JULIA EXTRA BAND 0261
bitte?“ Einen Moment fragte er sich, wovon sie überhaupt sprach. Seine Sinne waren verwirrt, und er war mit seinen Gedanken so weit fort gewesen.
„Dinner“, erinnerte sie ihn. „Jetzt, da ich weiß, wie viel Überwindung es Sie kosten muss, mich auszuführen, sehe ich es als gerechte Strafe für Ihr Verhalten im Saal.“
Eine Strafe? Er musste seiner Gefühle Herr werden, bevor sie sie in seinen Augen lesen konnte. „Zusammen essen.“ Er runzelte die Stirn. „War das etwa meine Idee?“ Es machte ihm Spaß, sie zu provozieren, zu beobachten, wie sie den Kopf schief legte und sich ihre schönen Lippen überrascht teilten … Das Schönste jedoch war es, zu sehen, wie sich ihre Augen verdunkelten, als sie zu ihm aufsah.
„Das will ich doch meinen“, stellte sie kühl fest. „Meine war es jedenfalls nicht. Und ich hoffe, Sie haben ein gutes Restaurant in petto, kein Fastfood, bitte.“ Fragend hob sie eine Augenbraue.
„Fastfood?“ Luca sprach das Wort ganz langsam aus, um Zeit zu gewinnen. Er konnte sich nicht an ihr sattsehen. Ihre wunderbaren Augen waren dunkelblau wie ein verwunschener See. „Nur Touristen essen in Eile auf der Hand. Ein echter Venezianer nimmt sich Zeit und kostet jeden Bissen seines Mahls aus.“ So wie er auch bei der Liebe jede einzelne Sekunde genießt.
„Dann freue ich mich schon“, erklärte sie trocken.
Dann sind wir schon zwei. Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund.
„Es ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für mich, schon vor dem eigentlichen Meeting ein wenig mit Ihnen zum Thema zu plaudern“, fuhr sie in geschäftsmäßigem Ton fort. „Ich kann Ihnen versichern, dass sich Ihr Service damit noch maximieren lässt …“
„Mein Service?“ Verständnislos starrte er sie an.
„Es ist doch Ihr Krankenhaus, oder?“
„Ja.“ Nells Blick war kühler und härter geworden, nun, da sie wieder über ihr Ziel sprach. An einem Geschäftsgespräch lag Luca nun wirklich nichts. Für ihn war vor allem interessant, mehr über die Frau zu erfahren. Er war sicher, dass Miss Foster ein ungemeines Potenzial besaß. „Wir werden während des Dinners ausreichend Zeit haben, Ihr Projekt zu diskutieren.“ Er schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln.
Zweifellos hatte sie ihm seinen verbalen Angriff im Vortragssaal noch nicht verziehen. Andererseits wollte er ihr nun auch nicht die Zügel überlassen. Sie waren einander ebenbürtig. Es versprach, ein interessantes Gespräch zu werden.
„Venedig soll unsere erste Niederlassung in Italien werden“, erklärte Nell. „Wollen wir gehen?“
Galant hielt Luca ihr die Tür auf. „Sie sind sehr selbstsicher.“
„Das muss ich auch sein, sonst könnte ich mein Team nicht so unterstützen, wie es das verdient. Aus diesem Grund überzeuge ich Menschen wie Sie, dass unsere Arbeit keine Bedrohung, sondern eine große Chance für alle Beteiligten darstellt.“
Luca konnte nicht umhin, sie für ihre Stärke zu bewundern. Dahinter spürte er jedoch auch, dass sie ihm gegenüber nachsichtiger geworden war. Wahrscheinlich empfand sie nur anders, weil er ihr die Hoffnung gab, ihr Projekt möglicherweise zu akzeptieren. Diesen Vorteil musste er nutzen. „Ich hoffe, Sie sind hungrig.“
„Ich verhungere, Luca.“
Sie schnitt eine Grimasse, die ihm zur Warnung gereichen sollte. In Gedanken aß sie sich bestimmt schon auf seine Kosten durch die ganze Speisekarte. Auf der anderen Seite war es ein eindeutiger Erfolg für ihn, dass sie seinen Vornamen benutzt hatte.
„Signor Barbaro?“ Nell winkte vor seinen Augen, als sie vor dem Lift standen. „Träumen Sie?“
„Sie haben mich Luca genannt. Wollen wir nicht bei den Vornamen bleiben?“ Er konnte beinahe sehen, wie sie innerlich abwägte.
„Gern. Dann nennen Sie mich doch Nell.“ Sie tat so, als habe sie nicht bemerkt, dass er sie schon so manches Mal so genannt hatte. Ernst sah er sie an. Der Zeitpunkt war gekommen, an dem sie sich ein wenig anstrengen musste. Sollte sie ihm doch beweisen, wie wichtig ihr das Meeting war.
„Ich freue mich darauf, das Projekt zu besprechen, aber wenn Ihnen der Zeitpunkt nicht passt, können wir es auch auf später vertagen.“ Seine Stimme klang beinahe teilnahmslos.
„Nein! Dinner ist fantastisch. Ich rufe nur eben Marianna an, um ihr zu sagen, wo ich bin.“
Sie hörte sich richtiggehend besorgt an. Die Aufzugtüren öffneten sich, und Nell erzitterte, als Luca sie leicht am Arm nahm, um sie hineinzugeleiten.
„Dann gehöre ich
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