JULIA EXTRA BAND 0261
„Du warst Spitze, Mum! Und der Mann auch.“
„Welcher Mann?“ Nells Herz schlug schneller. Sie wusste genau, wen Molly meinte. „Warum findest du das?“
„Er hat den Vortrag spannender gemacht. Alle haben aufgehorcht, als er gesprochen hat.“
Nell sah, wie sich Marianna und Molly einen verschwörerischen Blick zuwarfen. Wenn sie Barbaro das nächste Mal sähe, würde sie dafür sorgen, dass er aufhorchte. Aber nicht zu knapp.
Kaum war der Gedanke gedacht, flog die Tür auf.
„Hallo noch mal, Nell.“
Nell wollte ihren Augen nicht trauen. Es war nicht zu fassen, dass Luca die Dreistigkeit besaß, ohne Ankündigung einfach in ihre Garderobe zu treten. Vor Empörung brachte sie keinen Ton heraus.
„Hallo“, sagte Molly für sie. Die Kleine neigte den Kopf und sah dann von Luca zu ihrer Mutter.
Luca beugte sich herab, damit er und Molly auf einer Höhe waren. „Hi. Du bist also Molly.“
Fragend sah das Mädchen zu seiner Mutter auf.
„Erinnerst du dich an mich, Molly?“, fragte Luca.
„Natürlich. Du hast beim Vortrag in der großen Halle freche Fragen gestellt.“
Luca sah Nell an. Beide hatten denselben Gedanken. Das Krankenhaus und die Erlebnisse damals hatten keinen Eindruck in Mollys jungem Geist hinterlassen.
„Ja, das war unhöflich von mir.“
„Damit ist der Vortrag interessanter geworden“, stellte Molly fest. Ihre Augen strahlten, als sie immer noch von ihrer Mutter zu Luca sah.
„Da hast du recht“, bestätigte Luca.
Nell sagte nichts dazu. Sie wollte nicht, dass den Geschehnissen im Saal zu viel Bedeutung beigemessen wurde. Dennoch wartete Molly offenbar auf eine Erklärung. Sie wollte wissen, warum sie so einen interessanten Besucher hatten.
Sobald Molly in einem vernünftigen Alter gewesen war, hatte Nell ihr zu ihrer eigenen Sicherheit von ihrer Krankheit erzählt. Glücklicherweise hatte es nie einen Rückfall gegeben. Sie hatten jedoch nie über damals gesprochen, weil es sich nie so ergeben hatte.
„Als du vor Jahren in Venedig einmal krank geworden bist, ist Signor Barbaro dein behandelnder Kinderarzt gewesen.“
„Ich verstehe.“ Molly starrte Luca mit großen Augen an.
„Dann sind wir doch Freunde, oder?“ Luca streckte Molly die Hand hin.
„Klar.“ Molly grinste breit.
Dass die beiden sich verbündeten, machte Nell nicht gerade glücklich. Wenn dieses Bündnis allerdings förderlich für ihr Projekt wäre, könnte sie damit leben. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich dachte, ich mache lieber Nägel mit Köpfen, bevor Ihr Terminkalender vollkommen ausgebucht ist.“ Er lächelte. „Haben Sie fünf Minuten für mich?“
„Natürlich.“ Nell hätte nicht gedacht, dass es so einfach wäre.
Marianna legte Molly die Hand auf die Schulter. „Vergiss unseren Spielwettkampf im Hotel nicht.“
„Doom Merchant Sieben“, erklärte Molly Luca vertraulich. „Marianna wird mich niemals schlagen. Ich bin schon auf Level zwölf.“
Luca nickte anerkennend. „Einem unter mir.“
„Wirklich?“ Molly starrte ihn bewundernd an.
„Irgendwann fordere ich dich heraus“, schlug er vor.
„Das wäre toll.“
Luca sagte das wahrscheinlich nur, um sich einzuschmeicheln, sagte sich Nell. „Ich bin sicher, Signor Barbaro hat andere Dinge zu tun, als Computerspiele zu spielen.“
Er war hinter sie getreten, wo Molly ihn sehen konnte, Nell jedoch nicht. Im Nacken spürte sie seinen warmen Atem, als er zu sprechen begann.
„Sie kennen mich schlecht, wenn Sie glauben, ich würde eine Gelegenheit auslassen, Doom Merchant Sieben mit einem Profi zu spielen.“
Molly kicherte, und Nell errötete zart. Luca hatte recht. Sie kannte ihn kein bisschen. Und es war besser für alle Beteiligten, wenn es so blieb.
Marianna streckte ihre Hand aus. „Komm Molly, deine Mutter hat etwas mit Signor Barbaro zu besprechen.“
Hastig sammelte Nell ihre Unterlagen zusammen. „Wartet kurz, ich komme mit.“
„Komm doch später, wenn wir fertig gespielt haben“, schlug Molly vor. „Du langweilst dich doch sowieso, wenn du uns nur zusiehst.“
Nell sah, dass ein Muskel an Lucas Wange zuckte.
Erst als sich die Tür hinter Molly und Marianna geschlossen hatte, sah er sie direkt an. „Sie haben doch keine Angst vor mir, Nell?“ Er lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand.
„Das ist doch lächerlich.“ Lächerlich war allein die Gänsehaut, die ihr die Wirbelsäule hinaufkroch. „Sie wollten einen Termin mit mir ausmachen?“
Seine sinnlichen
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