JULIA EXTRA BAND 0264
gezogen hatte. Schlaftrunken hatte sie sich von ihm küssen lassen und âEnricoâ geflüstert. Und er hatte gesagt, sie solle weiterschlafen. Das hatte sie auch versucht. Und dann war da wieder dieser Traum gewesen.
Enrico hatte die Zungenspitze in ihren Mund gleiten lassen, und der Rest war â¦
⦠absolut schamlos gewesen!
Während des Telefongesprächs hatte sie sich nicht einmal nach Nicky erkundigt. Von Schuldgefühlen getrieben, drückte sie jetzt auf die Wiederholungstaste.
âDu hast mir schon wieder meinen Sohn gestohlenâ, sagte sie rau.
âUnser Sohn ist dort, wo er jeden Morgen um diese Zeit ist: in meiner Kinderkrippe, wo mein ausgezeichnetes Personal vorbildlich um sein Wohlergehen bemüht ist.â
Das klang so besitzergreifend, dass es Freya schwindlig wurde.
âAber ich habe ihn heute Morgen noch gar nicht zu Gesicht bekommenâ, beklagte sie sich.
âWas soll ich denn sagen? Ich habe ihn zwei Jahre lang nicht gesehenâ, wandte Enrico ein.
âDu willst dich also dafür rächen, oder? Du trennst mich von meinem Kind und bestrafst damit Nicky.â
âIch bestrafe niemanden, sondern versuche lediglich, das Beste aus dieser verfahrenen Situation zu machen. Nun wein doch nicht, Freyaâ, bat er sie, als er ihr unterdrücktes Schluchzen hörte. âDu hast keinen Grund dazu. Unserem Sohn geht es gut. Ich habe ihm erklärt, dass du noch sehr müde bist und deinen Schlaf brauchst. Das hat er verstanden. Er hat dir einen Kuss auf die Wange gegeben und gelacht, als du im Schlaf gelächelt hast. Ich durfte ihn dann waschen und anziehen, wobei er bestimmt hat, was er tragen wollte. Sonny hat er dann erlaubt, ihm Frühstück zu machen, und Fredo durfte ihn zur Kinderkrippe bringen. Der Kleine hat wirklich seinen eigenen Kopf.â
âUnd ich bin völlig überflüssig. Das ist wohl eine groÃe Genugtuung für dich, Enrico.â
âNein, denn er braucht natürlich seine Mutter. Du musst also für ihn da sein, solange er dich braucht. Und ich werde immer als Vater für ihn da sein, bis er auf eigenen FüÃen stehen kann. Gewöhn dich daran, Freya.â
âHast du deshalb die Hochzeitsanzeige aufgegeben? Enrico Ranieri freut sich, seine Hochzeit mit Miss Freya Jenson, der Mutter seines zweijährigen Sohnes, bekannt zu geben. Die Trauung findet in drei Wochen statt.â
â Damit ist allen Klatschtanten der Wind aus den Segeln genommenâ, erklärte Enrico. âIch denke nämlich nicht daran, Nicolo zum Gespött der Leute zu machen, nur weil wir versucht haben, die Wahrheit zu verbergen.â
Wenn man Enricos Erklärung Glauben schenken wollte, dann war dies eine sehr romantische Wendung der Ereignisse.
âEr wird sehr beeindruckt sein, wenn er alt genug ist, die Anzeige zu lesenâ, sagte Freya unwillig. âPass mal auf, Enricoâ, fügte sie dann hinzu. âDu wirst mich zwar zur Frau haben, aber du wirst mich nie wieder besitzen.â
Weil ihr Herz für Luca schlägt? Enrico umfasste den Hörer fester. âUnd Nicolo muss niemals erfahren, dass seine Mutter ihren Geliebten betrogen hat, vorausgesetzt, sie versucht das nie wieder. Damit kannst du dich schon mal abfinden.â
An diese Drohung musste Freya während der nächsten Woche immer wieder denken. Enrico hatte sie völlig in der Hand.
Vor ein paar Tagen war sie mit Sonny unterwegs gewesen, um sich neu einzukleiden, und hatte bei ihrer Rückkehr zur Mittagszeit Fredo und Nicky mit einer netten Kindergärtnerin vorgefunden.
Sie hieà Lissa, war jung, dunkelhaarig und sprach flieÃend Englisch und Italienisch. Wie sich herausstellte, hatte Lissa den Morgen mit Nicky in der Krippe verbracht, damit der Kleine sich an sie gewöhnen konnte. Als Freya die beiden zusammen sah, wirkten sie bereits wie alte Freunde.
Als Nächstes musste sie feststellen, dass ihr Schlafzimmer geräumt worden war, damit Lissa dort einziehen konnte. Ihre eigenen Sachen fand sie in Enricos Zimmer âwo sonst? Freya rächte sich, indem sie ihm mit Eiseskälte begegnete. Und Enrico zahlte es ihr heim, indem er nicht ein einziges Mal versuchte, sie an sich zu ziehen.
Am Frühstückstisch spielten sie jeden Morgen die glückliche Familie. Freya winkte Nicky lächelnd nach, wenn er mit Enrico, Lissa und Fredo aus dem Haus ging, und lieà ihren Gefühlen nur freien Lauf, wenn
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