JULIA EXTRA BAND 0261
Paulette noch einmal zum Leben erwacht. Deine Hingabe ist beispiellos. Niemand kann dir vorwerfen, dass du sie nicht geliebt hast, egal ob verheiratet oder nicht.“
Luc hielt es nicht länger auf seinem Stuhl. Erregt sprang er auf und dachte daran, dass seine Gedanken seit gestern nur noch um Rachel kreisten.
Heute hatte er sich so sehr zu ihr hingezogen gefühlt, dass er bei der Vorstellung, sie könnte das Elsass bald verlassen, kaum noch Luft bekam.
Noch nie zuvor hatte eine Frau eine solche Wirkung auf ihn gehabt. Aber wie konnte das sein, wenn er noch immer darum kämpfte, dass Paulette aus dem Koma erwachte.
Frustriert rieb er sich den Nacken.
„Wir müssen uns eine neue Strategie ausdenken, Luc. Ambesten sofort.“
„Tut mir leid, das geht jetzt nicht.“
„ Bon. Dann ginge es bei mir nur morgen früh.“
Morgen wollte Luc eigentlich Zeit mit Rachel verbringen, bevor er zu diesem verdammten Bankett musste.
„Um wie viel Uhr?“
„Passt dir zehn?“
Er hatte wohl keine andere Wahl. „Ja, danke, Paul. Dann bis morgen.“
Vom Anwalt fuhr er direkt ins Krankenhaus.
Als er bei Paulette am Bett saß, las er ihr wie gewohnt aus der Zeitung vor. Das gehörte zu ihrem täglichen Ritual.
Nachdem er ein paar Stunden mit ihr verbracht hatte, legte er die Zeitung beiseite und ergriff ihre Hand.
„Paulette, sag mir, habe ich einen Fehler gemacht, weil ich hoffe, dass du eines Tages wieder aufwachst? Möchtest du, dass das hier vorbei ist? Alle glauben das. Bitte sag es mir, chérie. Der Himmel weiß, ich will nur das Richtige tun.“
Er wartete auf eine Antwort, wie schon so oft.
Aber nichts passierte.
Vielleicht war keine Antwort ja seine Antwort.
Seufzend erhob er sich, küsste sie auf die Stirn und versprach, bald wiederzukommen.
Dann fuhr er zu sich nach Hause. Er musste Rachel über seine geänderten Pläne informieren – persönlich.
Aber vorher musste er noch duschen und sich rasieren.
Um kurz nach sieben kehrte Rachel von ihrem langen Spaziergang zurück. Sie blieb einen Moment vor dem Souvenirshop stehen und bewunderte die Andenken, die dort ausgestellt waren.
Der traditionelle Landgasthof befand sich anscheinend schon seit über zweihundert Jahren im Besitz derselben Familie.
Kein Wunder, dass die Auswahl an Souvenirs so reichhaltig war. Plötzlich fiel ihr Blick auf eine kleine Goldkette mit einem Anhänger aus Porzellan, auf dem drei Tannen abgebildet waren.
Nachdem Luc ihr so viel über Thann und seine Legenden erzählt hatte, musste sie einfach ein Andenken an den magischen Tag haben, den sie heute miteinander verbracht hatten. Daher entschloss sie sich, es sofort zu kaufen.
„Ich würde mir gern einmal diese Kette anschauen“, sagte sie zu der Verkäuferin.
Die Frau lächelte. „Haben Sie vom Wunder der Tannen gehört?“
„Ja, jemand hat mir davon erzählt.“ Als Rachel sich weiter in dem Laden umsah, entdeckte sie noch ein Kochbuch über die elsässische Küche. Als sie an die Kasse zurückkehrte, stand dort bereits ein weiterer Kunde.
Ein hochgewachsener Mann mit dunklem Haar. In einem taubenblauen Sporthemd und beigen Khakihosen. Bei seinem Anblick stockte ihr der Atem.
Luc.
„ Bonsoir, Rachel.“
Sprachlos sah sie ihn an.
Die Verkäuferin reichte ihr die Kette mit dem Anhänger. „Bitte sehr, mademoiselle. Ein wunderbares Stück.“
„Das finde ich auch“, sagte Luc und nahm es ihr ab. „Darf ich es Ihnen anlegen?“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, trat er hinter sie. Wie betörend er roch. Er war betörend und viel zu sexy.
Als Rachel seine Finger an ihrem Nacken spürte, schwankte sie ein wenig.
„Ich nehme beides“, sagte er dann zu der Verkäuferin. „Die Kette und das Buch.“
„Nein, nicht, Luc“, protestierte Rachel. „Lassen Sie mich dafür bezahlen, ich …“
Aber ihre Proteste verhallten ungehört. Die Verkäuferin packte die Sachen ein, dann nahm Luc Rachel beim Arm und führte sie in die Halle. Ganz so, als wären sie ein Paar.
„Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Remy wird uns etwas auf Ihr Zimmer bringen.“
Rachel hatte das Gefühl, als würde sie im nächsten Moment ohnmächtig werden. Wenn Luc sie nicht gestützt hätte, hätte sie es kaum die Treppe hinauf geschafft.
Nervös kramte sie in ihrer Tasche nach dem Zimmerschlüssel. Wortlos nahm Luc ihn ihr ab und schloss die Tür auf.
Einen verrückten Moment wünschte sie sich, er wäre ihr Bräutigam und würde sie
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