JULIA EXTRA BAND 0263
sie davon ab, in sein Bett zu kriechen: die Erinnerung daran, wie er sie mit dem Namen einer anderen Frau angesprochen hatte, und die Tatsache, dass er kaum noch zu Hause war. Wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass Ersteres weniger Bedeutung hätte, wenn Letzteres nicht der Fall gewesen wäre.
Auch wenn sie nicht als Ersatz herhalten wollte, so war die Versuchung doch unendlich groß, es darauf anzulegen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Vor allem, da die Distanz zwischen ihnen mit jedem Tag wuchs und Tom immer weniger Zeit mit ihr oder im Haus verbrachte.
Er hatte sie gewollt, und er hatte sie praktisch in sein Bett eingeladen. Zwei Sachverhalte, die sie nicht vergessen konnte.
Letztendlich war es die Angst, das zu verlieren, was sie mit ihm hatte, die ihr die Entscheidung abnahm. Tom hatte angerufen und Bescheid gesagt, sie solle sich keine Gedanken um das Abendessen machen, er nehme an einer Studiengruppe teil. An einem Freitagabend. Als ob das je vorgekommen wäre! Nein, er ging ihr aus dem Weg. Und das konnte sie nicht länger ertragen!
Mittlerweile war es nach elf. Natürlich hatte sie gewusst, dass es schwer werden würde, ihn im Frühjahr gehen zu sehen. Niemals geahnt hätte sie jedoch, wie unmöglich es war, im gleichen Haus zu leben und ihn schon vorab zu verlieren. Falsch oder nicht, sie würde mit ihm schlafen. Vielleicht konnte das die Nähe wiederherstellen, die vor dieser dummen Episode zwischen ihnen bestanden hatte. Für eine Zukunft mit dem Mann, den sie liebte, wollte sie alles versuchen … selbst wenn diese Zukunft nicht von langer Dauer sein würde.
Maggie zog sich ihr Nachthemd über. Um sich nackt in sein Bett zu stehlen, war sie nicht mutig genug. Wäre er im Haus,hätte sie es niemals gewagt, so aber ging sie mit zögernden Schritten über den dunklen Gang zu seinem Schlafzimmer. Wenn er zurückkam und sie in seinem Bett vorfand, würde er verstehen. Er war feinsinnig und empfindsam, sie brauchte dann nichts zu erklären.
An diesen Gedanken klammerte sie sich, als sie unter die Decke schlüpfte. Sie würden sich lieben, und diese schreckliche Leere in ihrer Brust würde endlich aufgefüllt werden.
Während sie auf ihn wartete, wurden ihr die Lider schwer. Eine Woche voll schlafloser Nächte forderte ihren Tribut. Die letzte Erinnerung, die Maggie hatte, war der Blick auf den Digitalwecker neben dem Bett. Inzwischen war es nach Mitternacht.
Maggie wachte auf, als sie flüsternde Stimmen am Bett hörte. Die Matratze senkte sich, im gleichen Moment flammte die kleine Nachttischlampe auf. Maggie schnappte hilflos nach Luft.
Tom stand da, die Hand auf der Schulter einer umwerfend aussehenden Brünetten mit dunkelbraunen Augen, deren Bluse offen stand und damit perfekte weibliche Kurven, verhüllt in schwarzer Spitze, erkennen ließ.
„Maggie! Was machst du denn hier?“ Schockiert riss Tom die Augen auf.
„Schlafen“, entfuhr es ihr. Mehr hätte sie nicht herausgebracht, und wenn ihr Leben davon abgehangen hätte.
Die Brünette musterte sie mit einem abschätzigen Blick. In Toms Augen jedoch war Verstehen zu erkennen. Und Bedauern. Ein Bedauern, das mehr schmerzte als der verächtliche Blick seiner Freundin.
„Maggie, ich …“ Zum ersten Mal, seit sie Tom Prince kannte, war er um Worte verlegen.
Seine Begleiterin allerdings nicht.
„Warum liegt deine Haushälterin in deinem Bett?“, fragte sie voller Argwohn.
„Ich hatte vergessen, ihr zu sagen, dass ich heute nach Hause komme. Es ist Waschtag, ihr Bettzeug ist wohl noch in der Reinigung.“ Als improvisierte Ausrede war das gar nicht mal so schlecht.
Die aparte Schönheit verzog abfällig die Lippen. „Dann hätte sie auf dem Sofa schlafen sollen.“
„Hätte ich wohl“, murmelte Maggie. Vorwurfsvoll schaute sie zu Tom. „Es war ein Fehler, in dieses Zimmer zu kommen.“
„Das Timing ist wirklich sehr unglücklich“, gab er bedeutungsvoll zurück.
„Nun, das lässt sich sicherlich schnell richten, nicht wahr?“, mischte sich die Brünette hochmütig ein.
„Natürlich, sofort.“ Maggie kletterte aus dem Bett und dankte dem Himmel für das biedere weiße Nachthemd. Wäre sie nackt gewesen, sie hätte es nicht überlebt. So oder so war die Erniedrigung kaum zu ertragen.
Wortlos hastete sie zur Tür hinaus und in ihr Zimmer. Wie hatte sie sich nur einbilden können, Tom Princes Interesse an ihr könne mehr als ein Ausrutscher sein? Sie war so dumm gewesen zu glauben, er könne sie
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