JULIA EXTRA BAND 0262
Raum stehen lassen konnte. Gabriella würde sich dann bestimmt schlecht fühlen.
Seine Frau warf ihm einen warnenden Blick zu, aber er spielte schon den perfekten Gastgeber für die Neuankömmlinge. Von seinem Vorschlag, einen romantischen Tag zu verbringen, war nichts mehr zu spüren.
Gabriella gab auf und kämpfte mit den Tränen. Allein ihr Stolz hinderte sie daran, einfach zu gehen. Nun zerstörte diese furchtbare Ambrosia den einzigen Tag, den Gabriella unbeschwert mit Ricardo verbringen wollte, und Gabriella konnte rein gar nichts dagegen tun. Ambrosia und ihre schrecklichen Freunde! Gabriella fühlte sich mehr als minderwertig, und sie hasste Ricardo dafür, dass er sie nicht unterstützte.
Zwei Stunden später näherte sich die Blue Mermaid den alten Stadtmauern von Travania. Gabriella hatte schon viel von dieser Stadt gehört und wäre nur zu gern allein mit Ricardo dort gewesen. Aber das stand außer Frage. Es waren zehn Leute an Bord, und als die Jacht vor Anker ging, wurde schon das Mittagessen vorbereitet.
Gabriella gab sich alle Mühe, ihre Fassade aufrechtzuerhalten. Sie unterhielt sich angeregt mit einigen der ungeliebten Gäste und wünschte sie gleichzeitig zum Teufel. Am Schlimmsten war es, ihren Ehemann dabei zu beobachten, wie er sich auf dem Vorderdeck mit Ambrosia unterhielt. Sie gingen sehr vertraut miteinander um.
Obwohl Ricardo schwor, dass es nur ein Zufall war, wusste Gabriella, dass Ambrosia diese Begegnung geplant hatte. Irgendwie musste sie von diesem privaten Ausflug erfahren haben. Gabriella bekam bei dem Gedanken daran eine Gänsehaut. Sie musste die Wahrheit darüber herausfinden, wie Ambrosia und Ricardo zueinander standen. Und dabei konnten ihr nur die Gräfin oder Constanza helfen.
Seufzend stand sie an der Reling und starrte ins Wasser.
„Einen Penny für deine Gedanken.“
„Oh.“ Sie sah in das fröhliche Gesicht von Peter, dem gut aussehenden Engländer, der zur Partygruppe gehörte.
„Also?“
„Ach nichts. Wirklich. Ich betrachte nur das Wasser, das ist alles“, log sie.
„Ich glaube nicht, dass das alles ist“, erwiderte Peter mit einem einnehmenden Lächeln auf den Lippen. „Ich kann mir vorstellen, dass es nicht unbedingt einfach ist, von heute auf morgen Fürstin zu werden und sich mit einem vollkommen neuen Leben abzufinden.“ Es sah sie voller Mitgefühl an.
„Na, da hast du sicherlich Recht. Das ist nicht einfach. Aber man gewöhnt sich daran.“
„In zwei Monaten? Das ist erstaunlich. Besonders dann, wenn der Ehemann die Hälfte der Zeit in seine Arbeit verstrickt ist.“
Gabriella versteifte sich. „Mein Mann unterstützt mich, wo er kann“, sagte sie und schob ihr Kinn vor.
„Das ist sehr süß und loyal von dir“, bemerkte Peter. „Ich mag es, wenn eine Frau hinter ihrem Mann steht. Selbst wenn er es nicht verdient“, fügte er trocken hinzu und sah zum Vorderdeck hinüber.
Gabriella folgte seinem Blick und biss sich auf die Unterlippe. Diesen Mann konnte sie aber nicht nach der Wahrheit fragen. Doch wenn Ambrosia tatsächlich Ricardos Geliebte war, wusste es jeder hier an Bord, und allein Gabriella wurde zum Narren gehalten.
„Ambrosia ist Ricardos Geliebte, oder?“, fragte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte.
Peter zögerte. Er war ein netter Kerl, der Ambrosias Manipulation in Bezug auf Ricardo unterschätzt hatte. Als er merkte, wie vordergründig dieser Ausflug von ihr geplant worden war, hatte er beinahe selbst ein schlechtes Gewissen. Ihm gefiel nicht, dass dieses reizende junge Mädchen Opfer einer solchen Intrige wurde.
„Bitte!“, drängte Gabriella und klammerte sich an der Reling fest. „Ich komme dir wahrscheinlich idiotisch vor. Aber tue mir den Gefallen und lass mich nicht im Ungewissen! Sie schlafen miteinander, oder etwa nicht?“
„Sie haben“, entgegnete er knapp. „Ich glaube nicht, dass sie seit eurer Hochzeit zusammen gewesen sind. Deshalb veranstaltet Ambrosia wohl auch dieses ganze Theater. Sie will ausprobieren, ob sie Ricardo noch für sich gewinnen kann.“
„Tja“, sagte Gabriella und sah zum vorderen Teil der Jacht. „Sie macht es ziemlich gut. Findest du nicht?“
„Ich glaube nicht. Du solltest dir um sie keine Gedanken machen. Sie ist Geschichte, und das weiß sie auch. Wie könnte es auch anders sein, wenn Ricardo doch dich hat?“
Gabriella lachte bitter auf. „Glaubst du, ich bin zu jung und unerfahren, um zu verstehen, was einen Mann und eine Frau verbindet? Du brauchst
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