JULIA EXTRA BAND 0262
vielen Ebenen so stimmig an – sie mochten die gleiche Musik, liebten dieselben Filme und lachten sogar an den gleichen Stellen. Erin kochte leidenschaftlich gern thailändisch, und Luke war ein ausgesprochener Fan dieser Küche.
„Du darfst mich nicht verlassen“, sagte sie eines Nachmittags, als sie in ihrem Apartment auf dem Sofa saßen, das direkt am Fenster stand. Von dort aus hatte man einen wundervollen Blick auf Manhattan. Das war auch das Einzige, was die hohe Miete rechtfertigte.
Erin liebte es, diesen Platz mit Luke zu teilen. Einander gegenübersitzend, tranken sie Ingwertee aus großen Tassen. Draußen flackerte die Neonreklame in der Abenddämmerung.
Luke seufzte und mied ihren Blick. „Ich fürchte, ich muss bald wieder nach Hause fahren. Meine Eltern werden nicht jünger, und sie verlassen sich darauf, dass ich mich um Warrapinya kümmere.“
„Nun“, sagte sie nach kurzer Pause, „wenn du wirklich keine andere Wahl hast, bedeutet das wohl, dass ich mit dir kommen muss.“
Überrascht setzte er seine Tasse ab und griff nach ihrer Hand. „Erin, das könnte ich nie von dir verlangen.“
Ihre Miene drückte Enttäuschung aus. „Warum? Willst du mich dort nicht haben?“
„Natürlich will ich das. Ich weiß gar nicht, wie ich ohne dich leben soll.“
Sie sah ihn an und erkannte, dass er es ernst meinte.
„Es muss irgendeine Lösung geben. Aber es wäre nicht fair, wenn ich dich bitte, all dies hinter dir zu lassen, um mit mir in Australien zu leben. Bestimmt würdest du den Busch hassen.“
„Aber deinem Großvater ist es doch auch gelungen, dort heimisch zu werden.“
„Für ihn war es anders.“
Erin schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht, dass es mir dort nicht gefällt, solange wir zusammen sind, Luke. Pioniergeist ist mir nicht fremd. Bestimmt kann ich auf einer Ranch leben.“
„Der Busch ist heiß und staubig, man ist dort sehr isoliert und einsam. Du hast dein ganzes Leben in Manhattan verbracht, umgeben von Millionen von Menschen. Die Landschaft um Warrapinya ist öd und leer. Außerdem ist es dort gefährlich.“
„Ach was.“ Sie lächelte ihn an. „Der Busch kann gar nicht gefährlicher sein als die Straßen von Manhattan.“
Er wollte protestieren, aber sie brachte ihn mit einem langen Kuss zum Schweigen. „Gibt es Straßenräuber in Warrapinya?“
„Es gibt Giftschlangen und Spinnen, viel Staub und viel Dreck.“
„Staub und Dreck? Aber du wohnst doch in einem richtigen Haus mit einem Dach, das den Regen abhält, und einem Badezimmer, in dem man sich waschen kann, oder?“
„Ja, aber was ist mit der Einsamkeit?“
Sie strich ihm mit dem Finger über die vollen Lippen. „Du wirst schließlich bei mir sein.“
„Hm, meine Zauberin.“ Er zog Erin an sich, schloss sie in die Arme und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Doch dann legte er den Kopf in den Nacken und seufzte erneut.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“
„Was ist mit deiner Firma?“
Oh ja. Gute Frage!
„Hast du auf deiner Ranch ein Telefon und einen Internetanschluss?“
Er schüttelte den Kopf. „Telefone gibt es, aber kein Internet.“
Das verblüffte sie.
„Aber die Regierung hat uns versprochen, dass sich das in den nächsten Jahren ändert.“
Um den Schock zu überspielen, lachte sie laut auf. „Solange ich einen kleinen Tisch in irgendeiner Ecke habe, kann ich meinem Job nachgehen. Wenn ich mit Angie telefonieren und ihr meine Entwürfe mailen kann, gibt es keinen Grund, warum ich nicht von dort aus arbeiten könnte. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut.“ Erin war so sehr in ihn verliebt, dass es ihr leichtfiel, an Wunder zu glauben.
Luke legte ihr die Hände auf die Schultern. „Wenn du mit mir kommst, möchte ich, dass wir heiraten.“
„Wirklich?“
Die Ehe einzugehen bedeutete einen großen Schritt. Aber ein Blick in Lukes Augen überzeugte Erin davon, dass ihre Frage töricht war.
Nun, wenn Luke sie heiraten wollte, erklärte sie sich damit einverstanden. Sie wollte ihn jedenfalls nicht mehr aus den Augen lassen.
Doch jetzt, sieben Jahre später, saß sie hier allein in einem Hotel in Sydney, während ihr Exmann und ihr Sohn Hunderte von Meilen ohne sie in Richtung Norden flogen. Zwar hatte Luke ihr damals einen Antrag gemacht. Aber sie war diejenige gewesen, die auf der Hochzeit bestand.
Sie hatte Luke dazu überredet und seinen Protest nicht ernst genommen.
Blind durch die Sehnsucht ihres Herzens und sorglos wie Eva im Paradies, hatte Erin
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