JULIA EXTRA BAND 0262
die beiden nur anzusehen, um zu spüren, was zwischen ihnen vorgeht.“ Ihre Stimme versagte, und sie musste schlucken.
„Gabriella, nicht!“ Spontan nahm Peter ihre Hand in seine. „Ich hasse es, schöne Frauen leiden zu sehen. Mach dir keine Sorgen! Ich sehe, was ich tun kann.“
„Nein, das musst du nicht“, widersprach sie hastig, und ihre Augen blitzten auf. „Du wirst es schön auf sich beruhen lassen. Das ist mein Problem, nicht deins. Oder besser gesagt, es ist eine Sache zwischen Ricardo, dieser Frau und mir. Wenn er mit ihr schlafen will, dann ist das eben so. Es ist mir egal.“
Sie entriss ihm ihre Hand und rannte hinunter in eine der Kabinen. Dort setzte sie sich auf das Bett und atmete ein paar Mal tief durch. Schon letzte Nacht hätte sie wissen müssen, dass alles Illusion war. Es war zu perfekt gewesen. Also hatte er sie gar nicht behutsam entjungfern wollen, er hatte ihr nur seinen Stempel aufgedrückt!
Inständig hoffte sie, der Tag würde schnell vorübergehen. In Maldoravien hatte sie wenigstens ihre Privatsphäre und wurde nicht zum öffentlichen Gespött gemacht. Jetzt kannte sie die Wahrheit und würde sich nicht länger zum Narren halten lassen.
Er wird mich nie wieder anfassen, schwor sie sich. Nicht, solange ich lebe.
8. KAPITEL
„Hattet ihr einen schönen Tag?“, erkundigte sich die Gräfin am nächsten Morgen, als sie und Gabriella gemeinsam in der Limousine saßen, um zum Waisenhaus zu fahren.
„Es war nett, danke“, erwiderte Gabriella tonlos.
Die Gräfin sah sie von der Seite an. Das Strahlen vom Vortag war verschwunden. Stattdessen zeichneten sich dunkle Ringe unter den Augen der jungen Frau ab, und eine tiefe Traurigkeit stand in ihrem Gesicht. Ratlos fragte sich die Gräfin, was in so kurzer Zeit passiert sein konnte, um all die Fortschritte zwischen den frisch Verheirateten wieder zunichte zu machen.
Auch Ricardo saß vollkommen in Gedanken versunken hinter seinem Schreibtisch. Was für ein Desaster! Er hätte wissen müssen, dass Ambrosia ihm auflauern würde. Wenigstens hatte er ihr nun unmissverständlich klargemacht, dass ihr Verhältnis für immer vorbei war. Er hätte das bereits vor seiner Hochzeit tun sollen, das war ihm mittlerweile klar. Aber wer hätte gedacht, dass der Sex mit Gabriella eine so magische Erfahrung sein würde? So etwas hatte er sich früher nicht einmal vorstellen können.
An die letzte Nacht wollte er sich lieber nicht erinnern. Der liebevolle Umgang zwischen ihnen war verschwunden. Gabriella hatte sich wieder in den widerspenstigen Teenager verwandelt, der sie vorher so oft gewesen war. Er hatte ihr die Wahrheit sagen wollen, es sich dann aber anders überlegt. Solange sie nichts über seine Vergangenheit wusste, wollte er keine schlafenden Hunde wecken.
„Tut mir leid wegen heute“, begann er, als sie nach dem Ausflug in den Palast zurückkehrten. „Ich wollte den Tag mit dir allein verbringen, aber ich konnte meinen Freunden einfach nicht absagen.“
„Das war ziemlich deutlich“, gab Gabriella spitz zurück. „Wenn du das nächste Mal ihre Gesellschaft bevorzugst, bleibe ich einfach zurück.“
„Gabriella, jetzt sei nicht kindisch!“
„Ich bin kindisch? Okay, dann geht es eben nach deinen Regeln. Vielleicht bin ich kindisch oder einfach nur naiv. Du hast dich offenbar blendend amüsiert.“
„Was meinst du damit?“, fragte er misstrauisch.
„Nichts. Ich meine gar nichts. Und ich will auch nicht weiter darüber reden.“
Danach verschwand sie in einem der Zimmer, und Ricardo sah sie den ganzen Abend über nicht mehr. Sie kam nicht einmal zum Abendessen hinunter, und als er ins Bett ging, schlief sie bereits – oder tat wenigstens so.
Am Morgen versuchte er noch einmal, mit ihr zu sprechen. Doch sie begegnete ihm nur mit kalter Gleichgültigkeit, und merkwürdigerweise tat ihm das besonders weh.
Er konnte sich nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren, sondern nur noch daran denken, dass er diese Ehe retten wollte, die sie beide so unerwartet ereilt hatte.
Doch in den nächsten Tagen ergab sich dazu keine Gelegenheit. Zuerst wurde er für ein Staatsbegräbnis in den Mittleren Osten berufen, danach reiste er nach Bahrain, gefolgt von ein paar hektischen Tagen in London und Paris. Und als er im Palast anrief, erfuhr er, dass seine Frau zu Besuch bei seiner Schwester auf deren Anwesen in Österreich war.
Nach kurzer Bedenkzeit entschloss er sich, seiner Schwester einen Überraschungsbesuch abzustatten.
Das
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