JULIA EXTRA BAND 0262
glücklich, Mommy?
„Mir war klar, dass du nicht in Australien bleiben würdest“, sagte ihre Mutter, als Erin mit gebrochenem Herzen nach Manhattan zurückgekehrt war. „Du ähnelst mir zu sehr. Wir können uns nun einmal nicht ändern.“
Warum war sie darauf nicht von selbst gekommen?
Natürlich hing es mit Luke Manning zusammen. An einem wunderschönen Sommermorgen in New York hatte Erin einen Blick auf ihn geworfen und durch ihn die erstaunliche, unberechenbare, alles verändernde Kraft der Liebe kennengelernt. Nicht die sentimentale Version, sondern die wahre Liebe. Eine überwältigende Kraft, die sich jeder Logik widersetzte.
Noch jetzt konnte Erin sich an jedes Detail erinnern.
An jenem herrlichen Sommermorgen war sie am Times Square vorbeigekommen, auf dem Weg zu einem geschäftlichen Treffen mit Angie und einem wichtigen neuen Kunden. Als Erin die Seventh Avenue überquerte, zogen zahlreiche Menschen die Aufmerksamkeit auf sich, die sich um einen Mann mit einem Cowboyhut und einer Gitarre versammelt hatten.
Da Erin in Eile war, versuchte sie, den Touristen auszuweichen. Dabei stieß sie mit jemandem hinter ihr zusammen – jemand sehr Muskulösem.
„Oh, entschuldigen Sie.“ Erin drehte sich um und lächelte ihr Gegenüber unverbindlich an.
In diesem Moment war es passiert.
Der schwüle Sommermorgen, der Cowboy mit der Gitarre, der laute Verkehr, die Touristen und selbst Erins Termin lösten sich in nichts auf.
Sie sah in das Gesicht eines Mannes und konnte sich nicht mehr rühren.
Sie konnte ihn nur anstarren.
Umwerfend attraktiv hätte Erin ihn nicht genannt. Aber alles an ihm – alles – sprach sie an. Die klassisch männlichen Züge, die Wärme in seinen Augen, sein glänzendes braunes Haar, der durchtrainierte Körper, seine Größe …
In dieser einen New Yorker Sekunde hatte Erin gewusst, dass ihr Leben sich von Grund auf änderte und eine neue bessere Dimension erreichte.
Eine Stimme tief innen hatte ihr zugeflüstert, dass dieser Mann es war – die Antwort auf eine geheime Frage, die Erin sich gestellt hatte, seit sie elf Jahre alt gewesen war. Seit sie damals mit ihrer Schwester aus dem Fenster ihres Schlafzimmers Mädchenwünsche hinaus in den nächtlichen Himmel über Manhattan geschickt hatte.
Dieser Mann war der Richtige.
Er war für sie bestimmt.
Selbst seine Kleidung – einfache Jeans und ein weißes Baumwollhemd – war perfekt.
Erin konnte sich nicht rühren.
Es schien ihr, als ob es ihm ähnlich ginge. Intensiv sah er sie an und öffnete den Mund, um zu sprechen. Aber es kam kein Ton heraus. Kopfschüttelnd lächelte der Mann sie hilflos an.
Als er dann endlich sprach, klang es mehr wie ein Flüstern: „Bist du wirklich aus Fleisch und Blut?“
Erin schluckte. „Entschuldigung?“
„Tut mir leid, ich habe nur noch nie jemanden mit so blauen Augen gesehen. Sind sie echt?“
Entweder erlebte sie gerade die kitschigste Anmache, die sie je gehört hatte, oder ein wunderbares Kompliment. Als typische New Yorkerin war Erin viel zu emanzipiert, um einem Mann zu erlauben, sie im Sturm zu erobern. Daher ging sie erst einmal auf Nummer sicher und tat, als hätte er einen Scherz gemacht. „Wofür halten Sie mich? Natürlich sind meine Augen nicht echt.“
„Ja, sie sind einfach zu blau, um wahr zu sein. Tragen Sie Kontaktlinsen?“
Erst in diesem Moment fiel ihr der australische Akzent auf. Sofort klangen die Alarmglocken in ihrem Kopf.
Verflixt! Er war kein New Yorker – nicht einmal Amerikaner. Sie musste sich geirrt haben. Er konnte nicht der richtige Mann für sie sein.
Erin liebte ihre Heimatstadt und konnte sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Sich in einen Touristen zu verlieben kam für Erin deshalb nicht infrage.
Die Enttäuschung überwältigte sie. Aber das war ja völlig verrückt! Wieso ließ sie sich hier, am Times Square, von einem Fremden so aus der Bahn werfen? Normalerweise war sie in Bezug auf Männer immer ziemlich nüchtern. Zu nüchtern, wie Angie behauptete.
Sie lächelte dem gut aussehenden Australier zum Abschied noch einmal zu und drehte sich dann um, um die West 47th Street hinunterzugehen. Aber der attraktive Fremde trat ihr einfach in den Weg.
„Einen Moment noch – bitte !“
Jedem anderen Mann hätte sie sofort ihre Selbstverteidigungskünste demonstriert. Aber bei ihm fand sie selbst diesen Eingriff in ihre Privatsphäre charmant.
„Bitte, entschuldigen Sie“, sagte sie ungewöhnlich schüchtern. „Ich
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