JULIA EXTRA BAND 0269
immer im Nacken streng zusammengebunden. Aber sie in einem eleganten Seidenkleid zu sehen, das ihre Figur betonte, hatte er nicht erwartet. Ebenso wenig die neue Frisur, die ihr ausgezeichnet stand, und das leichte Make-up.
Nachdem Angie sich kurz umgesehen hatte, kam sie langsam auf ihn zu. „Ich frage mich, warum die Trauung in dieser Kleinstadt stattfindet.“ Sie blickte ihn kühl an.
„Warum nicht?“ Nikos betrachtete die Sommersprossen auf ihrer Nase und überlegte, ob sie auch an anderen Stellen ihres Körpers zu finden waren. Plötzlich breitete sich Erregung in ihm aus, und er hätte beinahe über sich gelacht. Schon früher war ihm aufgefallen, dass sie nicht unattraktiv war. Aber er zog Frauen vor, die Erfahrung hatten, weltgewandt und ihm im Bett ebenbürtig waren. Wie er herausgefunden hatte, verstand Angie unter Erotik etwas anderes als er.
„Es passt nicht zu dir.“
„Stimmt.“ Er versuchte nicht, seine Ungeduld zu verbergen. „Ich will jedes Aufsehen vermeiden. Wenn die Presse Wind davon bekommen hätte, dass ich heirate, hätte man uns keine Ruhe mehr gelassen. Das hätte dir genauso wenig gefallen wie mir.“
„Oh, entschuldige. Ich hatte vergessen, wie sehr du auf dein Ansehen bedacht bist.“ Angie warf seinen Leibwächtern einen spöttischen Blick zu. „Wie ich sehe, hast du keine Familienmitglieder eingeladen, um mit dir zu feiern.“
Seine Erregung und Angies spitze Bemerkung über sein Image beschloss er zu ignorieren. „Was gibt es denn zu feiern?“, erwiderte er stattdessen zynisch.
„Mit anderen Worten, du schämst dich meiner.“
Nikos schüttelte leicht den Kopf. „Es ging mir nur darum, den Brandizi-Diamanten zurückzubekommen, und es gab offenbar keine andere Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen.“
Leichte Röte stieg ihr in die Wangen, und für eine Sekunde überlegte Nikos, ob sie vielleicht Gewissensbisse hatte. Doch dann erinnerte er sich daran, dass sie eine Littlewood und vermutlich genauso geldgierig war wie ihre Schwester.
In diesem Moment betrat der Standesbeamte den Raum.
„Bist du nervös, meine Liebe?“ Nikos beugte sich zu Angie hinunter, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Genieß deine letzten Minuten als alleinstehende, unabhängige Frau. Bald gehörst du mir.“
6. KAPITEL
Die kurze Trauungszeremonie war für Angie eine einzige Qual. Sobald alles vorbei war, eilte sie aus dem viel zu warmen Raum hinaus ins Freie und atmete tief die kühle Luft ein. Der Himmel war grau an diesem Samstag im Juni, und es hatte angefangen zu regnen. Die vielen Menschen, die zum Einkaufen unterwegs waren, hatten die Schirme aufgespannt, um dem Regen zu entkommen.
„Angelina!“ Nikos kam aus dem Gebäude, gefolgt von seinen Leibwächtern.
Sie straffte die Schultern und wappnete sich für die bevorstehende Auseinandersetzung. „Nenn mich nicht Angelina!“
Er stellte sich vor sie. In dem eleganten dunklen Anzug und mit seinen harten Zügen und dem kühlen Blick wirkte er ungemein attraktiv. Die Frauen, die an ihnen vorbeigingen, blickten ihn bewundernd an. „Ich kann dich so nennen, wie ich will. Du bist jetzt meine Frau.“
„Das gibt dir nicht das Recht, mit mir zu machen, was du willst.“
„Da irrst du dich.“ Lächelnd packte er sie am Handgelenk. „Jetzt habe ich alle Rechte, die ich brauche, meine Liebe. Gib mir die Halskette.“
Angie zögerte kurz. „Kann ich sie noch eine Zeit lang tragen? Sie …“ Sie erinnert mich an meine Schwester, wollte sie sagen.
„Ich möchte die Kette sofort zurückhaben. Immerhin ist das der einzige Grund, weshalb ich dich geheiratet habe.“
Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu streiten. Seufzend nahm sie die Kette ab.
„So, ich muss jetzt nach Hause“, erklärte Nikos, nachdem er den Schmuck in seiner Jacketttasche hatte verschwinden lassen.
„Nach Hause?“
„Ja. Ich habe genug von diesem Regen.“ Er sah sich angewidert um. „In Griechenland warten wichtige Geschäfte auf mich, um die ich mich kümmern muss.“
Was für eine gute Nachricht, dachte Angie erleichtert. „Gut. Dann solltest du fahren. Ich habe dir den Diamanten zurückgegeben. Mehr haben wir uns nicht zu sagen.“
„Glaubst du wirklich, ich würde ohne dich fahren?“ Ehe Angie wusste, wie ihr geschah, zog Nikos sie an sich. „Wir haben gerade geheiratet, meine Liebe, und man erwartet von uns, dass wir viel Zeit miteinander verbringen. Wir sollten unsere wildesten Fantasien ausleben. War das nicht deine Absicht, als
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