JULIA EXTRA BAND 0269
schon wieder so seltsame Fragen“, stellte er amüsiert fest, während er die Unterlagen in die Hand nahm, die eine der vier Flugbegleiterinnen ihm reichte. „Tiana?“
„Ja, Sir?“, erwiderte die Blondine respektvoll.
„Wir möchten etwas essen, und stellen Sie bitte eine Konferenzschaltung mit Christian und Dimitri her.“
„Ja, Sir.“ Dann wandte sie sich freundlich lächelnd an Angie. „Willkommen an Bord. Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie bitte Bescheid.“
Der Wunsch, hysterisch aufzulachen, wurde übermächtig. Angie beherrschte sich jedoch und sah sich in dem luxuriös ausgestatteten Flugzeug um.
„Gehört es dir?“
Nikos studierte einige der Dokumente und blickte ungeduldig auf. „Was?“
„Das Flugzeug.“ Sie schluckte.
„Natürlich.“
„Warum kannst du nicht wie andere Menschen mit einer Linienmaschine fliegen?“
„Ich bin nicht wie andere Menschen.“ Er legte die Papiere neben sich und schnallte sich an. „Ich kann mein internationales Unternehmen nicht erfolgreich führen, wenn ich auf Linienflüge angewiesen bin.“
„Und deshalb hast du ein eigenes Flugzeug.“
„Nicht nur eins, sondern mehrere Flugzeuge“, korrigierte er sie sanft. „Fünf, um genau zu sein.“
In dem Moment kam die Flugbegleiterin mit zwei Gläsern Champagner zurück, und er nahm sie entgegen.
„Danke, ich trinke keinen Alkohol“, sagte Angie, als er ihr ein Glas reichte.
„Dann fängst du heute damit an“, forderte Nikos sie auf und stellte den Kristallkelch vor sie auf den Tisch. „Es wird dir helfen, dich zu entspannen, und das ist für uns beide besser. Du bist unglaublich angespannt und nervös.“
Sein rätselhafter Blick verursachte ihr Unbehagen, und sie erinnerte sich daran, dass er einmal erwähnt hatte, er brauche Sex, um sich zu entspannen. Rasch wandte sie sich ab. Dieser Mann machte sie nervös, viel nervöser als ihr guttat. Wahrscheinlich meint er nichts davon ernst, versuchte Angie sich zu beruhigen. Im Grunde machte es ihm einfach nur Spaß, sie zu verunsichern und in Verlegenheit zu bringen, das war alles.
Dennoch griff sie nach dem Glas Champagner. Sie wollte sich Mut antrinken. Dass sie auf dem Weg nach Griechenland war, konnte sie kaum glauben.
Nikos stand auf, weil die Konferenzschaltung hergestellt worden war, und ließ Angie allein. Mit halbem Ohr hörte sie zu, während sich Nikos auf Griechisch mit seinen Mitarbeitern unterhielt. Es schien um neue Märkte und Ölpreise zu gehen.
Was genau er machte, wusste sie immer noch nicht. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und nahm eine der Zeitschriften in die Hand, die auf dem Tisch lagen. Tiffany hatte ihr erzählt, dass er mehrere Hotels und eine Schifffahrtsgesellschaft besaß. Aber in den Zeitungsartikeln wurde immer betont, er sei ein Finanzgenie.
Resigniert und lustlos blätterte sie in der Zeitschrift. Schließlich weckte ein Bericht über archäologische Ausgrabungen ihr Interesse.
Als sie nach vier Stunden zur Landung ansetzten, fiel Angie ein, dass sie nicht einmal gefragt hatte, wohin die Reise ging.
Nikos schien ihren fragenden Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. „Willkommen auf Kreta“, erklärte er in diesem Moment und begann die Unterlagen, die er bis eben durchgearbeitet hatte, in seinem Aktenkoffer zu verstauen.
„Besitzt du hier ein Haus?“
„Eine Villa. Wenn ich nicht in New York oder Tokio bin, pendle ich zwischen Athen und Kreta. Besonders am Wochenende, wenn ich ungestört sein will, fliege ich auf die Insel. Schau mich nicht so besorgt an. Auf Kreta gibt es zahlreiche Ausgrabungsstätten. Du wirst dich hier wohlfühlen. Wenn dir die Arbeit im Museum fehlt und du Entzugserscheinungen hast, kannst du anfangen, in meinem großen Garten zu graben“, erklärte er leicht spöttisch.
Als sie das Flugzeug verließen, sagte Angie sich, dass alles vielleicht doch nicht ganz so schlimm werden würde, wie sie befürchtet hatte. Nach den vier Stunden mit ihm im Flieger wusste sie, dass er ein Workaholic war. Und wo konnte sie sich besser die Zeit vertreiben als auf Kreta mit den vielen Spuren vergangener Kulturen?
Sie musste Nikos nur aus dem Weg gehen, dann wäre alles in Ordnung.
Schon kurz darauf fuhren sie die Küstenstraße entlang. Die untergehende Sonne färbte den Himmel, der sich im Meer spiegelte, rötlich golden, und die Berge in der Ferne wirkten düster und geheimnisvoll. Es war beinahe dunkel, als der Fahrer vor einem großen schmiedeeisernen Tor anhielt, das elektronisch
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