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JULIA EXTRA BAND 0261

JULIA EXTRA BAND 0261

Titel: JULIA EXTRA BAND 0261 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Carole Mortimer , Helen Bianchin , Rebecca Winters
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da an konnte sie sich nur mehr schwer konzentrieren. Das Licht im Saal war gedimmt, und Nell stand in einem Lichtkegel auf dem Podest.
    Es war ein Albtraum, und gleichzeitig wurde ihr kühnster Wunsch wahr. Es war ihr Triumph. Jedes Mal, wenn einer ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Krankenhaus gingen und sich um die verzweifelten Angehörigen eines Patienten kümmerten, dachte Nell an Luca Barbaro und die Art und Weise, in der er sie behandelt hatte, zurück. Sein mangelndes Einfühlungsvermögen war der Motor für ihr Engagement geworden. Und genau das würde sie ihn in aller Deutlichkeit spüren lassen.
    Sie straffte die Schultern und fuhr selbstbewusst mit ihrer Rede fort. Irgendwann würde es sowieso zu einem Meeting mit Luca Barbaro kommen müssen, irgendwo in einem sterilen Büro. Hier im Rednersaal dagegen hatte sie das Sagen. Der Mann im Schatten war nur ein Zuhörer unter vielen. Seine vor der Brust verschränkten Arme signalisierten seine Abwehr. Offenbar stand er ihrem Anliegen feindselig gegenüber. Sein Blick ruhte auf ihr.
    Das Publikum sah sie erwartungsvoll an, und erst da bemerkte sie, dass sie zu reden aufgehört hatte. Mit einem warmen Lächeln für ihre Zuhörer fuhr Nell fort, sodass ihre Pause wie beabsichtigt scheinen musste.
    Im Vorfeld hatte sie dafür gesorgt, dass Einladungen an alle Krankenhäuser der Region gegangen waren. Sie waren auf jede Unterstützung angewiesen. Ohne die Kooperation aller im medizinischen Bereich Tätigen würde die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer nicht möglich sein. Würde es schwer werden, Luca Barbaro für ihre Sache zu gewinnen?
    Am Ende ihres Vortrags lud sie die Zuhörer ein, Fragen zu stellen. Jede Frage hörte sie sich genau an und erwog, in welcher Stimmung das Publikum war. Dann antwortete sie präzise und individuell. Sie war eine gute Rednerin und konnte mit Menschen umgehen. Und sie wusste, wie bedeutend ihre Rolle hier vor diesem Publikum war.
    Eine Viertelstunde lang ging alles gut. Sie wusste auf jede Frage eine Antwort. Erleichtert bemerkte sie, dass der Mann im Schatten verschwunden war.
    „Werden Sie selbst Ihr Pilotprojekt hier leiten?“
    Jede Faser ihres Körpers versteifte sich. Diese Stimme würde sie niemals vergessen.
    „Ja.“ Nell atmete durch. Sie wollte nicht, dass irgendjemand, geschweige denn Luca Barbaro, bemerkte, wie nervös sie wurde. „Das werde ich. Ich bleibe in Venedig, solange die Testphase läuft.“ Sie sprach mit fester Stimme und suchte im Publikum nach Luca. Sie konnte ihn nirgends erkennen. „Ich bin immer während der ersten Zeit eines neuen Projekts dabei, um sicherzustellen, dass alles zur allgemeinen Zufriedenheit läuft.“
    Die Dolmetscherin übersetzte, und Nell hatte Gelegenheit, mit Blicken nach dem Fragenden zu suchen.
    „Sie arbeiten also auch im Krankenhaus und überwachen die Pilotphase?“
    Nell knirschte mit den Zähnen. Warum konnte sie ihn nicht sehen? „Nein, ich bin nicht im Krankenhaus. Meine Aufgabe ist es auszubilden …“
    „Und Ihr Misstrauen und Ihre Abneigung gegen Mediziner zu verbreiten?“
    Erschrocken riss sie die Augen auf. Und da war sie nicht die Einzige. Ein empörtes Murmeln kam unter dem Publikum auf, das sich noch verstärkte, als die Dolmetscherin Lucas Frage ins Italienische übersetzt hatte.
    Alle warteten auf Nells Antwort. Sie lächelte freundlich und schlug einen Ton an, der deutlich machte, dass sie die Frage eher als ein Missverständnis denn als ehrliche Kritik bewertete. „Da muss ich widersprechen, Dr. …?“ Sie erwartete, dass er ihr seinen Namen nannte.
    Er tat es nicht.
    Nell ließ ihre Hände entspannt auf dem Rednerpult ruhen. Sie sah direkt in die Menge. „Ich könnte meine Arbeit nicht gut machen, wenn ich solche Empfindungen gegen die Menschen hegen würde, mit denen ich am engsten zusammenarbeite …“
    „Da bin ich mir nicht sicher“, kam die Antwort.
    Luca Barbaro trat in die Mitte und war nun für jedermann sichtbar. „Ich wüsste gerne, wie Sie für Eintracht und Teamgeist zwischen Medizinern und Ihrer Organisation sorgen wollen“, fuhr er fort, „wenn Sie selbst so negativ eingestellt sind.“
    „Dr. Barbaro, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich ausreden ließen“, unterbrach sie ihn. „Die meisten medizinischen Einrichtungen arbeiten sehr gern mit unseren Mitarbeitern zusammen. Sie haben festgestellt, dass sich so das Verhältnis zwischen Patienten, Verwandten und Personal entscheidend verbessert. Ich kann

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