JULIA EXTRA BAND 0262
muss los.“
Doch er trat ihr erneut in den Weg.
„Sind Sie sicher?“
Wie bitte? „Natürlich bin ich sicher.“ Ungeduldig sah sie ihn an.
Er wandte den Blick nicht von ihr ab.
Oh, Gott. Alles an ihm war so stimmig – er war männlich, aber kein Macho, zäh, ohne grob zu sein. Er strahlte Intelligenz und Humor aus und hatte dieses sexy Lächeln, das Erin durch und durch ging.
„Ich finde, Sie sollten nicht gehen“, meinte er.
„Aber ich muss!“
„Es gibt etwas Wichtigeres.“
„Und … das wäre?“
„Sie müssen mit mir einen Kaffee trinken.“
Entgeistert sah sie ihn an. „Meinen Sie das ernst?“
„Absolut.“
Natürlich war sie überrascht und auch erfreut. Doch sie ignorierte ihre innere Stimme, die nur Ja, Ja, Ja rief. „Wie könnte das wichtiger sein als ein Geschäftstermin?“
Zunächst antwortete er nicht. Erin bereute die Frage bereits, denn natürlich gab es nur eine vernünftige Antwort – die sie nicht unbedingt hören wollte. Aber dann lächelte er erneut unwiderstehlich.
„Wir sollten jetzt Kaffee trinken, weil diese Stadt so riesig ist, dass ich Sie vielleicht nie wiedersehe, wenn ich Sie gehen lasse. Vielleicht ist das die einzige Chance, die wir haben, um uns kennenzulernen.“
Oh, Hilfe!
„Und ich finde, wir sollten uns unbedingt kennenlernen.“
Oh … Hilfe! Tief im Innern wusste sie, dass er recht hatte.
Er schaffte es, zugleich zu lächeln und die Stirn zu runzeln. Erin konnte nicht anders, sie musste zurücklächeln. Dann stellten sie sich vor und schlugen den Weg zum nächsten Diner ein. Erin rief Angie auf ihrem Handy an, um ihr mitzuteilen, dass sie leider nicht zu dem Termin kommen konnte.
„Es ist etwas dazwischengekommen“, sagte sie.
„Was denn?“
„Etwas Dringendes.“
Sie hörte, wie ihre Schwester stöhnte. „Ich bin schon seit einer Stunde mit dem Bus und der U-Bahn unterwegs, um es pünktlich zu schaffen.“ Nach ihrer Hochzeit mit Ed, dem Feuerwehrmann, war Angie nach Queens gezogen.
„Du kannst Mario doch auch unsere Entwürfe zeigen. Dafür brauchst du mich nicht.“
„Ich hoffe, es geht um Leben und Tod.“
„Allerdings.“ Erin wusste, dass sie nicht sehr überzeugend klang.
Nach kurzem Zögern meinte Angie: „Sag mir ja nicht, es geht um einen Typ.“
Erin blieb stumm.
„Ich habe recht, stimmt’s?“
„Ich melde mich wieder bei dir.“
„Sieht er gut aus? Ich kenne dich, Schwesterherz. So etwas würdest du nur machen, wenn es sich um einen Gott handelt.“
„Ich ruf dich wieder an.“ Damit beendete Erin das Gespräch. Plötzlich fiel ihr auf, dass ihr Begleiter auch gerade jemanden anrief.
„Tut mir leid, Kumpel“, sagte er in diesem Moment. „Ich melde mich wieder.“ Dann steckte er sein Handy in die Brusttasche seines Hemds.
„Mussten Sie auch eine Verabredung absagen?“, fragte Erin neugierig.
„Ja, mit einem Autor, der einen Agenten kennt. Aber ich kann ihn auch ein anderes Mal treffen.“
„Sind Sie Schriftsteller?“ Wie interessant!
Er zuckte die Schultern. „Nein, nicht direkt.“
„Was machen Sie dann?“
Luke erzählte es ihr.
Du liebe Güte!
Du … liebe … Güte! Erin konnte es kaum fassen. „Sie sind Cowboy?“ Wie, um alles in der Welt, konnte sie sich auch nur entfernt für einen Cowboy interessieren?
„In Australien nennt man das nicht so.“
„Aber Sie reiten, tragen einen großen Hut, treiben Vieh zusammen und … und Sie leben mitten in der Prärie.“
„Ja, schuldig im Sinne der Anklage.“
In diesem Moment spürte Erin Panik in sich aufsteigen. Mit Cowboys kam sie nun überhaupt nicht zurecht. Sie sollte so schnell wie möglich verschwinden. Und zwar sofort.
Trotzdem konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass Luke abgesehen davon genau der richtige Mann für sie war. Außerdem sah er unglaublich attraktiv aus und schien sich selbst hier, im Herzen Manhattans, wie zu Hause zu fühlen.
„Wenn es Sie beruhigt, werde ich keinen lauten Cowboyruf ausstoßen und Sie auch nicht meine kleine Lady nennen“, sagte er in breitestem Texanisch.
Die Hand aufs Herz gelegt, strahlte er sie an. Was konnte schon groß falsch daran sein, mit ihm einen Kaffee zu trinken?
„Gott, du bist unglaublich schön.“ Über den Tisch starrte Luke sie an.
Erin versuchte, ihr Erröten zu verbergen, und atmete tief ein und aus.
„Erin Reilly“, sagte er langsam und wiederholte ihren Namen genüsslich, als würde er einen guten Wein kosten. „Mit diesem Namen und den roten
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