannten sie sich gerade mal vierundzwanzig Stunden.
Voller Mitgefühl sah er sie an.
„Bitte, verzeihen Sie, dass ich mich so gehen lasse. Ich hatte Ihnen ja schon gesagt, dass meine familiären Angelegenheiten ein wenig kompliziert sind.“
Zu ihrer Überraschung streckte er die Hand aus und legte sie auf die ihre. „Egal, wie sehr Sie innerlich gelitten haben, Sie sind eine erfolgreiche, selbstbewusste junge Frau. Ich bewundere Sie mehr, als Sie sich vorstellen können.“
Rachel blinzelte und schluckte. „Danke, das ist nett von Ihnen. Ich bewundere Sie auch. Es ist ein Privileg, Sie kennengelernt zu haben.“
„Das klingt ja wie eine Abschiedsrede. Ich bin aber noch da und würde sehr gern mehr über Sie erfahren.“
Oh, Luc! Er wusste ja gar nicht, wie gern sie sein Angebot angenommen hätte.
„Danke, aber ich weiß, dass Sie immer sehr früh aufstehen müssen. Wenn wir morgen wirklich die Tour durch Ihre Weinberge schaffen wollen, brauchen wir beide unseren Schlaf.“
Schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Sehr genau studierte er jetzt ihr Gesicht, als wüsste er nicht, wie er ihr etwas beibringen sollte, das ihr bestimmt nicht gefallen würde.
Seine nächsten Worte bestätigten ihre Befürchtungen.
„Der Grund, warum ich vorhin so schnell wegmusste, war ein Anruf meines Anwalts. Er arbeitet für mich an einem Fall, über den wir uns morgen früh noch einmal unterhalten müssen. Danach muss ich zu einem Bankett von Winzern, wo ich als
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